Er hat den Kanal gründlich voll
Autor: Ekkehard Roepert
Eggolsheim, Dienstag, 05. Juli 2016
Peter Seitz will sein Autohaus aus dem Wasserschutzgebiet Eggolsheim raushaben. Dabei greift zu Mitteln, mit denen er die Behörden gegen sich aufbringt.
An diesem Kanal haben sich schon viele die Zähne ausgebissen. Die Leitung ist rund 200 Meter lang, hat einen Durchmesser von 80 Millimetern und liegt auf dem Grundstück von Peter Seitz. Der 60-Jährige plagt sich nun schon die Hälfte seines Lebens damit herum, dass sein Autohaus in einem Wasserschutzgebiet liegt.
Die Geschichten des Autohauses und des Kanals sind eng verknüpft. 1984 hatte der damalige Landrat Otto Ammon (CSU) Peter Seitz versprochen: Wenn er dem Markt Eggolsheim ein grundbuchrechtlich gesichertes Leitungsrecht auf seinem Grundstück zusichert, dann wird sein angrenzendes Autohaus aus dem Wasserschutzgebiet herausgenommen.
Diese Abmachung funktionierte - 15 Jahre lang. Leider sei Ammons Zusage nie schriftlich fixiert worden, bedauert Peter Seitz. Seit 1999 nun liegt sein Autohaus in einem Wasserschutzgebiet. Peter Seitz klagte über Jahre - ohne Erfolg.
Unterstützt wird Peter Seitz von dem Eggolsheimer Umweltaktivisten Heinz Marquart. Er wirft der Kommune und dem Wasserzweckverband Eggolsheimer Gruppe (Vorsitzender ist Bürgermeister Claus Schwarzmann) vor, "eine undichte Abwasserleitung zu betreiben". Es sei seine staatsbürgerliche und politische Pflicht, das Trinkwasser für über 15 000 Einwohner von Eggolsheim, Hallerndorf, Buttenheim und Altendorf zu schützen, sagt Marquart.
Das Duo Marquart/Seitz hat eigene Messungen in Auftrag gegeben. Seit die Ergebnisse vorliegen, spricht Heinz Marquart von einer "Umweltstraftat". Von der Aufsichtsbehörde (Landratsamt Forchheim) erwartet er eine Strafanzeige wegen Gewässerverunreinigung.
Falsche Prüfkriterien?
Gleichzeitig deuten die Verantwortlichen im Rathaus an, dass ihre Geduld erschöpft ist.Thomas Hüppe, der Leiter des Eggolsheimer Bauamtes, hat einen Aktenordner angelegt, der ausschließlich den Streit mit Peter Seitz dokumentiert. Der Autohändler wolle unter keinen Umständen die Druckprüfungen akzeptieren, stellt Hüppe etwas ratlos fest. 2014/15 habe die Gemeinde über 75 000 Euro in die Prüfungen und in die Sanierung des Leitungssystems im Schutzgebiet gesteckt.
Über die Arbeiten der renommierten Firmen Baierle und Aarsteff habe ein unabhängiges Ingenieurbüro (Sauer + Harrer) dann nochmal einen Sachstandsbericht vorgelegt, betont Hüppe. "Dennoch unterstellt Peter Seitz, dass die Messergebnisse nicht stimmen und dass mit ungültigen Vorschriften geprüft wurde."Ein Rechtsstreit zwischen Seitz/Marquart und der Gemeinde scheint unausweichlich. Thomas Hüppe sagt, es sei nicht hinnehmbar, dass Privatpersonen illegalerweise Druckmessungen am Leitungsnetz der Gemeinde durchführen. Die von Seitz beauftragte Hänsch GmbH habe nicht nur "falsche Prüfkriterien" angelegt, sagt der Leiter des Bauamtes. "Als Fachfirma hätte sie auch wissen müssen, dass der Hauptkanal der Gemeinde gehört und dass ohne Genehmigung dort nicht gemessen werden darf."
Bürgermeister Schwarzmann greift die Hüppe-Argumente auf und ergänzt: "Bereits 2009 hat es Hinweise gegeben, dass der Hausanschluss von Peter Seitz undicht ist." Die aktuellen Messungen der Hänsch GmbH könne man daher so lesen, dass bei der Kontroll-Prüfung die Hausanschlüsse von Seitz nicht abgedichtet wurden". Folglich erscheine die Leitung insgesamt undicht, folgert Schwarzmann. Jedenfalls werde die Gemeinde die Behauptungen von Seitz nicht länger akzeptieren. Er habe bereits einen Rechtsanwalt eingeschaltet, sagt Schwarzmann: "Das lassen wir uns nicht mehr bieten."
Frank Unkroth (Leiter des Geschäftsbereichs Bauen und Umwelt am Landratsamt) meint: Das Ergebnis der "eigenmächtig durchgeführten Druckprüfung" könne "durch die Behörden nicht abschließend bewertet werden". Die Messprotokolle seien ihm "ohne Darstellung der angewandten Methodik" übermittelt worden. "Selbst wenn man davon ausgeht, dass der Druckabfall korrekt ermittelt wurde, müsste noch untersucht werden, worauf dieser zurückzuführen ist und an welcher Stelle eine Undichtigkeit des Kanals besteht." Eine unmittelbare Verpflichtung des Marktes zu weiteren Maßnahmen sei nicht begründet, urteilt Frank Unkroth, "weil die Messergebnisse keine geeignete Basis für behördliche Anordnungen liefern und eine Gefährdung der Trinkwasserqualität bislang auch nicht erkennbar ist".
Streit um Kanal - "ein Nebenkriegsschauplatz"
Urteile "Die private Messung, beauftragt durch Herrn Peter Seitz, können und wollen wir nicht kommentieren, da sie für uns keine Relevanz hat." Das sagt Günther Prem, Baudirektor am Wasserwirtschaftsamt Kronach. Der Streit um den Abwasserkanal im Ortsteil Unterstürmig sei "im Grunde eine Art Nebenkriegsschauplatz für das eigentliche Anliegen des Herrn Peter Seitz", meint Günther Prem. "Herr Seitz kämpft seit rund 30 Jahren darum, dass sein Betriebsgrundstück in Unterstürmig aus dem Wasserschutzgebiet der Eggolsheimer Gruppe herausgenommen wird. Dazu gibt es mehrere Verwaltungsgerichtsurteile, die Herr Seitz allesamt verloren hat. "
Vorwürfe Umweltaktivist Heinz Marquart aus Eggolsheim wirft den Behörden vor, "die Aufklärung eines Umweltskandals zu behindern". Das Wasserwirtschaftsamt Kronach habe ihm zudem "die Akteneinsicht verweigert." Günther Prem vom Wasserwirtschaftsamt wiederum wirft "den Herren Seitz und Marquart" vor, dass sie "immer wieder Dinge durcheinander bringen und somit Probleme sehen, die gar nicht vorhanden sind". Prem betont die Richtigkeit der Druckprüfungen durch den Markt Eggolsheims. Obwohl Peter Seitz bei diesen Prüfungen "durchgehend anwesend war", glaube er, "dass bei der Messung bewusst betrogen worden war".