Forchheimer begehren auf gegen Uni-Gebühren
Autor: Andreas Oswald
Forchheim, Donnerstag, 17. Januar 2013
Schon bei der Öffnung des Einwohnermeldeamtes, heute punkt 8 Uhr, gab der erste Forchheimer sein "Nein" zu den Studiengebühren in Bayern ab. Die Ablehnungshaltung ist generationenübergreifend.
So kann man sich täuschen. Hatte der Leiter des Einwohnermeldeamt, Dieter Walda, vor Beginn des Volksbegehrens gegen die Studiengebühren noch mit einem schleppenden Start gerechnet, musste er schon wenige Stunden nach Öffnung der Eintragungsschalter zugeben: "Es sind mehr Unterschriften eingegangen, als wir für den ersten Tag erwartet haben."
Bis 14.30 Uhr hatten gestern schon 157 Forchheimer Bürger ihr "Nein zu den Studiengebühren in Bayern" abgegeben. "Der Erste war um Punkt 8 Uhr da, als wir aufgemacht haben", berichtet Silke Decker, die die ausgefüllten Listen sammelt und im Panzerschrank der Stadtverwaltung deponiert.
Von den Münchner Initiatoren des Volksbegehrens, den Freien Wählern, seien alle Kommunen angeschrieben worden, mit der Bitte um tägliche "Wasserstandsmeldungen", erklärt Walda.
Dort, so erläutert Walda, werde dann ermittelt, ob die rund 940 000 erforderlichen Unterschriften zusammengekommen sind. Wenn somit zehn Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung unterschrieben hätten, gebe es zwei Möglichkeiten: "Entweder es wird innerhalb von drei Monaten ein Volksentscheid durchgeführt - oder die Staatsregierung schafft von sich aus die Studiengebühren ab", erklärt der Leiter des Einwohnermeldeamtes.
Zwischen Hoffen und Bangen
Einer, der mit seiner Unterschrift "Nein" sagt zu den Studiengebühren ist Patrick Schröter. Er studiert im ersten Semester Wirtschaftswissenschaften. Seine Meinung: "Bildung sollte für alle da sein." Deshalb müssten die Beiträge auch abgeschafft werden. Dies würde das Studieren wesentlich erleichtern. Seine Eltern könnten es sich zwar leisten, ihm das Studium zu finanzieren, gibt der junge Mann zu - aber so gut gehe es eben nicht jedem. Außerdem seien in fast allen Bundesländern die Studiengebühren abgeschafft worden - "warum müssen wir also hier in Bayern noch zahlen", fragt sich Patrick Schröter. Bei der Frage, ob das Volksbegehren durchgehen werde, ist er sich nicht so sicher: "Ein Zweifel ist da - aber die Hoffnung lebt."
Auch Andreas Lang unterschreibt die Liste. Er studiert Germanistik und Theologie für das Lehramt - schon im siebten Semester. "Ich zahle schon lange Studiengebühren - fast von Anfang an", betont der junge Mann. Auch er wird von den Eltern finanziert. "Die durften noch ohne Gebühren studieren", betont Andreas Lang. Er selber könne die Studienbedingungen damals und heute nicht vergleichen - aber von den eingenommenen Geldern spüre man nicht viel an den Unis. "Außer, dass einige Tutorien angeboten werden, hat sich nichts wesentlich verbessert." Wenn man dann noch höre, dass Studiengelder auf Konten von Universitäten geparkt würden, weil die nicht wüssten, was sie damit machen sollen, so ärgert sich der Student, "dann kann man nur hoffen, dass das Volksbegehren erfolgreich ist."
Kritik am Länderfinanzausgleich
Auch eine Mutter unterschreibt die Liste: Andrea Knörnschild-Müller. "Mein Sohn Felix studiert Chemie in Nürnberg", erzählt sie. Es sei ein Fehler gewesen die Gebühr überhaupt einzuführen, gibt sie zu, obwohl sie selber der CSU angehört. "Man muss ja nicht immer parteikonform sein." Es könne im Übrigen nicht sein, dass Bayern der größte Geldgeber im Länderfinanzausgleich sei , und dass damit SPD-regierte Länder auf Studiengebühren verzichten könnten.
