Es wird schwierig mit Tempo 30
Autor: Petra Malbrich
Hohenschwärz, Donnerstag, 10. März 2016
Die Ausweitung der 30er-Zonen forderte der Verkehrsminister. Wo wäre eine solche Zone notwendig, wollten wir wissen. In Hohenschwärz, schlug ein Leser vor.
Nur sonntags ist es meist ruhig. Doch die typisch ländliche Idylle trügt. Auch in den Dörfern fahren mehr Autos. Ob Sprinter, die Pakete ausliefern, ob Lastkraftwagen und natürlich die normalen Autofahrer, die zur Arbeit, zum Einkaufen oder zu anderen Erledigungen müssen: Die Autos fahren auch durch die kleinen Orte und das nicht immer mit geringer Geschwindigkeit. Wo es wenig Hindernisse gibt, kommt man zügiger voran. Auch in Hohenschwärz, wo sich die breite Hauptstraße durch den Ort schlängelt. An der Kurve steht das Buswartehäuschen. Gehwege, auf denen die Kinder sicher laufen können, gibt es nicht. Gerade das aber ist der Grund, warum ein Leser meinte, es wäre gut, wenn für das gesamte Dorf Zone 30 gelten würde.
"Zone 30 kann nicht auf überörtlichen Straßen ausgewiesen werden", informiert Werner Götz, Kriminalhauptkommissar der Polizeiinspektion Ebermannstadt.
Der Vorschlag des Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindts (CSU) richtete sich eher auf Geschwindigkeitsbegrenzungen in Gebieten, wo Schulen, Kindergärten und Altenheime sind. Dort ist in der Regel bereits die Geschwindigkeits auf Tempo 30 begrenzt.
Aber nicht in Hohenschwärz, denn in dem kleinen Dorf gibt es keine Schulen, Kindergärten oder Altenheime. "Es gibt Ausnahmen, wenn es politisch so entschieden wird", informiert Götz. Bei überörtlichen Straßen wäre dann die Verkehrsbehörde einzuschalten.
Auch im Stadtrat Gräfenberg ist das Thema bereits behandelt worden: Es ging darum, die 30er-Zone im Nachbarort Thuisbrunn auszuweiten. "Dort, wo der Fünf-Seidla-Steig läuft, wurde auf Tempo 30 verkehrsberuhigt, auf der Hauptstraße nicht", erklärt Stadtrat Konrad Hofmann (FW). Das war schon in der vergangenen Legislaturperiode.
Der Hintergrund für den aktuellen Wunsch nach Ausweisung einer Tempo-30-Zone war das Unverständnis der Bürger, dass aus Rücksicht auf angeheiterte Wanderer mit der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h eine Verkehrsberuhigung geschaffen wurde, für die Schulkinder, die auf der Hauptstraße laufen müssen, aber nicht. Allerdings ist der Wanderweg eine Seitenstraße, weshalb die Ausweisung dort möglich war. Genau wie bei der Seitenstraße Richtung Neusles in Hohenschwärz.
Gehwege als Alternative?
"Wenn Tempo 30 ausgewiesen ist, haben die Autofahrer doch eher Angst, dass es überwacht wird, was man dann auch tun müsste", fügt Hofmann an. Besser wäre es sicher, Gehwege zu errichten. Die Umsetzung ist jedoch nicht so einfach, denn wie bereits im Zuge der Dorferneuerung angedacht, sind Privatleute eher weniger bereit, Grund für Gehwege herzugeben. So konnten damals nur Gehwege auf Gemeinde- oder Kirchengrund gebaut werden. Eine Verkehrsschau mit dem Landkreis Forchheim soll klären, ob eine Geschwindigkeitsbegrenzung an der Hauptstraße möglich wäre, erklärt Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla (SPD). Aufgrund personeller Engpässe im Landratsamt sei man in Verzug, ergänzt Nekolla, der durchaus Verständnis für die besorgten Bürger zeigt.
Auch Werner Götz kennt den häufigen Wunsch nach Zone 30. Allgemein gesehen haben die Unfälle zugenommen. "Dass es für die Fußgänger gefährlicher ist, konnte nicht festgestellt werden", sagt Götz. "Es gibt Leute, die vernünftig fahren, sie brauchen keine Geschwindigkeitsbegrenzung", fügt Konrad Hofmann an. Immerhin kann die Stadt Gräfenberg durch die kommunale Verkehrsüberwachung die Geschwindigkeit auch in Hohenschwärz selbst überwachen und Bußgeldbescheide ausstellen.