Finanzen spalten den Baiersdorfer Sportverein
Autor: Dorothea Weiler
Baiersdorf, Donnerstag, 27. Dezember 2012
Nach seinem Rücktritt wirft der Finanz-Chef Milan Schirowski dem Vorstand des Baiersdorfer Sportvereins unseriöses Geschäftsgebahren vor. Die Angegriffenen sprechen Schirowski ihrerseits die Kompetenz ab.
Nicht die vom Präsidium hart angegriffenen beiden Kassenprüfer, sondern drei andere Funktionsträger des Baiersdorfer Sportvereins (BSV) haben jetzt aus Unzufriedenheit mit der Vereinsleitung ihre Ämter niedergelegt. Es handelt sich um den Ressortleiter Finanzen, Milan Schirowski, den Abteilungsleiter Badminton, Werner Nowak, sowie um die Ressortleiterin Öffentlichkeitsarbeit, Christine Bauer.
In seiner Rücktrittserklärung erläutert Schirowski auf drei eng bedruckten Seiten ausführlich die Gründe für seinen Schritt. Als wichtigsten Grund nennt er dabei mangelnden Respekt seitens der Hauptakteure im Vorstand. Schirowski bezieht sich dabei konkret auf Präsident Oliver Rosic sowie die beiden Vizepräsidenten Roland Lahme und Melanie Heupel-Hoyer. "Meine Arbeit wurde ignoriert und missbilligt", sagt der 23-jährige Schirowski, der zur Zeit Lebensmittelchemie studiert.
Über den Zuschnitt seiner Zuständigkeiten, so Schirowski weiter, habe Uneinigkeit bestanden. Es seien ihm Aufgaben wie Angebotsvergleiche bei notwendigen Anschaffungen und die Finanzplanung aus der Hand genommen worden. Zwar könne sich das Präsidium auch die Finanzplanung vornehmen, diese sei aber ohne Absprache mit ihm veröffentlicht worden.
Stimmen die Zahlen überhaupt?
Dabei hätten Zahlen, die aber gar nicht von ihm stammten, nicht gestimmt, so dass bei den Mitgliedern möglicherweise der Eindruck entstanden sei, ihm seien Fehler unterlaufen, die er in Wirklichkeit nicht gemacht habe.
Er könne sich nicht erklären, so Schirowski, wie das Präsidium zu seiner Prognose komme, der Verein werde im kommenden Jahr einen Überschuss von 71.000 Euro erwirtschaften. "Die zu erwartenden Mehreinnahmen wurden zwar begründet, aber falsch", lautet Schirowskis Vorwurf an das Präsidium.
Deshalb könne er die vom Präsidium dargelegte Zukunftsvision nicht mittragen. Sogar die Zahlen, die man dem örtlichen Geldinstitut bei den Kreditverhandlungen präsentiert habe, "wurden mir zwar vorher vorgelegt, waren jedoch nicht mit mir abgesprochen", kritisiert der Ressortleiter.
Sein Hinweis, viele der Zahlen könnten so nicht ganz stimmen, sei kaum beachtet worden. Er sei sich bewusst, dass ihm das Präsidium "selbstverständlich übergeordnet" sei und er sich dessen Entscheidungen zu fügen habe. Aber dass sein Rat und seine Meinung nicht gefragt gewesen seien, überrasche ihn. "Die Finanzen sind überhaupt nicht das Problem, weil wir dieses Jahr, entgegen des zu erwartenden Fehlbetrags von 26.000 Euro, schwarze Zahlen geschafft haben, wie sie der Verein über lange Jahre nicht hingebracht hat", kontert Präsident Rosic.
Argumentation nicht nachvollziehbar
Die Argumentation Schirowskis könne er nicht nachvollziehen, und sie "beweist nur, dass er von Finanzen keine Ahnung hat". Dass durch die Zinssenkung 9000 Euro im Jahr 2013 eingespart würden, sei "nicht irgendwo aus der Hüfte geschossen", sondern Fakt. Es gelte, "wirtschaftlich und unternehmerisch zu handeln".
