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Fasching in Forchheim: Prunksitzung ist ungeniert und tänzerisch glanzvoll


Autor: Michaela Hofmann

Forchheim, Sonntag, 09. Februar 2020

Die Polit-Prominenz ist während der Prunksitzung der Närrischen Siedler Lichteneiche Forchheim ordentlich durch den Kakao gezogen worden. Der Wahlkampf war ein Thema.
Kindergarde/Marschtanz Foto: Michaela Hofmann


"Schwarz-Blau helau" und "Raute Lieblingsstadt": In Forchheim sind Fasching und Wahlkampf los.

Nicht durch den Kakao, sondern ordentlich durch das Bier der Brauerei "Neder" wurde die Lokalpolitik auf der 14. Forchheimer Prunksitzung der Närrischen Siedler Lichteneiche Forchheim gezogen. Im voll besetzten und stimmungsgeladenen Kolpingsaal brauchte die anwesende Polit-Prominenz während des sechsstündigen Programms ein dickes Fell.

"Man merkt, dass Wahl ist. In Forchheim gibt es keine Verkehrsschilder mehr, nur noch Wahlplakate", stellten die Elferratsmitglieder und Moderatoren Bernd Uttenreuther und Markus Schmidt unisono fest. Das Wahlplakat des amtierenden Oberbürgermeisters und erneut kandidierenden Uwe Kirschstein (SPD) nahmen die beiden sogleich auf die Schippe: "Raute Lieblingsstadt - komm ich dann direkt beim OB raus, wenn ich am Telefon die Rautetaste drücke?"

Bei einem Seidla Bier plauderten die "Neder-Bierpatscher", dargestellt von Klaus Fietzek und Marco Bauer, ungeniert über Forchheim, Gott und die Welt. Oberbürgermeisterkandidat Udo Schönfelder (CSU) eigne sich wegen seines "Udo-Mobils" gut als Chauffeur. Da er während des Wahlkampfs Rosen verteilte, mache er auch als "Bachelor" eine gute Figur. Annette Prechtel (FGL) sei bei einem Obi-Besuch - "mei, war die aufgebracht!", "Scho widda?" - beobachtet worden. Drei Mal habe sie im Internet Pflanzen bestellt und jedes Mal die Rückmeldung erhalten: "Die Bestellung ist bei uns eingegangen." Die Aufgabenverteilung der Stadträte ergebe sich anhand der Mitgliedsnamen: "Der Fleckenstein soll sich um die Stadtmauer kümmern, die kann er schön sauber machen. Der Dorns Albert um die Rosen."

Paradeplatz und Kreisverkehr

Neben der Umgestaltung des Forchheimer Paradeplatzes erntete die Planung zur künstlerischen Gestaltung des Kersbacher Kreisverkehrs mit einem Zitat Ludwig Tiecks mehrfach kräftige Seitenhiebe: "So viel Poesie in Kersbach - bei die Bäuerla!", äußerte die Forchheimer "Gafergoschen", Janina Fuchs, ihren Unmut, "um des Ding zu lesen, muss ich ja drei Mal im Kreis fahren. Um es zu verstehen, noch ein paar Mal öfter." Doch das sei typisch Forchheim, schlussfolgerte sie: "Woanders sperren sie die Dieselautos raus und in Kersbach fahren sie halt a paar Mal mehr im Kreis rum."

Der weltweite Dieselskandal animierte auch den "Liederchaoten" Atze Bauer zu einer musikalischen Parodie des Toten-Hosen-Lieds "Tage wie diese": "Ich fahre 'nen Diesel und ich träum von Sauberkeit. Doch mein Volkswagen-Diesel ist dazu nicht bereit." Die Bundes- und Landespolitik nahm er weiter mit Gesang, Gitarre und alkoholischen Getränken aufs Korn. Tönend hob er "ein Bier auf Hartz IV", "einen Jägertee auf die SPD", "eine Pulle Rum auf die Union", und er trinke, bis er "stinke, auf die Linke. Sogar im Suff tut er noch weh, der Erfolg der AfD".

"Das Eich", der "entspannte Franke" und Kabarettist Stefan Eichner, machte Witze über den normalen Wahnsinn des Alltags und menschliche Blüten, die er überall antreffe: "Lieber möchte ich mir das ausdenken, aber das passiert echt, diese Menschen sind mitten unter uns - sie dürfen wählen!"

Die schelmische Büttenrede von Fabian Uttenreuther, in der er Schule und Bildung den Spiegel vorhielt, klassische Gardemärsche sowie unterhaltsame Show- und Tanzeinlagen versetzten die Gäste in Begeisterung und machten der Prunksitzung im Sinne des närrischen Vereinsliedes alle Ehre: "Wir singen Schwarz-Blau helau und machen Stimmung wie Sau, heut' wird gefeiert und gelacht!"