Forchheim ist auf das Huhn gekommen
Autor: Nikolas Pelke
Forchheim, Montag, 02. Dezember 2013
Die einen lieben, die anderen hassen es: Fast-Food. In Forchheim hat ein Fast-Food-Unternehmen einen neuen Laden aufgemacht. Direkt an der Autobahn verkauft "KFC" ab sofort Hühnerteile in allen Variationen und sorgt für Diskussionen.
Das Fett ist heiß, die Mütze sitzt, Colonel Sanders grinst von oben: "Willkommen bei KFC. Mein Name ist Aytug. Was kann ich für Sie tun?", fragt Aytug Okcün aus Forchheim in die Sprechanlage. Jacqueline und Tochter Tamara hocken ein paar Meter weiter in ihrem Auto vor dem Drive-In-Schalter und überlegen noch, was genau auf dem Teller landen soll. "Wir möchten die Acht und die Zehn. Den Burger mit Käse bitte", sagt Jacqueline, während sie sich aus dem Fenster lehnt, um besser in die Anlage sprechen zu können.
Ganz ohne Nachfragen funktioniert die Bestellung nicht: Mit Mayo oder Ketchup? Scharf oder normal? "Sonst noch ein Wunsch?", fragt Aytug höflich und fasst die Bestellung, weil eine Antwort ausbleibt, nochmal kurz zusammen: "Eine Finger-Box mit Ketchup und Cola und einmal die Kombi-Box mit Ketchup und Cola. Dann haben wir 17, 88 Euro. Fahren Sie bitte zum ersten Fenster."
Fans der amerikanischen Fast-Food-Kette sind Mama und Kind noch nicht. "Ich wollte erst Döner essen", sagt die Tochter. "Aber dann wollten wir das mal ausprobieren", sagen die beiden und rollen ein paar Meter weiter zur Essens-Ausgabe. In der Küche wandern die Hähnchenteile für Mutter und Tochter direkt in die Fritteuse. Wer nicht mit dem Auto gekommen ist, muss sich auf eigenen Beinen in den Laden schleppen und in die Schlange der hungrigen Mägen einreihen.
Birgit Langgut hat diese Prozedur schon hinter sich gebracht. "Wir sind extra aus Adelsdorf heute zur Eröffnung nach Forchheim gekommen", erzählt die stolze Mama, während das zweijährige Töchterchen Leoni an einem knusprigen Hähnchen-Filet knabbert: "Das Essen schmeckt uns beiden super", sagt die junge Mutter.
Essen ohne Moral?
Nicht alle sind begeistert von dem Angebot der amerikanischen Fast-Food-Kette. "Ich unterstütze das einfach nicht. Am Ende entscheiden wir als Verbraucher, was wir essen und wen wir damit unterstützen. Und Massentierhaltung kann ich einfach nicht unterstützen", sagt Anneliese Pyc aus Kersbach und macht einen großen Bogen um das Bild von Colonel Sanders mit den drei großen, roten Buchstaben. Jeder solle sich mal ein Video im Internet anschauen, wie die Tiere gehalten und geschlachtet werden, empfiehlt die junge Frau. "Dann merkt man, dass das Essen dort keinen moralischen Standards entspricht", sagt Pyc. Auf der Facebook-Seite des Fränkischen Tags Forchheim wird eifrig über die Vor- und Nachteile von Fast-Food im Allgemeinen und KFC (früher Kentucky Fried Chicken) im Besonderen diskutiert. Mangelnder Tierschutz wird dem Unternehmen vorgeworfen. Zudem verursache die Hühner-Kette zu viel Müll.
Der US-Konzern "Yum Brands", zu dem neben der Chicken- auch eine Pizza-Kette gehört, stellt sich den Vorwürfen und sagt dazu: "Unsere Produkte bestehen aus 100 Prozent natürlich gewachsenem Hähnchenfleisch", sagte eine Sprecherin von KFC-Deutschland Tierschutz habe für den weltweit agierenden US-Konzern höchste Priorität, versichert die Sprecherin und verweist gleichzeitig auf die wirtschaftliche Bedeutung: Aktuell seien rund 4 000 Mitarbeiter für KFC in Deutschland tätig.
Von den Diskussionen wollen die drei Schülerinnen auch nach dem Essen nichts wissen. "Die Mensa in der Schule ist out. Wir haben jetzt KFC ", sagen die Teenager unisono im Chor.
KFC in Forchheim sorgt für Diskussionen auf Facebook
Marco M.: "Noch mehr Fast-Food-Müll... Super! Aber nicht mal ein vernünftiges fränkisches Schaschlik bekommt man in Forchheim - außer am Imbiss beim ATU. Und da ist mehr Fett drin als sonst was. Essen in Forchheim ist die reinste Katastrophe."
Karen S.: "Zeit ist es geworden. Jetzt muss man nicht immer nach Fürth oder Bamberg fahren, um gutes Chicken and Coleslaw zu bekommen. Ich freu mich auf jeden Fall riesig drüber."
Phil O.: "Gegen die Überwacher maulen, aber ihren Fraß mit gierigen Händen greifen. Herr lass Hirn regnen."
Maria J.: "Forchheim ist in den letzten Jahren gewachsen und wächst weiter, und das ist gut so, und wem es beim KFC nicht schmeckt, der muss ja nicht hingehen, aber manche Leute haben nix besseres zu tun, als sich immer über alles und jeden aufzuregen."
Isabel P.: "Schön, dass ihr euch alle freut. Freut ihr euch auch darüber, dass viele Tiere, die nicht artgerecht gehalten und gequält werden sterben nur um euren hunger zu stillen? Ein McDonalds ist schon Schande genug. Ein KFC hat gerade noch gefehlt, das hätte ich nicht gedacht liebes forchheim, ihr solltet euch mal mehr gedanken über den überdimensionalen fleischkonsum machen.
Ingo H.: "Einfach mal den Fleischkonsum überdenken und maßvoll damit umgehen. Man muss ja nicht gleich Vegetarier werden. Ich bin mir bewusst, das KFC sicherlich am Ende des Tages nur ein Ziel hat: Geld und das möglichst viel. Das die Hühnerteile dann nicht vom Biobauern von Nebenan kommen ist jedem wohl klar. Verraten tut das KFC auch nicht, also ist es für mich keine Option der gesunden Ernährung. Was andere für sich entscheiden ist jedem selbst überlassen. Also, Mahlzeit und einen guten Appetit."
Nogg A.: "...freu mich drauf,
Mal was anderes wie MD [McDonalds] und BK [Burger King; Anm. der Redaktion].
Cliff E.: "Zu teuer, schmeckt nicht, satt wird man auch nicht. Mach ich mir lieber was eigenes."