Forchheim glitzert, glänzt und strahlt
Autor: Dorothea Weiler
Forchheim, Sonntag, 09. Februar 2014
Beim Schwarz-Weiß-Ball des Liedervereins Forchheim kommt keine Langeweile auf. In der Band "Picobello" sorgt ein Zwölfjähriger für Furore.
Andrea John, Moderatorin des gesellschaftlichen Großereignisses schlechthin, borgte sich kurzerhand das Motto des Dresdener Semperopernballs vom Vorabend aus und funktionierte es örtlich um: "Forchheim glitzert". Doch spätestens am Höhepunkt des Schwarz-Weiß-Balls des Liedervereins Forchheim 1845 in der Jahn-Halle wurde jedem klar, dass dieses Motto maßlos untertrieben war. Forchheim glänzte, nein, Forchheim strahlte sogar.
Dirigent Jens Birnbach ließ mit einem Beatles-Medley seinen Chor zur Höchstform auf- und das Publikum im Saal zum Kochen überlaufen. Auf gewohnte Weise setzte der Theatermann allerhand Effekte ein, um die Zuschauer mitzureißen. Wie vor einem Boxkampf marschierten die zehn Sänger und 26 Sängerinnen des Liedervereins feierlich gemessenen Schrittes zu bombastisch gedehnten Klängen des Keyboards der Band "Picobello" in Richtung Bühne.
Begeisternde Begrüßung
Der Dirigent machte eine gekonnte Pirouette auf dem Absatz zum Publikum hin, riss die Arme auseinander und kündigte im Sportmoderatorenstil breitspurig an: "Sehr geehrte Damen und Herren, Ladies and Gentlemen in den flauschigen Sitzen der girlandengeschmückten Jahnhalle, begleitet von der bewährten Band 'Picobello' und unserer großartigen Pianistin Roswith Plott, begrüßen Sie jetzt mit gebührendem Applaus unseren Lieeedervereiiiiiin Fooooooooorchheiiiiiiiiiiiiiiim."
Mit diesem Einstieg hatte Birnbach das Publikum im Handumdrehen auf seine Seite gebracht. Doch es wäre gar nicht nötig gewesen, auf diese Weise Eindruck zu schinden, wenngleich man auf solch witzige Auflockerung gerade bei einem Faschingsball nicht verzichten möchte. Allein das gelungene Arrangement von zahlreichen bekannten Oldies wie "Here comes the sun", "Imagine", "Ticket to ride", "Strawberry fields" und vielen anderen hätte gereicht, um alle mitzureißen.
Der Chor bewies mit sauberer Harmonie und ausgewogener Dynamik, dass er sein Handwerkszeug beherrscht. Die begeisterten Gesichter der Sängerinnen und Sänger zeigten, dass es auch heute noch Spaß machen kann in einer großen Singgemeinschaft mitzumachen. Der Rahmen wurde vom Anfangs- und Schlusslied gebildet und trug die passende Botschaft: "All you need is love". Da die Zuhörer eindringlich eine Zugabe forderten, erklang schließlich noch einmal "It's been a hard day‘s night", das Thema, mit dem der Chor den Ball überschrieben hatte.
Tessaro sorgt für gute Laune
Die Band "Picobello" stand, abgesehen von mehreren technischen Ausrutschern, die Aussteuerung betreffend, dem Chor in nichts nach und unterhielt die festlich gekleideten Gäste nicht nur musikalisch, sondern auch tänzerisch blendend. Mit geschmeidiger Zwischenmoderation, nicht nur den jeweiligen Songtitel, sondern auch den passenden Tanzstil bekanntgebend, sorgte Michael Tessaro für durchgehend gute Laune.
Neben altbewährten Songs von "New York, New York" über "Love is in the air" bis hin zu "Amor, amor, amor" hatte die Band diesmal noch eine ganz besondere Überraschung parat. Mit dem zwölfjährigen Mark Wasserburger, dem Sohn des Keyboarders Gernot Wasserburger, hat die Band nämlich Nachwuchs bekommen, der bei seinem ersten Auftritt für "Picobello" souverän das Saxophon blies, als hätte er nie etwas anders getan. Nicht nur seine Mutter beobachtete aus dem Publikum stolz den Junior, sondern es waren sogar aus Schwabach seine Pateneltern angereist, um die Premiere mitzuerleben.
Die Auftritte der Jugendgarde mit ihrem Marschtanz sowie der Prinzengarde mit Showtanz der Närrischen Siedler Lichteneiche bereicherten das Programm des Schwarz-Weiß-Balls um zwei weitere Glanzstücke. Beeindruckte die Jugendgarde mit solider sportlicher und choreographischer Leistung nach Mariechenart, so erstaunte die Prinzengarde mit einem bunten Stilmix aus Musik, tänzerischer Darbietung und Kostümierung. Beides honorierte das Publikum mit kräftigem Beifall.
Tradition seit dem Jahr 1888
Martin Hüller, Zweiter Vorsitzender des Elferrats der Närrischen Siedler Lichteneiche, beglückte Ingrid Neubauer, Vorsitzende des Liedervereins Forchheim, mit dem "Orden der Saison". Letztere hatte zu Beginn des Schwarz-Weiß-Abends darauf aufmerksam gemacht, dass der Ball des Liedervereins die längste Tradition unter den Forchheimer Tanzveranstaltungen aufweisen könne, wie eine Aufzeichnung aus dem Jahr 1888 belege. Diese Tradition zu erhalten und fortzusetzen sehe der Liederverein als seine Pflicht an.
Dazu sei er jedoch auf sein Publikum angewiesen, und so sei es erfreulich, dass viele Teilnehmer seit Jahren regelmäßig den Ball besuchten, sich aber auch immer wieder neue Gesichter blicken ließen. Unter den Besuchern begrüßte Ingrid Neubauer neben Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) zahlreiche Politiker und merkte dazu an: "In unserem Landkreis gibt es Politiker, die sich gerne unter das tanzende Volk mischen und dafür unser Interesse verdienen."