Es plätschert kaum noch in Forchheim
Autor: Josef Hofbauer
Forchheim, Sonntag, 20. August 2017
Der Brunnen gegenüber der Johanniskirche wurde vor Jahren eingelagert. Jetzt ist er nicht mehr aufzufinden.
Das Geräusch von klaren fließendem oder plätscherndem Wasser wirkt beruhigend, entspannend. Das weiß jeder, der einen Springbrunnen sein eigen nennt. Bis auf wenig Ausnahmen sind diese Hingucker, die es früher fast in jeder Straße in Forchheim gab, verschwunden. Hobby-Heimatforscher Hermann Meißner hat herausgefunden, dass es 1885 nicht weniger als 33 öffentliche und private Brunnen in Forchheim gegeben hat.
Meißner hat alte Zeitungen und Amtsblätter durchforstet und Fotos der ehemaligen Brunnen zusammengetragen. Einige dienten sogar als Postkartenmotive, doch mit dem Bau der Wasserleitungen ging die Bedeutung der Brunnen zunehmend verloren. Sie wurden für die Wasserversorgung von Mensch und Tier schlicht nicht mehr gebraucht. Und verschwanden.
Einst ein Aushängeschild
So wie der einstige Brunnen gegenüber der evangelischen Kirche St. Johannis. Als unmittelbar daneben der Jugendtreff "Mosom" entstand, wurde der sprudelnde Born abgebaut und eingelagert. Aber wo, das weiß heute niemand mehr. "Ich habe alles abgesucht, auch im Bauhof, aber leider nichts gefunden", bedauert Referatsleiter Herbert Fuchs. Offenbar ist die Installation beim Umzug der Abteilung und des Anzuchtbetriebes in die Dechand-Reuder-Straße verloren gegangen. Schade, denn der damalige Stadtbevollmächtigte (Bürger-sprecher) Franz Kaiser, seines Zeichens Konditormeister, zeigte sich bei der Einweihung mächtig stolz über das Geschenk der Gebrüder Seltsam, die gleich nebenan eine Knochenleim-Fabrik betrieben. Kaiser ermahnte die Forchheimer, die Kinder nie allein in der Parkanlage spielen zu lassen, damit der Brunnen nicht beschädigt wird.
Wie Archivar Rainer Kestler herausgefunden hat, stammte die Muschelkalk-Schale, in der das Wasser plätscherte, von der anderen Seite des Globus. Sie war aus Melbourne (Australien) nach Forchheim importiert worden. Die Lokalzeitung berichtet am 7. Oktober 1882 über diese "Kaisergrotte", die am 23. September dieses Jahres als erste an die Wasserleitung angeschlossen worden war.
"Wer von der Stadt aus gegen den Bahnhof zu geht, wird, sobald er in die Nähe der gänzlich umgestalteten hübschen städtischen Anlage kommt, von einem lieblichen Geplätscher auf das angenehmste überrascht. Wenn der Spaziergänger dem geheimnisvollen Geplätscher nachgeht, wird er, in der Mitte der Anlage angelangt, bei dem Anblicke dessen, was sich ihm zeigt, ein leises Ah nicht unterdrücken können. Ein grottenartiger Aufbau von dem Theile des Wassers sich in der Form eines Halbkreises in eine prachtvolle Meermuschel ergießt, um von da aus in ein großes Bassin zu gelangen, aus dessen Mitte ein Springbrunnen sein Wasser in beträchtliche Höhe wirft."
Verschwundene Brunnen
Auch weiß heute niemand mehr, dass es vor dem Geschäft von "Striegels Witwe" in der Hauptstraße 64, dem heutigen Domizil des Hörgerätehauses Kind, einen Brunnen gab. Zu sehen ist er nur noch auf einer Postkarte aus dem Jahr 1912.Absolut nichts mehr erinnert an die einstigen Brunnen an der Merianskapelle (St. Gereon), der Schulstraße, der St. Martin Straße, der Badgasse oder der Apothekenstraße. Verschwunden sind auch die Brunnen in der Sattlertorstraße, am Nürnberger Tor, in der Bamberger Straße und am "Bamberger Tor." Postkarten-Ansichten gibt es noch von den ehemals öffentlichen Brunnen in der Vogelstraße und an der Ecke Wiesentstraße/Holzstraße.
Stiefkind "Zeitbrunnen"
Nur der Kriegerbrunnen auf dem Rathausplatz, der Fischbrunnen in der Hornschuchallee und die beiden Forellen des "Fischerbuben" in der gärtnerischen Anlage an der Klosterstraße, eine Plastik des Forchheimer Bildhauers Georg Leisgang, plätschern noch. Dagegen ist der von Harald Winter geschaffene "Zeitbrunnen" am Forchheimer Bahnhofsplatz, der die Wartenden zum Nachdenken über die Zeit anregen sollte, seit Jahren außer Betrieb.
Das verdreckte Brunnenwasser hatte immer wieder die Magnetventile und Filter am Geschenk des Forchheimer Heimatvereins verstopft. Die regelmäßigen Reparaturarbeiten waren dem Forchheimer Stadtrat zu teuer.