"Es geht um Leben und Tod": So helfen Trauerbegleiter in Ebermannstadt Kindern und Familien
Autor: Josef Hofbauer
Forchheim, Sonntag, 10. November 2019
Alexandra Eyrich und ihre Initiative "Zwischengezeiten" wollen in Ebermannstadt die Arbeit des Trauernetzes "Consolare" fortführen. Der Schwerpunkt liegt bei Kindern, Jugendlichen und Familien.
Die gute Nachricht vorneweg. Alexandra Eyrich, die Leiterin der Trauerinitiative "Zwischengezeiten" für Kinder, Jugendliche und Familien, wird das bisher seit 16 Jahren bestehende Trauernetz "Consolare" in Ebermannstadt mit unter ihr Dach bzw. ihren im Logo sichtbaren Schirm nehmen. "Allerdings werden wir das Angebot auch hier in erster Linie auf Kinder, Jugendliche und Familien in Trauersituationen ausrichten", schränkt die Leiterin der Initiative "Zwischengezeiten" ein. Die offizielle Wiedereröffnung der Anlaufstelle "Zum Breitenbach 4" ist im Frühjahr.
Zurück ins Leben
"Wir möchten die Menschen nach dem Verlust eines geliebten Menschen wieder zurück ins Leben holen", umreißt Eyrich ihre Zielsetzung. Als Trauerbegleiterin wolle sie durch pädagogisch-kreative Ansätze dazu beitragen, dass die Trauernden nicht nur Abstand, sondern wieder Stand gewinnen. Ihre Aufgabe sieht sie gemeinsam mit ihrem derzeit elfköpfigen Team darin, Kindern, Jugendlichen und Familien die Möglichkeit zu geben, ihrer Trauer und der Vielfalt ihrer Gefühle über die unterschiedlichsten Ausdrucksformen näher zu kommen. "Oft geht es in den ersten Schritten darum, wieder Struktur in den Alltag zu bringen."
Perspektive geben
Da war jener Vater, der nach dem Tod seiner Frau mit seinen vier und sechs Jahre alten Töchtern plötzlich alleine da stand. Er lernte die Waschmaschine zu bedienen, zu putzen und zu kochen und er kaufte zum ersten Mal Kinderkleidung mit Glitzer-Effekten. "Aber dieses Sch... Pausenbrot - das krieg ich so früh am Morgen oft nicht hin, so dass die Mädchen zufrieden wären. Dadurch verzögert sich alles und wir bekommen Stress", klagte der alleinerziehende Vater.
Das sei kein Scheitern, versichert die Trauerbgeleiterin, denn in jeder Familie gebe es Dinge, die einfach nicht klappen wollen. Gleichzeitig habe sie in diesem Fall den Blick darauf gelenkt, was der Mann bereits alles dazu gelernt hatte. Das nimmt zwar nicht den Schmerz, spendet auch keinen Trost, gibt aber Perspektive, so Eyrich.
Vorgegebene Strategien hat sie nicht. Allerdings kann sie durch ihre vielseitige Ausbildung auf einen Fundus an Gesprächstechniken zurückgreifen, mit deren Hilfe Blockaden überwunden werden können. Und: "Ich muss auf das Alter und die Ausdrucksfähigkeit der Trauernden eingehen", betont Alexandra Eyrich. Sie findet: "Eindruck braucht Ausdruck."
Als Beispiel nennt sie eine Familie, die ein Baby verloren hatte. Die Eltern hatten die Trauer-Expertin geholt, weil sie sich Sorgen um ihren dreijährigen Sohn Luca (Name geändert) machten. Auf die Frage, wer denn in der Familie auf Grund der Geschehnisse am traurigsten sei, antwortete der Kleine: "Das ist meine Schwester. Die ist jetzt allein im Himmel. Ich hab ja noch Mama und Papa." "Das ist kindliche Logik und schafft mir eine konkrete Idee zu den nächsten methodischen Schritten innerhalb der Begleitung", so Alexandra Eyrich.
Märchenhaftes
Auch hinter der Akademie "Vielfalt de luxe" für Märchen, Pädagogik und Kultur steht ihr Name und so ist es nicht verwunderlich, dass es mitunter auch Methoden aus der Märchenpädagogik gibt, die Eyrichs Trauerbegleitung unterstützen. "Denken Sie nur an Brüderchen und Schwesterchen, wo die Mutter Bezug zu den Kindern über den Tod hnaus hält oder an die bösen Stiefmütter", so Eyrich. Ähnlich wie im Märchen vom Schneewittchen, in dem die Zwerge die Prinzessin nicht der dunklen Erde übergeben wollten, habe sich auch ein siebenjähriger Junge Sorgen gemacht, berichtet Eyrich. Er habe deshalb seiner Mama eine Sonne auf die Innenseite des Sarges gemalt. "Das macht die Trauer nicht kleiner, platziert aber mit dieser Aktion nochmal ein anderes Bild in dem Jungen", so Eyrich. Man müsse in der Trauerarbeit behutsam vorgehen, so die Expertin. Da gebe es ganz viele Fragen und wenige Antworten.