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Eiskalte Erfahrungen


Autor: Thomas Weichert

Gößweinstein, Montag, 19. November 2018

Ohne Schuhe auf den Kreuzberg, und das im November: Die Wanderführerin Yvonne Dikomey und die Tourist-Info Gößweinstein gehen neue Wege.
Barfuß unterwegs, und das im November: Für die meisten Teilnehmer der Tour mit Wanderführerin Yvone Dikomey dürfte das eine neue Erfahrung gewesen sein.Thomas Weichert


"Barfußlaufen ist normal." Dies sagt Yvonne Dikomey aus Kleinsendelbach, die über die Tourist-Info Gößweinstein nach dem Erfolg der ersten Barfußwanderung im Sommer nun die erste Winter-Barfußwanderung angeboten hatte. Man kann es eigentlich kaum glauben, dass sich 17 Teilnehmer mit Dikomey auf den Weg hinauf zum Kreuzberg machten, um eiskalte Erfahrungen an den Füßen.

Schnee lag am Wochenende zwar noch keiner, aber es herrschten durchaus schon winterliche Temperaturen. Yvonne Dikomey ist ausgebildete Wanderführerin des Fränkische-Schweiz-Vereins und was liegt da näher, als ausgefallene Wandertouren anzubieten. Aber wie kommt man auf die Idee, barfuß zu wandern, und das auch noch im Winter ? Ganz einfach, sagt Dikomey die schon als Dorfmädel so oft sie wollte barfuß laufen durfte - und dies auch tat.

Barfuß durch den Matsch

Begonnen hat es dann eigentlich erst wieder vor ein paar Jahren, als sie 300 Kilometer in Flip Flops kreuz und quer durchs Allgäu spazierte. Als sie dann die Flip Flops in einer schmalen Schlucht auszog, regnete es sehr stark, und ein Hinweisschild empfahl: "Bei Regen nur mit festen Schuhen".

Die hatte sie aber nicht dabei, und so zog sie die Flip Flops aus und lief mit ihren nackten Füßen durch den Matsch. "Das war einfach nur geil", sagt Dikomey, die bei ihren Wanderungen dann immer öfters auf die Schuhe verzichtete. Denn Barfußlaufen tat einfach nur gut.

"Viel griffiger als Schuhe"

Irgendwann wollte sie dann genauer wissen, was dahinter steckt, und so beschäftigte sie sich mit der Anatomie und Physiologie des menschlichen Fußes. Und fand heraus das es nicht normal ist, dass ein Mensch Schuhe trägt. Denn dazu ist er gar nicht geboren. "Nackte Füße sind im Gelände viel griffiger als Schuhe, Barfußlaufen macht klar im Kopf und härtet ab. Man lernt tatsächlich, mit den Füßen zu sehen, und Barfußlaufen ist gesund, weil es die gesamte Körperhaltung positiv beeinflusst und Muskeln aktiviert, die sonst gar nicht beansprucht werden. Deshalb kann man nach einer Barfuß-Tour schon mal Muskelkater in den Füßen bekommen."

Barfußlaufen helfe aber auch gegen Stress und Depressionen, sagt Dikomey, und es sei "eine Kneippkur für die Füße, nur ohne Wasser". Barfußlaufen soll aber auch gegen Schlaflosigkeit, chronische Schmerzen und Entzündungen helfen, gegen Erschöpfung, Angstgefühle, vorzeitiges Altern und gegen Zivilisationskrankheiten.

Tipp: Schuhe mitnehmen

Allerdings sollte man es Dikomey zufolge am Anfang nicht übertreiben. So rät sie, bei Wanderungen immer Schuhe mitzunehmen, denn man soll ja an dem Ganzen auch noch Spaß haben. "Die Füße müssen sich erst einmal gewöhnen, und zu Beginn ist weniger oft mehr. Ihr selbst seid dabei der Maßstab", rät sei den Teilnehmern der Barfuß-Wanderung.

Barfußlaufen im Winter habe zudem einen noch viel besseren Kneipp-Effekt als im Sommer. Es müsse auch keiner Angst haben, das er Frostbeulen an den Füßen bekommt, da etappenweise gelaufen wird. Deshalb sollte man warme Wollsocken dabei haben, damit die Fußheizung zwischen den Abschnitten gut arbeiten kann. Jeder müsse aber auf seinen Körper hören um zu erkennen, wann es genug ist mit dem Barfußlaufen.

Auch Theorie enthalten

Theoretische Grundlagen des Barfußgehens sind ebenso Bestandteil der Wanderung wie praktische Übungen zur Wahrnehmung. Außerdem eine abwechslungsreiche Strecke mit vielen Aussichtspunkten, von denen man aus verschiedenen Richtungen jeweils einen herrlichen Blick auf Gößweinstein hat. Die Barfuß-Wanderung, die über die Tourist-Info Gößweinstein angeboten wird, dauert mit einigen Pausen zweieinhalb Stunden. Gerade im Entstehen ist ein mobiler Barfußpfad. Dieser wird in Indoor-Workshops, Präsentationen und Vorträgen zum Einsatz kommen, aber auch zum Ausleihen sein.