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Es fehlt in Forchheim an Gewerbeflächen


Autor: Jennifer Opel

Forchheim, Mittwoch, 16. Sept. 2020

Die Nachfrage ist groß, doch die Stadt kann die Unternehmenswünsche nur bedingt befriedigen.
Die Autobahn teilt den Forchheimer Süden: links und rechts sind Gewerbegebiete zu finden.  Foto: Matthias Hoch


Als Philipp Blümlein 2012 überlegte, seine Holzbaufirma nach Forchheim zu verlegen, tat er sich schwer, den passenden Gewerbeplatz zu finden. "Ich habe meine Fühler ausgestreckt, ich kenne ja viele Leute in Forchheim", so der Unternehmer, "damals war gerade das Gewerbegebiet Breitweidig ganz neu."

Hilfe von der Stadt

Dank Alt-OB Franz Stumpf und dem damaligen Wirtschaftsförderer Heinz Schwab wurde Blümlein fündig. Ein 4100 Quadratmeter großes Grundstück wurde ihm zum Kauf angeboten. "Eigentlich wollte ich das mit jemandem zusammen kaufen, der sprang aber kurz vor dem Notartermin ab", erinnert sich Blümlein. "Daraufhin habe ich einige Nächte nicht geschlafen und mich dann dafür entschieden, das große Grundstück zu kaufen." Eine Entscheidung, die er nicht bereut hat. Heute steht dort auf dem ganzen Gelände seine Firma.

Ein Grundstück von der Stadt zu kaufen, das ist heute nicht mehr so einfach möglich, denn die Stadt Forchheim ist nicht mehr im Besitz von Gewerbeflächen. "2010, als das Gewerbegebiet Pfaffensee/Breitweidig zur Verfügung stand, hatten wir noch mehr Angebot als Nachfrage", erklärt der städtische Wirtschaftsförderer Viktor Naumann. Begonnen hatte Alt-OB Franz Stumpf die Flächenbevoratungspolitik aber schon viele Jahre zuvor. "Nach und nach wurden Fläch angekauft, dann erschlossen und später wieder verkauft - und das, ohne dass die Stadt einen Gewinn gemacht hat."

Den Ertrag der verkauften Wirtschaftsflächen erntet die Stadt Forchheim aber jetzt. Durch die Wirtschaftspolitik aus der Vergangenheit sind viele Arbeitsplätze in Forchheim angesiedelt worden, hochtechnologisierte Unternehmen zahlen nun viel Gewerbesteuer.

Gewinnmaximierung bei Verkauf

"Wenn ich mich hier umschaue, sehe ich einige Grünflächen, aber die gehören den Bauern hier", sagt Phililpp Blümlein. "Bevor die jetzt für wenig Geld verkaufen und für den Gewinn viele Steuern zahlen müssen, kommen die lieber zwei Mal im Jahr und mähen. Damit haben sie wenig Arbeit und keinen Verlust."

Das weiß auch Viktor Naumann: "Es gibt Grundstücksbesitzer in den Gewerbegebieten, die zahlen jährlich Grundsteuer und wollen nicht verkaufen. Privatwirtschaftlich gesehen ist das natürlich nachvollziehbar, für uns als Stadt ist es aber nicht schön."

Vor allem, wenn der städtische Wirtschaftsförderer auf seine Interessentenliste blickt: Aktuell suchen 109 Unternehmen Gewerbeflächen für insgesamt knapp 500.000 Quadratmeter. Verfügbare Flächen, bei denen die Besitzer auch verhandlungsbereit sind (aber bedeutend höhere Preise aufrufen als die Stadt es für ihre Grundstücke tat), belaufen sich aktuell auf nur 17.500 Quadratmeter. Viele davon würden selbst bauen und dann vermieten wollen. "Das ist aber für die meisten Unternehmen, die auf meiner Liste als Interessenten stehen, keine Option."

Für Blümlein, der seit 2014 für die Jungen Bürger im Forchheimer Stadtrat sitzt, eine traurige Tatsache. "Es ist natürlich auch im Stadtrat immer Thema", sagt er, "aber ich habe auch das Gefühl, dass nicht mehr so richtiger Zug dahinter ist." Der Ankauf von möglichen Gewerbeflächen durch die Stadt Forchheim sei nicht mehr oberste Priorität. "Ich weiß, dass es viele Baustellen gibt, Alt-OB Stumpf hatte zum Beispiel die Rathaussanierung oder das Kolpinghaus nicht angepackt", räumt Blümlein ein, "aber dass im Haushaltsplan unter OB Kirschstein nur noch wenig Geld für den Ankauf von Gewerbeflächen vorgesehen ist, ist nun mal auch eine Tatsache."

Viktor Naumann bestätigt dies; Auch wenn die Haushaltspläne ihn nichts angehen, sei zumindest heuer nicht viel Geld für den Ankauf von Gewerbeflächen in die Hand genommen worden. Weitere Gewerbeflächen sind allerdings in Planung: Bereits 2015 (noch unter Alt-OB Stumpf) wurde eine Änderung im Flächennutzungsplan im Norden im Stadtrat beschlossen. Auf insgesamt 14 Hektar sollen dort, vor allem kleinere Betriebe ein neues Zuhause finden. "Es hat auch seinen Vorteil, dass wir diese Sogwirkung haben und die Nachfrage höher ist als das Angebot", weiß Naumann, "wir können uns aussuchen, wen wir ansiedeln lassen." Das sei auch eine Aufgabe von ihm als Wirtschaftsförderer. "Die Unternehmen müssen zum Standort passen", sagt er, "das heißt nicht, dass es nur medizintechnische Unternehmen sein müssen, sondern wir brauchen einen gesunden Mix."

Forchheim-Nord im Aufwind

Dabei habe er vor allem auch die Handwerksbetriebe im Blick, da diese nicht so stark von der Konjunktur abhängig seien. Bevor diese Betriebe sich aber im Forchheimer Norden ansiedeln können, warten noch einige Aufgaben auf die Mitarbeiter der Stadt Forchheim. Das Liegenschaftsamt müsse zum Beispiel mit den Eigentümern der Flächen in Kontakt treten, damit die Stadt die Option hat, die Flächen anzukaufen. Ein Bebauungsplan für einen Teil des Gebiets wurde vom Stadtrat schon 2019 beschlossen.

"Erfolg hat besonders in der Wirtschaft eine lange Vorlaufszeit", weiß Naumann, "wir müssen, was die wirtschaftliche Entwicklung angeht, eine langfristige Perspektive einnehmen.Das was jetzt beschlossen wird, trägt frühestens in fünf bis zehn Jahren Früchte."