Druckartikel: Enge Straßen vertiefen Konflikt in Reuth

Enge Straßen vertiefen Konflikt in Reuth


Autor: Ekkehard Roepert

Reuth, Mittwoch, 15. Oktober 2014

Ein Verkehrsgutachten sollte klären, ob das neue Baugebiet am oberen Schulweg in Reuth überhaupt sinnvoll erschlossen werden kann. Die Bewertung des Gutachtens hat den Streit um das Baugebiet weiter verschärft.
An einigen Stellen im Reuhter Berg-Gebiet ist ein Begegnungsverkehr nicht möglich. Foto: Hofbauer


Ein Verkehrsgutachten bewegt die Bürger auf der Reuther Hut und im Forchheimer Stadtrat. Gutachter Claus Sperr vom Büro Planwerk (Nürnberg) machte den Räten und den zwei Dutzend Reuther Bürgern im Rathaussaal deutlich: Die Erschließung des Neubaugebietes (Nördlich Ruhstraße) sei ohne weiteres möglich; aber es sei nicht ausreichend, sich dabei auf den Oberen Schulweg zu verlassen: "Wünschenswert ist eine zweite Haupterschließung der Hut über die Ruhstraße/Zur Marter/Rothbrunnenstraße oder über die verlängerte Winzerstraße."

Ruhstraße bleibt unangetastet

Für Aufregung sorgte Claus Sperrs Präsentation im Planungsausschuss deshalb, weil Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) und die Bauverwaltung zwar einige Erkenntnisse des Gutachters nutzten, aber das Gutachten insgesamt ablehnten.

Wie Stadtplaner

René Franz erläuterte: Um weitere Einschnitte in die Reuther Hänge zu vermeiden, dürfe die Ruhstraße nicht ausgebaut werden. Gleichzeitig sei die Verkehrserschließung des neuen Baugebietes (30 Grundstücke am Oberen Schulweg) möglich: "Trotz er Engstellen funktioniert das Straßensystem", sagte Stadtplaner Franz. Reinhold Otzelberger (SPD) konnte dieser Logik nicht folgen: Wenn das Gutachten auf die Bedeutung einer neuen Erschließungsstraße hinweise, "dann müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass eine Erschließung alleine über die Reuther Hut nicht funktionieren wird".

Der SPD-Stadtrat sprach von einem "hohen Konflikt" zwischen Gutachter und Verwaltung. Da niemand einen Ausbau der Ruhstraße wolle, sei dieser Konflikt nur dadurch lösbar, dass "wesentlich weniger Grundstücke bebaut werden". Dadurch würden die Straßen während der Bauzeit und später durch geringeren Anwohnerverkehr entlastet.

FW nähern sich der SPD

Zu diesem Schluss kam auch Manfred Hümmer (FW). Seine Fraktion habe sich nun der SPD-Position genähert: "Bebauung grundsätzlich ja, aber nicht in diesem Umfang." Denn, fragte der FW-Rat: "Welchen Sinn hat ein Gutachten, wenn man sich darüber hinwegsetzt?" Gerade die Engstelle beim Gasthaus Bergwirt zeige, dass die Baustellen-Erschließung nicht funktioniere. Franz Stumpf (und mit ihm die CSU) meinte dagegen, die Verkehrserschließung über die Hut während der Bauzeit sei "gerade noch möglich". Der Gutachter habe ein Plus von 260 Fahrzeugen pro Tag benannt; in einem Wohngebiet von der Größe der Hut seien - zumindest laut Gesetzeslage - 400 pro Stunde zumutbar. "Reine Polemik" sei das, rief ein Zuhörer in Richtung Oberbürgermeister.

Doch der blieb bei seinem Fazit: Die Engstellen könnten während der Bauzeit geregelt werden, beispielsweise durch Ampeln; im Übrigen gelte in Hang-Gebieten die grundsätzliche Regel: "Wer von oben kommt, setzt zurück."

Ist der Hang ein Plateau?

Die Mehrheit folgte den verkehrstechnischen Vorschlägen der Verwaltung. Die ablehnenden Stimmen kamen von den Grünen, den Freien Wählern und von der SPD. Heike Schade (FGL) betonte, wie "ökologisch sensibel und wertvoll" die Reuther Hänge seien und dass sie daher als "Naherholungsgebiet" erhalten werden müssten. Heike Schade wagte die Deutung, dass die Bauverwaltung "sehr nahe" an der FGL-Position sei, weil sie sich ja gegen den Ausbau der Ruhstraße entschieden habe.

Für die CSU bewertete ihr Fraktionssprecher Udo Schönfelder das Thema Verkehr und Bauen unter der "Wachstumsperspektive". Ohne eine Strategie des Wachstums könne Reuth "nicht vital bleiben". Im Übrigen sei der Begriff Hang-Bebauung nicht zutreffend: "Der Begriff Hochplateau ist zutreffender."

Ingolf Franke, ein Sprecher der Bürgerinitiative "Schutz der Reuther Hänge", zeigte sich nach der Sitzung des Planungsausschusses "geschockt": Zwar sei begrüßenswert, dass Freie Wähler und SPD "jetzt zusammenkommen", sagte Franke: "Doch der Oberbürgermeister macht den Eindruck, dass er das Baugebiet gegen jede Vernunft durchdrücken will." Die Straßen aus den 50er Jahren, etwa auf Höhe des Gasthauses Bergwirt, sei der Belastung eines Baustellenverkehrs niemals gewachsen, meint Franke. Doch der Oberbürgermeister wolle das nicht sehen, er habe "Scheuklappen aufgesetzt".