Fernweh in Forchheim größer als Furcht vor Grexit
Autor: Andreas Oswald
Forchheim, Mittwoch, 01. Juli 2015
Ungeachtet des Terrors in Nordafrika und einer möglichen Staatspleite im Lande der Hellenen verzeichnen die Reisebüros in Forchheim weiterhin Buchungslust statt Urlaubsfrust. Dabei gibt es auch Umbuchungen der eher kuriosen Art: von Tunesien nach Griechenland.
Wo kann man die Seele noch baumeln lassen in einer krisengeschüttelten Urlaubswelt? Den Blutstrand in Tunesien in unmittelbarer Erinnerung und die drohende Pleite in Griechenland vor Augen könnte Touristen die Freude auf die schönsten Tage des Jahres schon vergehen. Zumal Anja Kohl, die Börsenfee der ARD, erst vergangenen Sonntag im Talk mit Günther Jauch unverblümt Griechenland-Urlauber davor gewarnt hatte , alles auf eine (Kredit-)Karte zu setzen und sich lieber die Taschen voller Geld zu stopfen. "Nur Bares ist Wahres" brachte es die für ihre volkstümliche Ausdrucksweise bekannte Börsenexpertin auf den Punkt.
Die Kunden sind entspannt
Erholungssuchende aus Forchheim indes ficht der Ruf der Auguren nicht an. "Unsere Kunden sind relativ entspannt", berichtet Erika Parlau vom Reisebüro Stöcklein-Herrmann. "Und ich meine auch, dass man ganz unbesorgt nach Griechenland in den Urlaub fahren kann", bekräftigt sie. Sie beruft sich dabei auf die positiven Rückmeldungen von Griechenland-Reisenden. "Von unseren Kunden, die dort Urkaub gemacht haben, konnten wir nur Positives vernehmen", versichert die Reiseexpertin. Pauschalgäste erhielten ihre Leistungen als Paket, erklärt sie. "Ich muss mir beispielsweise auch keine Sorgen um den Flughafentransfer machen - denn dies wird von den namhaften deutschen Reiseveranstaltern alles organisiert".
Auch was den Zahlungsverkehr betreffe sei alles vorab geregelt. Unterkunft und Verpflegung - oft "All inclusive" - seien bereits bezahlt, so dass für diese Leistungen kein Geld mehr nötig sei. Nur für persönliche Extra-Ausgaben am Urlaubsort rät Erika Parlau "ein bisschen Bargeld" dabei zu haben. Doch das seien Griechenland-Fans ohnehin gewohnt, denn auf den kleinen Inseln gebe es schon seit jeher nicht an jeder Ecke einen Geldautomaten. Ihr Fazit: Insgesamt seien Griechenlandbuchungen zwar zurückgegangen, aber man könne nicht von einem "Einbruch" des Geschäftes sprechen. Es gebe keine "Umbuchungswelle".
Drama in Tunesien
Anders sei es mit Tunesien - "hier empfinde ich die Situation weitaus dramatischer", betont Erika Parlau von Stöcklein-Reisen. Ähnliches berichtet Michael Schiele vom gleichnamigen Reisebüro am Marktplatz. Während sich die Kundenfragen bezüglich Griechenland in Grenzen halten würden, sei beim Reiseziel Tunesien die Besorgnis spürbar. "Da ist es auch verständlich", räumt Michael Schiele ein. Hier die Reiseveranstalter auch kulant. Beispielsweise werden von einem Unternehmen im Zeitraum vom 1. Juli bis 15. Juli kostenlose Umbuchungen oder Stornierungen angeboten. Dies gelte für alle Reisen nach Tunesien bis Ende Oktober. "Ganz klar, bei Tunesien haben wir Umbuchungen gehabt - da sitzt der Schock schon tief", bestätigt auch Erika Parlau. Erst in diesen Tagen habe eine Familie umgebucht: Von Tunesien nach Griechenland!