Kritik an Expert Forchheim: Betriebsratsmitglieder fristlos gekündigt
Autor: Andreas Oswald
Forchheim, Freitag, 17. Juni 2016
Zwei Mitarbeiter des Forchheimer Elektromarktes, die dem Betriebsrat angehörten, wurden geschasst. Die Gewerkschaft sieht System dahinter.
Im Expert-Elektromarkt im Forchheimer Süden steht die Atmosphäre in der Belegschaft unter Hochspannung, seit zwei Mitarbeiter, die in den Betriebsrat gewählt worden sind, die fristlose Kündigung erhalten haben. Die Gewerkschaft Verdi sieht dahinter eine Expert-typische Einschüchterungsmethode. Die Geschäftsführung hingegen erklärt, dass die Kündigung der beiden Mitarbeiter in keinem Zusammenhang mit ihrem Amt im Betriebsrat stehe.
Wie der Bamberger Verdi-Gewerkschaftssekretär Paul Lehmann berichtet, laufe gerade ein Kündigungsschutzverfahren. "Ich weiß, wie es bei Expert zugeht", erklärt Lehmann mit dem Verweis auf ein Beispiel im hessischen Raunheim.Beim dortigen Expert-Markt seien die Betriebsratswahlen behindert worden, weil die für den Wahlvorstand kandidierenden Mitarbeiter eine Kündigung erhalten hätten.
"Unter diesem Aspekt haben wir die Mitarbeiter in Forchheim darauf vorbereitet, dass es Stress geben könnte", betont der Gewerkschaftssekretär. Die Wahlen seien jedoch ohne Probleme über die Bühne gegangen. Von 33 Wahlberechtigten seien 32 zur Wahl gegangen. "Das spricht für sich", betont Lehmann. Doch dem Betriebsleiter habe dies alles nicht gepasst - besonders nicht Themen wie die betriebliche Mitbestimmung.
Druck gegen Mitarbeiter ausgeübt
Lehmann berichtet, dass eine Mitarbeiterin Druck auf ihre Kollegen und auf ihn selbst ausgeübt habe. So sei in einem zweiseitigen Schreiben, dass im Pausenraum des Expert-Marktes ausgehangen sei, deutlich gemacht worden, dass eine gewerkschaftliche Vertretung unerwünscht sei. In diesem Aushang sei ihm, Lehmann, vorgeworfen worden, schweren Hausfriedensbruch begangen zu haben. Dies offensichtlich deshalb, weil die Fortführung der ersten Wahlversammlung aus praktischen Gründen vom Pausenraum in den Verkaufsraum verlegt worden sei.Dennoch habe es ein gutes Wahlergebnis gegeben: Die aus neun Kandidaten gewählten drei Betriebsräte hätten jeweils 18 Stimmen erhalten. Nachdem nun zwei Mitarbeiter aus dem Trio ihre Kündigung erhalten haben, sind inzwischen zwei andere Kollegen in die Betriebsratsposition nachgerückt. Dem Kündigungsschutzverfahren sieht Lehmann gelassen entgegen: "Bei den Kündigungen hat es Fehler gegeben", betont der Gewerkschaftssekretär. Im sozialen Netzwerk Facebook kursiert bereits ein Boykottaufruf gegen Expert, mit der Forderung, die Mitarbeiter umgehend wieder einzustellen.
Kündigungen gerechtfertigt
Der Geschäftsführer des Unternehmens, Thomas Stoll, hält dem entgegen: Die Aussage von Verdi-Sekretär Paul Lehmann sei plakativ. "Wir haben nicht zwei Betriebsratsmitgliedern fristlos gekündigt, sondern zwei Mitarbeitern - die sich aus unserer Sicht grob vertragswidrig verhalten haben, dass nach unserer Ansicht eine fristlose Kündigung gerechtfertigt ist." Diese Kündigung hätte man auch gegenüber anderen Mitarbeitern ausgesprochen, auch wenn diese keine Betriebsratsmitglieder wären, versichert Stoll.
Unberechtigte Kassenbuchungen
Auch zu den Kündigungsgründen nimmt der Geschäftsführer unverblümt Stellung: Die Gründe für die fristlosen Kündigungen seien "unberechtigte Kassenbuchungen". Weitere Einzelheiten wolle man auch mit Rücksicht auf die Interessen der beiden gekündigten Mitarbeiter hier nicht benennen. "Die unberechtigten Kassenbuchungen als solche haben die beiden Mitarbeiter vor Zeugen aber zugegeben", betont Stoll. Eine rechtliche Bewertung möge gegebenenfalls ein Gericht treffen. Zur Frage, ob der Betriebsrat als Gremium vor der Kündigung zu dieser Angelegenheit getagt und einen Beschluss gefällt hat, erklärt der Geschäftsführer des Unternehmens: "Der Betriebsrat hat nach entsprechender vorheriger ordnungsgemäßer Anhörung getagt und in einem Beschluss den geplanten Kündigungen zugestimmt. Danach wurden die Kündigungen ausgesprochen." Was das ausgehängte Schreiben mit Vorwürfen gegen Gewerkschaftssekretär Lehmann betrifft, räumt Stoll ein: "Dieses gibt es". Es komme jedoch aus dem Kreis der Belegschaft, von 15 Mitarbeitern unterschrieben. Er habe dies nur von den Mitarbeitern zugesandt bekommen. "Ein Aushang wurde von der Geschäftsführung nie vorgenommen".