Einmal Behindertenwohnheim und zurück
Autor: Mathias Erlwein
Forchheim, Montag, 26. November 2012
Mit ihrer ersten Inszenierung will die Offene Behindertenarbeit weniger eine Botschaft vermitteln, als vor allem Spaß machen. Das gelingt auch.
Zwei Auftritte - zweimal ausverkauftes Haus: Das erste inszenierte Stück der Integrativen Theatergruppe der Offenen Behindertenarbeit Forchheim (Oba) war ein voller Erfolg. Die Karten für die beiden Vorstellungen in der Eggolsheimer Kulturscheune waren bereits im Vorverkauf vergriffen.
Zehn Menschen mit und ohne Behinderung standen unter der Regie von Regina Kramer auf der Bühne. "Last Minute: Wohnheim - Welt und zurück!" hieß das zweistündige Stück, dessen Rahmenhandlung von einer erträumte Reise zweier Wohnheim-Bewohner in die "große weite Welt" handelte.
Der aufregende Trip führte sie in den Zirkus, auf den Mond und ins Land der Gläser und Spiegel. Skurrile Gestalten mit weißen Masken vollführten schön anmutende Bewegungen, während in einer anderen Szene afrikanische Frauen ihre Haushaltsarbeiten mit einem rhythmischen Tanz zum Ausdruck brachten.
Sprechende Tiere und Zirkusartisten sorgten für Spaß, Rührung und Komik. Am Ende der erlebnisreichen und bunten Reise kamen die Zuschauer gemeinsam mit den Akteuren wohlbehalten im Wohnheim an. Es waren zwei ganz besondere Theaterabende, bei denen zehn unterschiedlichste Persönlichkeiten ihren ganz eigenen Charme und Charakter auf der Bühne präsentierten.
Stefanie sieht für ihr Leben gern
"Integration durch Kultur" - die OBA wollte durch das Theater eine Plattform für Integration und Annäherung auf unbefangenem Wege bieten. Das ist gelungen, wie die überaus positiven Reaktionen und der lang anhaltende Beifall für die Leistungen der Schauspieler am Ende zeigten.
Überglücklich und sichtlich geschafft war die 28-jährige körperbehinderte Stefanie Scherbaum aus Haid nach ihrem Auftritt. "Das Schauspielern auf der Bühne ist ihr aber nicht schwer gefallen, sie spricht und singt schließlich für ihr Leben gern", sagten ihre stolzen Eltern. Doch vor den großen Auftritten standen jede Menge Arbeit und viele Proben. Stefanie hat zum Erstaunen ihrer Eltern ihren Text zuhause ganz alleine gelernt. Für die sieben behinderten Darsteller waren die intensiven Vorbereitungen mit langen Probetagen eine Herausforderung, die sie voller Ehrgeiz und Hingabe bewältigt haben.
Und kaum hatte sich die Spannung nach den Auftritten gelegt, blickten einige Ensemblemitglieder schon wieder nach vorn: "Beim nächsten Theater sind wir wieder dabei!"