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Forchheim ist Oberfrankens Spitze


Autor: Jennifer Opel

Forchheim, Sonntag, 15. Januar 2017

Nach einer neuen Berechnung des Landesamtes für Statistik steigt die Einwohnerzahl im Landkreis Forchheim bis zum Jahr 2035 auf fast 119 000.


Die Bevölkerungszahl des Landkreises Forchheim wächst. Nicht nur aktuell, sondern auch in Zukunft. Das besagen die neuesten Berechnungen des Bayerischen Landesamtes für Statistik. Demnach wird die Einwohnerzahl im Landkreis von derzeit rund 114 800 auf geschätzte 118 700 im Jahr 2035 steigen.

Bamberg steht neben dem Kreis Forchheim in Oberfranken am besten da. Alle anderen Landkreise und kreisfreien Städte müssen trotz der allgemein positiveren Aussichten weiterhin mit einem Rückgang der Bevölkerung rechnen.


Unter dem Durchschnitt

Während der Kreis Forchheim in Oberfranken ganz vorne rangiert, liegt er im gesamtbayerischen Vergleich jedoch unter dem Schnitt. Um 5,4 Prozent wächst der Freistaat, wenn es nach den Statistikern geht. Der Landkreis Forchheim wird auf ein Wachstum von 3,4 Prozent geschätzt. Im Vergleich zum restlichen Oberfranken ist das aber herausragend.

Der Bericht des Landesamts für Statistik besagt nämlich, dass der Regierungsbezirk Oberfranken um 5,1 Prozent schrumpfen wird - bis 2035. Die Region Forchheim ist neben Stadt- und Landkreis Bamberg das einzige Wachstumsgebiet.

Extrem sind die Unterschiede der Prognosen auf der Ebene der Städte und Kreise. Spitzenreiter ist der Landkreis Dachau (+17,2 Prozent), Schlusslicht der Landkreis Wunsiedel (-15,2 Prozent).


Demografische Entwicklung

Um diese Voraussagen zu treffen, beobachten die Statistiker besonders die demographische Entwicklung.
Während die Anzahl der ganz jungen Forchheimer sinkt, wächst die Zahl der Senioren im Landkreis. Der sogenannte Altenquotient liegt aktuell bei 31,6 und wächst voraussichtlich auf 54. Der Altenquotient beschreibt die Anzahl der 65-Jährigen oder Älteren je 100 Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren.


Ältere Menschen in Forchheim

Dementsprechend wird auch der Altersdurchschnitt im Landkreis ansteigen - von aktuell 43,8 auf 47 Jahre. Damit wäre Forchheim aber immer noch jünger als Oberfranken (48,2 Jahre), aber auch älter als die Nachbarlandkreise Nürnberger Land (47,2) und Erlangen-Höchstadt (46,4). Die Landkreise Bamberg (+3,9 Jahre) und Bayreuth (+3,3) altern noch mehr als der Landkreis Forchheim (+3,2).


Masse zieht es in die Stadt

Besonders auffällig an den Zahlen: je weiter weg von Nürnberg oder München, desto schlechter die Zukunftsprognosen. Das ist nicht unbedingt überraschend, lässt aber die Angst vor weiteren Mietpreis-Anstiegen und überalterten Gemeinden ansteigen.

Wenn es so weitergeht, wie die Prognosen besagen, dann werden in Oberfranken im Jahr 2035 noch rund 1 005 100 Menschen leben. Das sind 54 000 Menschen weniger als jetzt. Gleichzeitig werden in Mittelfranken 65 000 Menschen mehr leben.

Den größten Zuwachs hat Oberbayern zu erwarten. Knapp eine halbe Million mehr Einwohner in den nächsten 20 Jahren werden prognostiziert.

Gesamtbayern wird dann 688 000 mehr Einwohner haben, aber trotzdem um 2,5 Jahre altern.


Kommentar: Eigenverdienst oder Sogwirkung?

Forchheim ist jung und sexy. Zumindest hat das den Anschein, wenn man sich die blanken Prognosen anschaut.
Um 3,4 Prozent soll die Bewohnerzahl im Kreis bis 2035 steigen, während in ganz Oberfranken die Anzahl um 5,1 Prozent zurückgehen wird. Und auch jünger wird Forchheim sein als der oberfränkische Schnitt (47 Jahre versus 48,2 Jahre).

Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit. Im Vergleich zu den Nachbarlandkreisen in südlicher Richtung entwickelt sich Forchheim eher durchschnittlich. Erlangen-Höchstadt wird um 4,9 Prozent wachsen und der Landkreis Nürnberger Land um 3,6 Prozent. Und jünger bleiben die Mittelfranken auch!

Auch wenn uns die Nachricht freut, dass Forchheim floriert und das oberfränkische Paradebeispiel ist, so müssen wir auch ehrlich gestehen: Allein wegen der schönen Landschaft, dem attraktiven Angebot der Stadt oder der historischen Kaiserpfalz ziehen nicht mehr Menschen nach Forchheim. Die Attraktivität ist geprägt von den Arbeitsplätzen in der Metropolregion und den im Vergleich günstigeren Wohnpreisen.

Forchheim ist also schon ein Stück weit jung und sexy. Aber das ist der Sogwirkung der Metropolregion zu verdanken und nur in den seltensten Fällen ein Eigenverdienst.

Aber dass die jungen Forchheimer sich hier kein eigenes Bauland mehr leisten können und aus der Stadt flüchten, um den Metropol-Pendlern Platz zu machen, das ist schon ein Eigenverdienst. Allerdings keiner, auf den man stolz sein könnte.