Forchheim: 88-Jähriger fährt Radfahrerin an - nun wird sein Führerschein eingezogen
Autor: Christoph Wiedemann
Forchheim, Dienstag, 28. Mai 2019
Ein 88-jähriger Forchheimer hat im Oktober letzten Jahres eine Fahrradfahrerin angefahren und hat sich danach zu schnell vom Unfallort entfernt. Nun wurde er vor dem Amtsgericht Forchheim verurteilt.
"Selbstverständlich möchte ich etwas sagen", begann der angeklagte 88-jährige Forchheimer seine Ausführungen, "weil sämtliche Anschuldigungen falsch sind". Die Staatsanwaltschaft führt an: Er habe beim Abbiegen mit seinem Mercedes eine Radfahrerin übersehen und sie angefahren. Danach soll er sich, ohne seine Personalien hinterlassen, vom Unfallort entfernt haben.
In den Augen des Angeklagten ist das nie so geschehen. "Ich habe gebremst, nach links und rechts geschaut und bin dann gefahren." Aber maximal im Schritttempo, fügte der 88-Jährige hinzu. "Auf weiter Flur, war niemand zu sehen", erläuterte der Forchheimer weiter, "und als ich beschleunigen wollte, dann habe ich einen Schlag vorne links verspürt."
Zwei Bauarbeiter halfen
Der Schlag vorne links war eine Radfahrerin. Sie beschreibt den Unfall jedoch anders, als der Angeklagte: Sie habe den Mercedes bereits aus einiger Entfernung gesehen, die sie allerdings nicht in Metern beziffern konnte. "Aber weil das Zone 30 ist, dachte ich: Das schaff' ich", berichtet die Fahrradfahrerin. Als sie die Straße schon fast überquert hatte, "hat's mich runtergehaut vom Fahrrad".
"Als ich am Boden lag, sehe ich nur braune Hosenbeine", erinnert sich die Radfahrerin, die zu ihr gesagt haben: "Ich hab ja schließlich Vorfahrt gehabt." Zwei Bauarbeiter haben ihr dann wieder auf die Beine geholfen und ihr demoliertes Fahrrad von der Fahrbahn entfernt. Der Unfallverursacher sei in der Zwischenzeit davongefahren.
Verhalten nach dem Unfall
"Sie lügen", erwidert der Angeklagte auf die Ausführungen der Radfahrerin. Er hatte die Geschehnisse anders in Erinnerung. Nach der Kollision "war ich platt". Wegen seiner Herzerkrankung musste sich der 88-Jähriger erst beruhigen. Danach sei er ausgestiegen.
Außerhalb seines Fahrzeuges habe er gesehen, "wie ein Mann ein Fahrrad hält und ein helles Päckchen in den Fahrradkorb legt. Am Boden war eine Frau, die Sachen aufsammelt."
Der 88-Jährige erzählte weiter, dass er der Frau helfen wollte und fragte, ob ihr etwas fehle "und wieso sie mir ins Auto gefahren ist". Sie habe ihn allerdings ignoriert.