Ende, Auszeit, aber keine Pause
Autor: Leonhard Hühnlein
Forchheim, Mittwoch, 02. Oktober 2019
Wegen Alexandra Seitz und Andreas Woithe wussten die Gäste den Rappen-Keller zu schätzen - 18 Jahre lang. Doch jetzt gehen die Wirtsleute neue Wege.
Ein Septemberabend im Kellerwald. Am Rappen-Keller herrscht reger Betrieb. Wirt Andreas Woithe reicht aus dem kleinen Küchenfenster Teller für Teller mit fränkischen Rouladen samt Blaukraut und Klößen, die er frisch zubereitet hat. Extra für diesen Abend. Fast wie immer. Und doch ist es anders. Denn nach 18 Jahren naht der Abschied für den langjährigen Betreiber des Traditionskellers.
Zufällig anwesende Gäste bekommen kaum etwas mit von der leicht betrübten Stimmung. Dem Servicepersonal - darunter Woithes Lebensgefährtin Alexandra Seitz, mit der er den Keller betreibt - ist ohnehin nichts anzumerken. Lediglich ein paar mit Kreide auf eine Speisentafel geschriebene Sätze weisen auf den Wechsel hin und kündigen einen Neuanfang zum 4. Oktober in Bammersdorf an.
Keine Einigung
Nach und nach trudeln Stammgäste ein, die herzlich begrüßt werden. Sie übergeben Blumen und Erinnerungsgeschenke. Darunter viele Bilder, auf denen vergnügliche Stunden im Kellerwald festgehalten wurden. Die Wirtsleute sind gerührt und kommen erst später am Abend dazu, über die Gründe des Wechsels zu berichten.
Die Entscheidung, den Rappen-Keller aufzugeben, sei nach Gesprächen mit dem Eigentümer Johann Modschiedler gefallen, erklärt Woithe: "Es ging um die von allen Wirten im Kellerwald behördlich verlangten Auflagen zur Anschaffung von Fettabscheidern in Küchen sowie von externen Kühlräumen außerhalb der Sandsteinkeller. Denn Lebensmittel dürfen dort nicht mehr gelagert werden." Für Woithe als Pächter wären dadurch Investitionen in Höhe von etwa 25 000 bis 30 000 Euro nötig gewesen, "die ich alleine nicht hätte stemmen können". Nachdem mit dem Brauereibesitzer keine Einigung zur Kostenübernahme zustande gekommen sei, habe der Rappenwirt schweren Herzens den Entschluss gefasst, das Pachtverhältnis zu beenden.
Alexandra Seitz zieht pragmatisch Bilanz und guckt nach vorne: "Das Baby Rappen-Keller ist 18 Jahre alt geworden und somit volljährig. Nun kümmern wir uns um unser neues Kind." Es wurde auf "Auszeit bei Alex und Andreas" getauft und schon am Freitag, 4. Oktober, wird im ehemaligen Bammersdorfer Sportheim Eröffnung gefeiert.
Was den letzten Ausschlag gegeben hat? "In den Wintermonaten wäre es für unsere Gäste auf dem Rappen-Keller wohl nicht mehr gemütlich gewesen. Es stehen jetzt 13 Kühlgeräte in der Stube, die künftig auch im Winter hätten stehen bleiben müssen", erklärt Seitz. Daher wäre wohl nur noch für 15 Gäste Platz gewesen. Das lauschige Ambiente in der hölzernen Stube zwischen dem wärmenden Ofen und der Theke wäre verloren gewesen, ganz zu schweigen vom Umsatz.