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Fensterbrettla


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Montag, 05. November 2012

Aus dem Aquarium des Fischladens in der Hornschuchallee glotzen die Karpfen und Saiblinge auf die Passanten.


Ein Paar betritt den Laden und verlangt zwei Saiblinge. "Die muss ich schnell rausfischen und schlachten, das dauert ein paar Minuten", sagt die Verkäuferin und holt das Netz. Schon zappeln die Saiblinge in den Maschen. "Die arma Kerl", entfährt es dem Kunden.

Wenig später kehrt die Verkäuferin aus dem hinteren Teil des Ladens zurück und legt die Fische auf die Waage. Der Käufer der Fische scheint von deren Regungslosigkeit beeindruckt, schaut zwei Mal hin.

"Ich hab alles dafür getan, dass sie nicht mehr zappeln", sagt die Verkäuferin lachend, aber der Mann kann seine Nachdenklichkeit nicht ganz ablegen. Mit den Fischen in der Tüte verlässt er den Laden, geht am Aquarium vorbei. Das scheinbar ausdruckslose Glotzen der Fische mag er jetzt mit anderen Augen sehen.

Wer weiß schon etwas über das Leben der Fische. Haben sie eine Seele? Werden sie wiedergeboren? Gibt es gar eine Auferstehung der Saiblinge? Der Mann blickt an seinem Arm herunter auf die Tüte. Und für einen Moment stellt sich die Frage: Bewegt sich die Tüte am Arm des Mannes oder bewegen die Fische die Tüte?