Feuerlöscher aus Forchheim schützen Kanzlerin
Autor: Andreas Oswald
Forchheim, Donnerstag, 08. Mai 2014
Der Forchheimer KFZ-Mechaniker Wolfgang Hahn hat sich spezialisiert. Er stellt Brandschutzanlagen für Sicherheitsfahrzeuge her. Auch den Dienstwagen von Angela Merkel hat er damit schon ausgerüstet.
Es erinnert ein bisschen an "Daniel Düsentrieb": So wie der geniale Erfinder in seinem Heimlabor in Entenhausen tüftelt auch Wolfgang Hahn in einer Dachbodenwerkstatt - in Forchheim, in versteckter Lage zwischen Finanzbehörde und Gartenamt. Aber im Gegensatz zu der chaotischen Comicfigur hat er Erfolg: Seit rund 34 Jahren produziert der gelernte KFZ-Mechaniker Feuerlöschanlagen für Sicherheitsfahrzeuge. Die Technik, die in der kleinen Autowerkstatt in der Schlachthofstraße entsteht, sorgt auch dafür, dass die mächtigste Frau der Welt sicher ans Ziel kommt.
Denn zu Hahns prominentesten Kunden zählt Angela Merkel. Der gepanzerte Dienstwagen der Bundeskanzlerin - ein Audi A8 Security in der Langversion (Bild oben) - ist nicht nur gegen Sprengstoff, Scharfschützen und Handgranaten geschützt.
"Zwei Audi A8 aus Merkels Fahrzeugpark haben wir damit ausgerüstet", bestätigt Wolfgang Hahn nicht ohne Stolz. Und so funktioniert die Technik: Herzstück sind zwei Löschmittelbehälter. "Sie sind im Kofferraum eingebaut, da unter der Motorhaube neben der 450-PS-Maschine kein Zentimeter Platz mehr ist", erläutert der Firmenchef. Von den roten Kartuschen aus sind kupferne Löschleitungen am Fahrzeugunterboden verlegt. Wird von speziellen Sensoren ein plötzlicher Temperaturanstieg als Zeichen eines Brandes registriert, öffnet sich ein von Wolfgang Hahn eigens entwickeltes Magnetventil und setzt sekundenschnell das Löschmittel frei.
Test bestanden
"Ein nicht giftiges, aber besonders leistungsfähiges Aerosol strömt mit einem Druck von 42 bar in das Rohrsystem und wird über feine Düsen im Motor, am Unterboden und an den Rädern versprüht. Der Innenraum wird über einen Rauchabzug entlüftet." So wird vom Bundesverband Technischer Brandschutz der komplexe Vorgang beschrieben. "Wir haben das auf einem Versuchsgelände in Ingolstadt in realistischen Brandsituationen getestet", berichtet Wolfgang Hahn. Danach seien die Leute von Audi in das Fahrzeug eingestiegen und weggefahren, als ob nichts passiert wäre.
Sicherheitsfahrzeuge sehr gefragt
Man habe die Löschanlagen selber entwickelt, betont der 65-jährige KFZ-Meister. Dabei zu Gute kam ihm das Know-how, das er sich vor über 30 Jahren bei einer Firma für Sicherheitsfahrzeug e erworben hatte. "Wir haben damals schon gepanzerte Fahrzeuge mit Löschanlagen ausgerüstet - beispielsweise auch für den syrischen Staatspräsidenten Assad", erzählt Hahn. Solche Autos seien an Regierungen in aller Welt geliefert worden.
Der clevere Mechaniker erkannte die enorme Nachfrage und machte sich 1980 selbständig - zunächst in Erlangen aber schon bald darauf in Forchheim.
"Mittlerweile haben wir rund 1000 Löschanlagen produziert", betont Wolfgang Hahn. Das Stück kostet fast so viel wie ein Kleinwagen: rund 5000 Euro. Hahn beschäftigt drei Mitarbeiter. Nebenbei hilft sein Sohn Armin. Der 34-jährige Elektroniker stellt die Steuergeräte und die Sensorik her. Der elektromagnetische Auslösekopf auf der Löschmittelflasche ist eine Eigenentwicklung der Firma Hahn. Bis zur Serienreife habe es zwei Jahre gedauert, betont der Chef. Ein solch wichtiges Teil der Anlage müsse viele Tests erfolgreich durchlaufen - unter anderem einen Klimatest, denn der Auslöser müsse auch bei 25 Grad Kälte und 50 Grad Hitze präzise funktionieren.
Die Ideen, die der findige Mechaniker mit seinem Gesellen Wolfgang Erndt austüftelt, werden später in Zusammenarbeit mit der Baiersdorfer Dreh- und Fräserei Härtel in die Realität umgesetzt.
"Wir als kleine Firma sind sehr flexibel und in der Lage auch kurzfristige Aufträge auszuführen", betont Wolfgang Hahn. Dabei wird die versteckte Lage der Werkstatt nicht zum Standortnachteil. "Die Kunden kommen von selbst zu uns", berichtet der in Branchenkreisen bekannte Löschanlagenhersteller. Sogar für einen Scheich hat er ein Mercedes G-Modell mit einer Brandschutzanlage ausgerüstet. Der Geländewagen ist zudem mit einem über das Dach ausfahrbaren Teleskopsitz ausgestattet, der es dem Herrn der Wüste gestattet, der Falkenjagd vom Auto aus zu frönen.
James Bond lässt grüßen
Aber das ist noch lange nicht alles, was Wolfgang Hahn über Nobelkarossen mit höchster Sicherheitsstufe zu berichten weiß. Das Sonderfahrzeug des schwedischen Königshauses, das er mit einer Brandschutzanlage ausgestattet habe, sei zudem mit einer Öl-Sprüheinrichtung und einer Krähenfuß-Auswurfanlage gegen Verfolger ausgerüstet. Irgendwann wird Wolfgang Hahn vielleicht einen Anruf von "Miss Moneypenny" bekommen: der Auftrag für eine Löschanlage im "Bondmobil".