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Eine Tradition, die furchtbar juckt


Autor: Redaktion

Effeltrich, Freitag, 13. Februar 2015

Der Effeltricher Burschenverein "Zufriedenheit" schickt einmal mehr seine von Stroh nur so strotzenden "Fasalecken" am Faschingssonntag tanzend im Umzug auf die Reise. Sie sollen den Frühling einläuten.
Die sogenannten Fasalecken müssen unverheiratete Burschen sein. Bis zu vier Stunden dauert es, bis das Stroh den Körper komplett umhüllt. Dann kann der Umzug beginnen. Foto: privat


Den Winter treiben sie dieses Jahr wieder aus, die Mitglieder des Burschenvereins "Zufriedenheit" aus Effeltrich. Am Faschingssonntag erfolgt der Umzug der tanzenden "Fasalecken", der Strohbären und Bärentreiber nach Baiersdorf.

Die Vorbereitungen für dieses Spektakel sind durchaus zeitaufwendig. "Auf der Generalversammlung im Januar sprechen wir alles genau ab. Zum Beispiel wer als Strohbär sein Unwesen treiben darf, oder wie der Zeitplan genau aussehen soll. Dafür kontaktieren wir auch die Baiersdorfer Feuerwehr", erklärt Tim Adelfinger, der Vorsitzende des Vereins. Da das Stroh symbolisch für alles Alte und Vergangene steht, wird es nach dem Umzug auf einem großen Haufen verbrannt. Der Frühling wird durch den Tanz der weiß gekleideten Fasalecken eingeläutet.

Ein loderndes Feuer

Bunte Bänder hängen traditionsgemäß über ihren Schultern und ein immergrüner Buchsbaumkranz schmückt die Köpfe. Mit den "Trachtenmadla" hüpfen sie anschließend um das lodernde Feuer.

Die "Fasalecken" müssen unverheiratete Burschen sein. Ledigen Nachwuchs gibt es jedoch genug. "Bei uns laufen bereits 8-jährige Jungen mit. Die alte Tradition fasziniert immer noch, es ist einfach eine Riesen-Gaudi", erklärt Adelfinger. Der Umzug am Faschingssonntag hat eine lange Tradition.

Seit inzwischen mehr als 125 Jahren kommen die Effeltricher des im Jahre 1885 gegründeten Vereins in die Merrettich-Metropole. Das Einkleiden der Bären stellt jedes Mal eine große Herausforderung dar. Bis zu vier Stunden dauert es, bis das Stroh den Körper komplett umhüllt. Da sind Geschicklichkeit und Geduld gefragt.

Mit der Sense gebalgt

Das Stroh wird extra von ortsansässigen Bauern hergestellt. Maschinell darf es nicht geerntet werden. Stattdessen wird es mit der Sense gebalgt, damit es den Bären in seiner ganzen Länge zur Verfügung steht.

Bis zu einem Jahr lang wird es gelagert. "Unter der Verkleidung tragen die Burschen eine Art Jogginganzug und einen Overall. Trotzdem juckt es furchtbar. Durch das feste Zuschnüren und das ungewohnte Gewicht haben die meisten am nächsten Tag einen ordentlichen Muskelkater", weiß der Vorstandsvorsitzende.

Auch das Gehen fällt in der engen Montur schwer. Das hindert die Bären jedoch nicht daran, am Straßenrand befindliche Frauen und Mädchen zu überfallen und ein wenig Schabernack mit ihnen zu treiben.

Um 14.30 Uhr kann man am Sonntag die ersten "Allamoschee"-Rufe an der Baiersdorfer Jahnhalle vernehmen, um 15.15 Uhr werden die bösen Geister aus Stroh auf dem Parkplatz in der Linsengrabenstraße verbrannt. Philipp Dohle