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Forchheim: Das knallharte Geschäft mit dem Schenken


Autor: Petra Malbrich

Forchheim, Sonntag, 10. Januar 2016

Auch in Stadt und Landkreis Forchheim fahren von regionalen Firmen durch Werbung finanzierte Autos. Bisweilen steckt dahinter ein knallhartes Geschäft, bei dem professionelle Agenturen große Gewinne einstecken.
Durch das Sponsoring können die Gößweinsteiner Bauhofmitarbeiter mit einem Renault Kangoo ihre Einsätze fahren.  Foto: Markt Gößweinstein


Es liest sich zunächst wie ein echt gutes Geschäft: Fahrzeuge für soziale Einrichtungen, Vereine und Kommunen werden von regionalen Firmen via Werbung finanziert und fahren dann für eine gute Sache durch unsere Region. Kostenfrei in der Anschaffung und stets präsent, weil die bunt plakatierten Autos oder Transporter ein Hingucker sind.

Dabei ahnen die wenigsten, dass hinter der guten Absicht ein knallhartes Geschäft steckt, bei dem professionelle Agenturen enorme Gewinne einstecken.


Auch Defibrillatoren im Angebot

Es gibt in Deutschland einige Werbefirmen, die sich in diesem Bereich tummeln. Nicht selten lassen sich die Unternehmen sogar für ihr sogenanntes Sozialsponsoring feiern. Nicht nur Fahrzeuge bieten sie an, sondern auch Schautafeln und Defibrillatoren. Leidtragende sind aber oft regionale Firmen, die mit der Aussicht, etwas Gutes zu tun und dank unlauterer Behauptungen als Sponsoren angelockt werden. Ein Gesundheitszentrum in Franken etwa bekam einen Ford Transit überlassen - der samt Großabnehmerrabatt nur etwa 20 000 Euro kostet. Problem: 54 regionale Geschäftsleute und Unternehmen buchten auf dem Wagen eine Werbung. So kam eine Summe von 80 000 Euro zusammen.

Ob die Agenturen wirklich so viel daran verdienen, kann Peter Thiem, der Kämmerer des Marktes Gößweinstein, nicht ohne weiteres bestätigen. Es komme darauf an, wie viel Zeit in die Akquise gesteckt wurde. "Das ist die große Unbekannte", sagt Thiem.

Der Mitarbeiter, der in der Marktgemeinde unterwegs war, investierte viel Zeit, und auch er muss bezahlt werden. Für den Markt war die Zusammenarbeit mit der Agentur eine gute Sache. Die Agentur Riedel und Kaiser oHG aus Deggendorf wies gute Referenzen auf, und der Markt brauchte ein neues Fahrzeug für den Bauhof, für das kein Geld im Gemeindesäckel war. Durch das Sponsoring können die Bauhofmitarbeiter nun mit einem Renault Kangoo ihre Einsätze fahren.

Ebenfalls gute Erfahrungen mit der selben Agentur, hat der Markt Egloffstein. Einen Fiat Scudo, einen Neunsitzer, erhielt der Markt Egloffstein 2009. Ausgesucht haben sie sich das Fahrzeug bei einem ortsansässigen Händler. "Der Bürgerbus wird sehr gut angenommen, von den Vereinen, für die Jugend- und Seniorenarbeit und von Privatleuten", sagt Gudrun Förtsch, die Kämmerin der Marktgemeinde.


Zusätzliche Kraft wäre notwendig

Es war die Agentur, die Angebote schickte. Aber als beschlossen wurde, über eine Agentur zu gehen, ließ man sich mehrere Angebote kommen und verglich. Die Firma sei sehr seriös. Dass auch eine Agentur nicht umsonst arbeitet, sondern verdienen und auch Gewinn erzielen möchte, ist klar. "Wir sind eine kleine, übersichtliche Gemeinde und hätten dafür eine zusätzliche Kraft gebraucht", nennt Förtsch einen der Gründe für die Entscheidung, eine Agentur hinzuzuziehen.

Die gegenüberstellende Rechnung wären die Kosten für eine zusätzliche Kraft gewesen. Auch sie weiß, dass der Mitarbeiter, der in der Gemeinde unterwegs war, viel Zeit investierte und seine Arbeit nicht mit einem Schreiben oder einem Telefonat erledigt war.

Grundsätzlich nicht verteufeln möchte Wolfgang Caps das Geschäft mit dem Sponsoring. "Es gibt auch kleine Institutionen, die darauf angewiesen sind, ein Fahrzeug zu bekommen", sagt der Geschäftsführer des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) Forchheim. Das Fahrzeug muss sich der ASB einfach leisten können. Schon vor 20 Jahren entschied sich der ASB aber gegen ein gesponsertes Auto.


Unkenntlich durch Fremdwerbung

"Wir wollten keine fahrenden Litfasssäulen einsetzen", nennt Caps einen der Gründe. Das Auto muss also als ASB-Fahrzeug erkennbar sein und soll nicht durch Fremdwerbung unkenntlich werden.

Außerdem stehe der verantwortungsvolle Fahrer für das Image des ASB und so sollen die Leute auch beim ASB anrufen, wenn sie Beobachtungen anderer Art gemacht haben und nicht bei einem Werbeträger am anderen Ende der Telefonleitung herauskommen.

Aber auch rechtliche Unsicherheiten bei dem steuerlich sensiblen Thema für eine gemeinnützige Einrichtung waren Gründe für ein Nein. Aber: "Wir sperren uns nicht. Wenn, dann verhandeln wir mit den Firmen selbst, nicht über eine Agentur. Wir hoffen, dass der ASB in Forchheim einen guten Ruf hat und die Firmen mit uns selbst sprechen", sagt Caps.


Werbung steht schon drauf

Ebenfalls in diese Richtung läuft die Entscheidung des Kreisverbandes Forchheim des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). "Wenn uns unsere Hausbank ein Auto schenkt oder mitfinanziert, steht deren Werbung schon drauf", meint Wolfgang Dauses, stellvertretender Kreisgeschäftsführer und kaufmännische Leiter des Forchheimer BRK. Über Agenturen geht auch das Rote Kreuz nicht, schon weil es ein Geschäft mit dem Schenken ist.