Die überwiegende Mehrheit des Vereins sei positiv gestimmt und identifiziere sich mit den Zielen des Präsidiums. Eine "kleine Minderheit" fühle sich jedoch scheinbar ungerecht behandelt. "Bei jeder Neuausrichtung gibt es jemanden, dem etwas nicht passt, aber wir werden nicht jedem Honig ums Maul schmieren, sondern unsere Entscheidungen treffen", sagt Rosic.
Ferner sei das Präsidium "sehr auf Controlling bedacht" und habe "mit Sicherheit nichts zu verheimlichen und nichts zu verschleiern". Vielmehr sehe es bei den Kassenprüfern keine Neutralität gegeben und könne ihnen deshalb nicht mehr vertrauen.
Das Präsidium sei im Bereich Finanzen jedoch haftbar und müsse den Kopf hinhalten, wenn etwas schief laufe. Auch durch die Aufschlüsselung des Fußballs in zwei Abteilungen mit zwei eigenen Konten solle mehr Transparenz und weniger Fehleranfälligkeit erreicht werden, wie man auch insgesamt die Buchhaltung optimieren wolle.
Speziell für Schirowski, der mit seiner Buchhaltung eine Fehlerquote von "weit über 20 Prozent" aufweise und damit über dem statistischen Durchschnitt von fünf Prozent liege, habe man - in Absprache mit diesem und den vereinseigenen Kassenprüfern - externe Prüfer eingeschaltet.
Aussage steht gegen Aussage
Auch hier steht aber wieder Behauptung gegen Behauptung. Denn Schirowski will unter 66 seiner Buchungen nur vier Fehlbuchungen gefunden haben, was einer Fehlerquote von unter drei Prozent gleichkäme.
"Der junge Kerl ist mit den Aufgaben eines Ressortleiters überfordert", kommentiert Rosic lakonisch den Abgang seines Vorstandskollegen. Die Gleichzeitigkeit dreier Rücktritte sei rein zufällig. Christine Bauer sei als Ressortleiterin Öffentlichkeitsarbeit überfordert gewesen. Und mit Nowak, der aus persönlichen Gründen zurücktrete, habe der Vorstand gut zusammengearbeitet, und es habe keinerlei Konflikte gegeben. Zwar lässt es sich als Zugeständnis verstehen, wenn Christine Bauer an den Vorstand schreibt: "Für das Ressort Marketing sollte eine kompetente, erfahrene Person gesucht werden."
Eine gewisse Ironie lässt sich aus diesem Satz jedoch herauslesen, wenn die Öffentlichkeitsreferentin ihren Rücktritt damit begründet, dass ihre Vorschläge zur Änderung der Beitrittserklärung, der Förderung des Breitensports und der Begrüßung neuer Mitglieder ohne Resonanz geblieben und ungehört verhallt seien. Unter diesen Umständen sei ihr eine Mitarbeit nicht möglich, schreibt sie.
Die dem Vorstand unliebsamen Kassenprüfer, so dagegen Nowak in Bezug auf seinen Austritt, hätten hinsichtlich der "Mauscheleien der Fußballabteilung Schlampereien aufgedeckt", woraufhin das alte Präsidium versucht habe, ihnen die Schuld in die Schuhe zu schieben, was "eine unglaubliche Verdrehung der Tatsachen" sei. Das neue Präsidium habe sich jedoch wiederum geweigert, mit den für drei Jahre von der Hauptversammlung gewählten Kassenprüfern zusammenzuarbeiten.
"Ich habe keine Lust mehr"
Zwar sei es richtig, so Nowak weiter, dass sich die Abteilungen über den Aktivenbeitrag selbst finanzieren müssten. Doch habe das Präsidium noch nicht aufgeschlüsselt, was mit den Beitragseinnahmen des Hauptvereins, die früher zu 70 Prozent an die Abteilungen weitergeleitet worden seien, geschehe.
Der Fußball werde weiterhin querfinanziert, obwohl dies laut Finanzordnung des Vereins nicht zulässig sei. "Für jedes Vereinsmitglied ist der Beitrag deutlich erhöht worden, um der drohenden Insolvenz zu entgehen, deren Ursache der bezahlte Fußball ist", schreibt Nowak. Er habe dann vor einiger Zeit einfach resigniert: "Ich habe keine Lust mehr, es reicht mir jetzt einfach", schreibt Nowak.