Druckartikel: Erlanger Grüne haben ein Herz für Stechmücken

Erlanger Grüne haben ein Herz für Stechmücken


Autor: Nikolas Pelke

Erlangen, Dienstag, 28. Juli 2015

Die Grünen haben der "Lichtverschmutzung" in Erlangen den Kampf angesagt. Stechmücken würden teilweise "bis zur totalen Erschöpfung" von der nächtlichen Straßenbeleuchtung angezogen. Das will die Partei nicht länger hinnehmen.
Nach dem Willen der Erlanger Grünen solle viele Straßenlichter künftig ausbleiben. Foto: Nikolas Pelke


Wie die Motten umschwärmen die Mücken in Erlangen allabendlich die Lichter. Rund 12 000 Straßenleuchten machen jede Sommernacht zum Paradies für Mücken. Mit einem Antrag will die Erlanger Stadtratsfraktion der Grünen nun erreichen, dass die Straßenlaternen in der Nacht teilweise ausgeschaltet werden.

Damit wollen die Grünen aber nicht nur Energie sparen. Die Ökopartei denkt auch voller Tierliebe an Schnaken und Stechmücken, die von dem künstlichen Licht in den Wahnsinn getrieben werden. Denn die blutsaugenden Plagegeister würden teilweise "bis zur totalen Erschöpfung" von der Straßenbeleuchtung angezogen, schreiben die Grünen in ihrem Antrag.
Dieser offensichtlichen Tierquälerei will man jetzt mit ganz konkreten Vorschlägen endgültig einen Riegel vorschieben.

Konsequente Überprüfung

Die Grünen denken dabei aber nicht an Mückenspray oder Moskitonetze. Nach dem Willen der Grünen soll die Erlanger Stadtverwaltung ein Konzept zu "einer konsequenten Verringerung der Beleuchtung im Stadtgebiet" erstellen. Dabei soll überprüft werden, wo in der Stadt die Straßenbeleuchtung "ganz oder zeitweise abgeschaltet" oder "wenigstens reduziert" werden kann.

Schließlich würden die Insekten in der Nacht gezielt auf Lampen zusteuern und diese dann bis zur körperlichen Verausgabung umkreisen. Oftmals landen die Tierchen beim Umrunden der Straßenlaternen auch in einem der gemeinen Spinnennetze, das die Achtbeinigen eben zu diesem Zwecke in weiser Voraussicht gesponnen haben.
Besonders perfide Mückenfallen sind übrigens undichte Lampengehäuse. Geraten die Blutsauger in das Lampeninnere verbrennen sie sich die Flügel und sterben den Hitzetod. Darüber ärgern sich besonders die Mücken.
Nicht nur deshalb hat der Antrag der Erlanger Grünen zur "Reduzierung der Lichtverschmutzung" einen genauso ernsten wie wissenschaftlichen Hintergrund.

Der Bund Naturschutz schätzt, dass die Lichtverschmutzung allein in Deutschland jährlich um bis zu sechs Prozent zunimmt. Die künstliche Beleuchtung des Nachthimmels ist für viele Tiere ein ernstes Problem. Nachtfalter benötigen beispielsweise nicht mehr Licht als die geringe Helligkeit des Mondes für die Futtersuche.

Auch die Wahl der Partnerin klappt beim Falter im romantischen Mondschein besser. Nicht nur Nachtfalter leiden unter der künstlichen Helligkeit in der Nacht. Auch die innere Uhr des Menschen leidet unter der "Lichtverschmutzung" und verhindert die ausreichende Produktion des "Schlafhormons" Melatonin.

Dies erklärt vielleicht das besonders häufig in heißen Sommernächten auftretende Verhalten vieler Zweibeiner, auf der Suche nach Liebe, Melatonin oder Alkohol die nächtlichen Biergärten, Gartenkneipen und Straßencafés der bayerischen Städte massenweise zu bevölkern. Deshalb fordern die Grünen in Erlangen wohl mit Recht: Dreht der Stadt die Lichter aus! Andreas Pfeil vom Amt für Straßenbeleuchtungsfragen bei der Stadt Erlangen kann die Sorgen der Ökopartei verstehen. In Zukunft will Pfeil verstärkt auf LED-Lampen setzen.

LED gegen Mücken

Besonders in Wohngebieten könnten diese Dinger zum Einsatz kommen, ist sich der städtische Ingenieur sicher.
Neben der besseren Energieeffizienz hätten LED-Lampen ein weiteren Vorteil, den besonders mückengeplagte Großstadtmenschen zu schätzen wissen dürften: "Das Anlockverhalten gegenüber anderen Leuchten ist wesentlich geringer", sagt der Experte aus Erlangen und will damit sagen: LED-Leuchten helfen gegen Mücken.
Eine kleine Nachhilfestunde muss Pfeil allen Mückenfreunden allerdings in Sachen Straßenbeleuchtung geben. "Wir müssen so viel Licht auf die Straße bringen, wie uns die einschlägigen DIN-Normen zur Verkehrssicherungspflicht vorschreiben", erinnert Pfeil an die rechtlichen Vorschriften zur Straßenbeleuchtung.

"Wir können nicht einfach jede zweite Straßenlampe ausschalten." Mückenfreunde seien an dieser Stelle auch daran erinnert, dass man in der Nacht das Licht beim Fahren einschalten muss. Auch wenn es der Mücke weh tut.