Fall des Limburger Bischofs wäre in der Diözese Bamberg "nicht möglich"
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Dienstag, 15. Oktober 2013
Theologen aus dem Landkreis rätseln, wie Bischof Tebartz-van Elst sein Projekt verwirklichen konnte.
Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst habe einen "hoffnungslos überteuerten" Bischofssitz gebaut, sagt der Forchheimer Pfarrer Georg Holzschuh (St. Martin). Doch das schlimmste an dem Eklat sei nicht die Geldverschwendung, sondern "das völlige Versagen der Aufsichtsräte".
Wer nur die Verschwendung von Geldern im Blick habe, der sollte besser die Zustände am Berliner Flughafen anprangern, meint Pfarrer Holzschuh: "Dort werden seit über einem Jahr pro Monat rund 40 Millionen Euro ausgegeben, ohne den Steuerzahler zu fragen."
Georg Holzschuh möchte also den Fokus darauf lenken, dass die Verwaltungsgremien in Limburg "über alles hinweggesehen haben". In der Diözese Bamberg wäre ein Fall wie jener des Limburger Bischofs "nicht möglich", ist sich Holzschuh sicher. In Bamberg werde jede Ausgabe akribisch geprüft. Davon abgesehen, betont der Pfarrer von St. Martin, dass in der hiesigen Diözese kaum noch gebaut werde. Was die Pfarrzentren betrifft, sei "der Markt gesättigt". Und der Bau von Kinderkrippen sei nur dank der hohen staatlichen Zuschüsse möglich.
In Heroldsbach und Hausen zum Beispiel. "Wir bauen gerade überall unsere Kindergärten", sagt Pfarrer Franz Noppenberger. "Und wir können guten Herzens sagen, wir sind überall im Kostenrahmen." Auch Noppenberger wundert sich über die Vorfälle in Limburg. "Bei uns gibt es unter anderem eine stiftungsaufsichtliche Genehmigung. Und es gibt noch viele Stellen, die mitreden." Er persönlich könne maximal über 300 Euro verfügen, sagt der Heroldsbacher Pfarrer. Für jede höhere Summe sei die Unterschrift der Kirchenverwaltung nötig.
Wie konnte Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst solche Hürden überwinden? "Er hat es sehr raffiniert gemacht und die Beiträge so gestückelt, dass nur er unterschreiben musste", sagt Noppenberger und mutmaßt, dass in anderen Diözesen andere Haushaltsstrukturen herrschen.
Jedenfalls sei dies "nicht der gute Weg", sagt Noppenberger. Der Limburger Bischof müsse "jetzt zurücktreten".
Verunsicherte Gläubige
Pfarrer Holzschuh findet es "schade, dass Tebartz-van Elst nicht schon vor einer Woche den Rücktritt eingereicht hat". Zurück in seine Diözese könne er keinesfalls, meint Holzschuh: "Dort hat er überhaupt keine Chance. Künftig kann er vielleicht in der Kurie arbeiten, da gibt es genügend Schreibtische."
Unabhängig davon, wie die Geschichte des baulustigen Bischofs ausgeht, beobachtet Andrea Hengstermann eine "Verunsicherung" unter den älteren Gläubigen. Hengstermann ist Pastoralreferentin in der Pfarrei Eggolsheim. Nach den Missbrauchs-Skandalen der letzten Jahre sei endlich "ein bisschen Ruhe" eingekehrt. "Seit dem neuen Papst ist die Kirche auch wieder positive in den Medien. Daher ist vielen Menschen, die fest in ihrem Glauben verankert sind, diese erneute Diskussion einfach zu viel."
Persönlich stellt sich die Eggolsheimer Pastoralreferentin nach dem Eklat in Limburg die Frage, "die sich viele hauptamtliche Mitarbeiter stellen: Wie kann so etwas überhaupt geschehen? Wo doch jede Entscheidung durch den Kirchenvorstand und über so viele Tische gehen muss". Andrea Hengstermann hat nur eine vorsichtige Erklärung: "Offenbar ist die Transparenz in den unterschiedlichen Diözesen sehr verschieden."