Eine Tankstelle für frische Milch
Autor: Franz Galster
Neunkirchen am Brand, Freitag, 10. Juni 2016
Das Gros der Landwirte sieht sich von den sinkenden Milchpreisen bedroht. Ein Jungbauer aus Rosenbach wagt einen Befreiungsschlag.
"Frische Milch vom Bauern - weil's besser schmeckt" so lautet der schlichte, aber klare Werbespruch der Familie Kohlmann in Rosenbach. Vor wenigen Wochen haben sie ihre neue Milchtankstelle eröffnet. Täglich steht für Kunden zwischen 6 und 22 Uhr frische Milch zur Verfügung.
Eigentlich könnte die Welt bei Veronika und Franz Kohlmann ganz in Ordnung sein. Wäre da nicht der für sie desaströse Preisverfall landwirtschaftlicher Produkte, der Milch im Besonderen. Die Kohlmanns haben ein bildschönes bäuerliches Anwesen und ein intaktes Familienleben mit drei Söhnen.
Ihr Sohn Sebastian absolvierte die Ausbildung als Landschaftsgärtner und anschließend als Landwirt. Er hat klare Vorstellungen für den "Wolfbauernhof", dessen Geschichte bis ins 16. Jahrhundert reicht.
Eines Tages will er ihn hauptberuflich übernehmen.
Reger Betrieb
Vor allem legen die Kohlmanns großen Wert auf die Zufütterung von frischem Gras im Sommer und einem starken Heuanteil. "Das sind gute Voraussetzungen für eine gute und genfreie Milch", sagt Veronika Kohlmann sagt. Der Marktpreis der Milch bewegt sich derzeit um die 25 Cent und liegt damit sogar weit unter den Selbstkosten. Dies bewog Sebastian, am Hof an der Durchgangsstraße eine Milchtankstelle zu bauen. Bei einem Besuch herrscht dort reger Betrieb. Simon und Maria Kick kommen eben mit dem Rad sportlich und umweltfreundlich aus Neunkirchen vorbei. Vier Flaschen zapfen sie am Automaten ab. "Wir haben im Allgäu Milch aus Heu und Grünfutter schätzen gelernt. Sie schmeckt gut", sagt Maria Kick.
Der Preis von einem Euro pro Liter findet sie total in Ordnung, der Bauer verdiene es. Birgit Trummer aus Ermreuth nimmt sogar einen Umweg inkauf, um sich noch Milch zu kaufen. Sie hat schon früher bei Milchtankstellen gekauft. Die Glasflaschen findet sie besonders hygienisch. Die neunjährige Alina aus dem Dorf kennt die Technik an der Anlage längst. Angeradelt, zapft sie locker und gut gelaunt ihre Milch vom Automaten ab.
Mancher Kunde kommt umweltbewusst mit dem Fahrrad, beobachtet Sebastian die Kunden. Generell hilft die Randlage zu Erlangen und Neunkirchen mit einer oft etwas zahlungskräftigeren Klientel. "Die Leute wollen ja, dass das Geld beim Bauern ankommt", sagt Veronika Kohlmann. Wenn ein Bauernhof nach dem anderen schließt, geht auch der Charakter eines Dorfes verloren. Die Kolhmanns wollen dies nicht hinnehmen.