Empörung über die Forchheimer Jugendarbeit
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Donnerstag, 21. November 2013
Josef Lypp, der ehemalige Leiter des Jugendzentrums in Forchheim, soll auf seine alten Tage Jugendpfleger werden. Der Hauptausschuss kam damit nicht zurecht.
Empörung im Hauptausschuss: Der Versuch, den sogenannten Mann-Bericht aufzuarbeiten, ist gründlich gescheitert. Johannes Mann war für ein halbes Jahr Jugendpfleger in Forchheim. Als er die Stadt verließ, schrieb er einen Bericht mit dem Tenor: Alles in Ordnung, die Stadt braucht keinen Jugendpfleger.
Empört waren Lisa Hofmann (SPD) und Annette Prechtel (FGL) darüber, dass beinahe zwei Jahre vergangen sind, ehe das Thema "im zuständigen Fachausschuss" aufgegriffen wurde. Und dass am Mittwoch dann nicht einmal Zeit war für diese Aufarbeitung.
Denn um 16 Uhr begann die Sitzung und um 17.30 Uhr tagte ein anderer Ausschuss. Als ab etwa 17.15 Uhr Thomas Werner (CSU), Sebastian Platzek (FDP), Bürgermeister Franz Streit (CSU) und Birgit Kaletsch (CSU) den Sitzungssaal verließen, plädierte Heinz Endres (FBF) dafür, die Debatte zu vertagen.
Josef Lypp hat 23 Jahre seines Lebens als Leiter des Forchheimer Jugendzentrum gearbeitet. Er war aber immer wieder lange krank gewesen. Bereits 2007, als Franz Stumpf den Sozialarbeiter Lypp wieder in die Jugendarbeit einbinden wollte, hatte es großen Streit im Stadtrat gegeben.
Am Mittwoch legte Lypp dem Haupt- und Kulturausschuss seine Analyse des Mann-Berichtes vor. Für die Stadträte wies er schlüssig nach, dass die Kritik von Johannes Mann unhaltbar ist. Unter anderem will Mann in seinem dreimonatigen Wirken bemerkt haben, dass an den typischen Treffpunkten der Jugendlichen gar keine Jugendliche anzutreffen seien. Lypps Urteil: "Meine Kritikpunkte an dem Bericht von Mann sind mehr als der ganze Bericht."
Das konnte der Ausschuss gut nachvollziehen. Nicht nachvollziehbar war aber für Lisa Hofmann, dass Josef Lypp nach fünf Jahren Abwesenheit die zentrale Funktion des Jugendpflegers einnehmen soll. "Wie das läuft, ich bin entsetzt - das ist unterste Schublade." Sie könne nicht akzeptieren, sagte die SPD-Rätin, dass die Stadt das Thema Jugendpflege "heilen will, indem man die alte Version aus dem Hut zieht". Seit zwei Jahrzehnten laufe die Stadt dem Thema hinterher. Franz Stumpf wollte die Kritik nicht gelten lassen: "Wir haben keine Schwierigkeiten mit den Jugendlichen." Entgegnung Hofmann: "Weil sie verschwunden sind und nicht aufgesucht werden."
Albert Dorn (SPD) sagte, die Diskussion sei "dem Thema nicht angemessen" und Manfred Hümmer (FW) empfand sie als "zu emotional". Dorn und Hümmer drängten mit Endres auf "Verschiebung". Karl Heinz Fleckenstein (CSU) wollte das Thema sogar auf die Zeit nach der Kommunalwahl verschieben - "vorher ist das nicht mehr zu schaffen".
Mittlerweile verließ auch Heinz Endres die Sitzung. Albert Dorn stellte den offiziellen Antrag, die Debatte zu vertagen. Franz Stumpf schlug den 26. November, 16 Uhr vor. Die verbleibenden Räte stimmten zu, die Grünen protestierten, weil ihnen der Termin aus beruflichen Gründen nicht möglich sei. Während Prechtel den Oberbürgermeister darauf hinwies, dass er durch die Terminplanung "Fraktionen ausschließt", verließ auch Franz Stumpf den Sitzungsraum.
Gestern formulierten Annette Prechtel und Sabine Dittrich ihren "Einspruch" gegen die "angeordnete Vertagung" dann nochmal schriftlich. "Wie mit dem zuständigen Fachausschuss als Ganzes und seinen Mitgliedern im Einzelnen umgegangen wird", sei empörend. Prechtel und Dittrich "bitten darum, den Tagesordnungspunkt Jugendarbeit in den öffentlichen Teil auf die nächste ordentliche Sitzung des Hauptausschusses zu setzen". Außerdem wollen sie "die Personalie Lypp" nichtöffentlich und "unter Ausschluss der Person Lypp" verhandeln.