Flurdenkmal "Sonnenstein" bei Neunkirchen vor Verfall gerettet
Autor: Redaktion
Neunkirchen am Brand, Mittwoch, 31. Oktober 2018
Das Flurdenkmal von Felix Müller beim Erleinhof bei Neunkirchen am Brand ist vor dem weiteren Verfall bewahrt worden.
Entstanden ist das Werk im November 1957. Es war schon bitter kalt, als der Neunkirchener Künstler Felix Müller (1904 bis 1997) es draußen im Freien schuf, das Flurdenkmal, den "Sonnenstein", an der Weggabelung nach Rosenbach und Ebersbach, in der Nähe vom Erleinhof. Über all die Jahre Wind und Wetter ausgesetzt, war die Substanz des Marterls stark gefährdet. Initiiert vom Ortsheimatpfleger, beauftragt von der Marktgemeinde Neunkirchen wurde das Flurdenkmal vom ortsansässigen Steinmetzmeister gereinigt und restauriert.
Symbolreiche Reliefs
Der Stein steht ganz in der Tradition der regionalen Flurdenkmale, ist aber mit seinen symbolreichen Reliefdarstellungen ein für Felix Müller typisches Werk. Das Bildprogramm stammt aus der christlichen Glaubenswelt. Die Vorderseite erzählt von der Passion Jesu und dem Schmerz seiner Mutter über den Leidensweg des Sohnes, die Rückseite - im Lauf der Jahrzehnte stark verwittert - beschreibt in einem flacheren Relief das Wirken Gottes in der Natur.
Das Relief der Vorderseite erinnert entfernt an eine mexikanische Inka-Gottheit; Felix Müller sprach deshalb wohl auch von seinem "Sonnenstein". Die äußere Form gleicht den früher auf den Feldern zum Trocknen aufgestellten Garben.
Antlitz in Herzform
Zentral in Herzform dargestellt ist das Antlitz Jesu, geborgen in den Händen Mariens, seiner schmerzhaften Mutter. Deren Antlitz darüber ist umrahmt von Getreideähren, Sonnenstrahlen gleich, und gekrönt von sieben Mohnblumen, die symbolhaft für die "Sieben Schmerzen Mariens" stehen. Im unteren Teil des Steins sind fünf Medaillons angeordnet, die fünf Geheimnisse des Schmerzhaften Rosenkranzes abbildend. Ein Schriftband mit dem Text "Schmerzhafte Mutter, bitte für uns" bezieht sich auf das Dargestellte. Ganz unten am Bildstock die Schlange des Paradieses, Symbol der Ursünde, die Christus mit seinem Opfertod überwunden hat.
Gestiftet von Ordensschwester
Gestiftet wurde das Denkmal von Margarete Harrer. Sie wurde 1878 in Neunkirchen geboren und stammte aus dem Erleinhof. Dort im elterlichen Hof verbrachte sie eine glückliche Kindheit, wurde Ordens- und Krankenschwester. Sie starb 1967. Zum Dank und aus Verbundenheit mit der Heimat hat sie - trotz ihrer bescheidenen finanziellen Verhältnisse - Felix Müller gebeten, das Flurdenkmal zu schaffen; aufgestellt ist es in der Nähe zu ihrem Elternhaus. Über sein Honorar schreibt der Künstler: "Zum Schluß, als ich abrechnete, blieben mir 25 Märker", und weiter: "Die alte Frau hatte keinen Heller."
Tragischer Verkehrsunfall
So freudig-dankbar von der Stifterin gedacht, war der Stein in den frühen 1970er Jahren Ort eines tragischen Verkehrsunfalls mit zwei Toten - es waren junge Studenten. "Der Stein mitten entzwei. Der Sockel aber, der schaute aus wie ein mexikanischer Opferaltar, voller, voller Blut", so Felix Müller. Es dauerte Jahre, bis der Stein wieder aufgestellt wurde. "Nach ein paar Wochen fuhr aber wieder in der Nacht ein Kerl drauf los. Der Karren kaputt, das Mal ebenso. Jetzt dauerte es wieder ein Jahr, bis der Stein aufgestellt wurde. Auf der anderen Straßenseite. Doch hatten die Maurer das Gesicht so verschmiert mit Zement, daß es ein Graus war", urteilte Felix Müller.