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Energie-Experte kritisiert "Biogas-Negativ-Image" im Landkreis Forchheim


Autor: Ekkehard Roepert

LKR Forchheim, Sonntag, 23. März 2014

Im Landkreis Forchheim gibt es keinen Grund, ein "Biogas-Negativ-Image" zu pflegen, meint Energie-Experte Christof Thoss. Hinsichtlich der Anlagen in Schlammersdorf und Hiltpoltstein meint er: "Nichts war gefährlich oder giftig."
Biogas-Experte Christof Thoss vor der Hallerndorfer Anlage, die er als Musteranlage bezeichnet. Foto: privat


Einige Biogasanlagen im Kreis Forchheim sind in den vergangenen Wochen in die Kritik geraten: etwa die Anlagen in Eggolsheim und Hallerndorf. Christof Thoss, Chef der Abteilung Biogas bei der Firma Naturstrom, wehrt sich gegen das Negativ-Image, das Biogas-Kritiker seiner Meinung nach zu Unrecht verbreiten.

Natur-Aktivisten, wie Heinz Marquart aus Eggolsheim, werfen den Betreibern von Biogasanlagen vor, man kann nicht grünen Strom erzeugen wollen und zugleich das Wasser ruinieren. Geht von ihren Anlagen Gefahr aus?
Christof Thoss: Nein, von unseren Anlagen geht keine Gefahr aus und sie ruinieren auch nicht das Wasser, das ist sehr stark überzogen. In der Anlage in Schlammersdorf gab es wasserrechtlich Probleme. Wir arbeiten in der Landwirtschaft. Sobald sie Biomasse in Verbindung mit Wasser bringen, dann haben Sie wasserrechtlich gesehen kontaminiertes Wasser.

Daher redet das Wasserwirtschaftsamt sofort von Verunreinigung. Auf jeder versiegelten Fläche dieser Welt wird Wasser verunreinigt - auch bei uns.

Was tun?
Dafür gibt es den Immissionsschutz und hier speziell das Wasserrecht. Der Gesetzgeber sagt Ihnen, wie sie ihre Anlage zu betreiben haben.

Ist das Wasser, das die Schlammersdorfer Anlage verlässt, nun sauber genug?
Es war immer schon so sauber, wie mit dem Landratsamt vereinbart. Aber es gibt organische Belastungen. Daher haben wir mit dem Landratsamt eine neue Vereinbarung geschlossen: Das Wasser wird landwirtschaftlich verwertet und auf den Äckern der beteiligten Landwirte ausgebracht, genau so, wie die Gärreste die nach der Vergärung in der Biogasanlage übrig bleiben Laut Düngemittelverordnung ist das ja hochwertiger Dünger.

Die von Naturstrom betriebenen Anlagen in Schlammersdorf und Hiltpoltstein belasten die Natur aus Ihrer Sicht also nicht?
Es gab marginale Probleme, die ausgeräumt sind. Aber es war nichts gefährlich oder giftig.

Sie empfinden den Protest von Heinz Marquart demnach als unpassend?
Was er als Problem benennt, ist ein Luxusproblem. Es gibt, etwa im Landkreis Ansbach, ein Nitrat-Problem, weil die Gülle von über 180 Biogasanlagen und landwirtschaftlichen Betrieben auf der Fläche ausgebracht wird. Im Landkreis Forchheim gibt es 19 Biogasanlagen. Doch mit Ausnahme von Ansbach gibt es kein flächendeckendes Stickstoffproblem, das mir bekannt wäre. Herr Marquart diskreditiert mit seiner Kritik die Biogasanlagen. Er müsste gegen etwas anderes kämpfen.

Was würden Sie ihm empfehlen, das Thema Vermaisung?

Der Mais ist bei den Naturschützern ein Symbol für intensive Landwirtschaft, da man ihn hegen und pflegen muss. Der Mais ist bei uns seit den 60er Jahren in der Züchtung und er ist dadurch eine vorzügliche, weil sehr erfolgreiche Pflanze. Wir brauchen als Futter für die Biogasanlage aber nicht zwingend diese hohe Qualität. Und wir haben in Hiltpoltstein und Hallern dorf bewiesen, es gibt alternative Früchte zum Mais, etwa die Wildpflanzenmischung.

Das klingt so, als hätten Sie die Voraussetzung für eine Musteranlage im Landkreis Forchheim schon geschaffen.
Unsere Anlage in der Gemeinde Hallerndorf ist eine Musteranlage. Dort wird zu einem sehr hohem Anteil Kleegras vergoren, das wäre in einer Standardanlage gar nicht machbar. Die Kritiker müssen aufhören, hauptsächlich die Risiken zu sehen. Das Biogas-Negativ-Image kommt stark aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Der Prozess dieser Energiegewinnung wird ständig optimiert. Für die Energiewirtschaft ist Biogas wichtig. Umso bedauerlicher, dass durch die aktuelle Diskussion um die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) die Bio-Energie massive Einschnitte zu befürchten hat.

Sie sehen also keinen Widerspruch, Geld mit der Energie zu verdienen und gleichzeitig die Natur zu bewahren.
Ich verstehe mich als Umweltschützer. Unsere Biogasanlagen sind auf dem Stand der Technik. Aber Geld verdienen wir damit nicht. Uns geht es vor allem darum, zu zeigen, dass Biogas für die Energiewende taugt. Eine Biogasanlage kann Gewinn abwerfen, wenn sie in einen landwirtschaftlichen Betrieb eingebunden ist. Dagegen müssen wir etwa für unsere Anlage in Hiltpoltstein alle Dienstleistungen und auch die Substrate hinzukaufen.

Was ist die Stärke von Biogas?
Sauberen Strom für den Zeitpunkt zu produzieren, wenn er gebraucht wird.


Firma Naturstrom


Jubiläum Die Firma Naturstrom, 1998 als erster unabhängiger Ökostromversorger gegründet, eröffnete 2004 ihren zweiten Standort und kam so nach Forchheim. Biogasanlagen, PV-Anlagen und eine Elektrotankstelle gehören zum Angebot des Stromanbieters.

Offene Tür Anlässlich des 10. Jubiläums lädt Naturstrom am Freitag, 28. März, zu einem Tag der offenen Tür ein: Von 15 bis 18 Uhr in der Niederlassung am Paradeplatz 11. Besucher haben Gelegenheit, sich über Projekte und das Engagement der Firma zu informieren, eine Probefahrt mit einem Elektro-Auto zu unternehmen oder mit den Mitarbeitern und Partnern der Unternehmen ins Gespräch zu kommen.