Eine rasante Klassenfahrt
Autor: Josef Hofbauer
Forchheim, Sonntag, 13. März 2016
In der Forchheimer Stadtbücherei gaben Deutschlehrer Munz und Mathelehrer Ruppendahl faszinierende Einblicke in den Berufsalltag der Pädagogen.
Ulrich Munz und Martin Ruppendahl haben den unterhaltsamen Teil des Bayerischen Ganztagsschulkongresses in Forchheim in der Stadtbücherei didaktisch mustergültig aufbereitet. Kein Wunder: Die Tübinger Kabarettisten wissen, wovon sie sprechen, denn der eine ist Deutsch-, der andere Mathelehrer.
Die Sonntagskorrigierer, Nachmittagshinleger und Klassenzimmerfeger gaben mit Wortwitz, Satire und Slapstick Hilfestellung in Sachen Pädagogik. Vitale Inklusion schließt bei dem Duo, das Simon Föhr auf dem Klavier begleitete, sämtliche Zuhörer mit ein. Sie beherrschen Integration durch Selektion, Interaktion durch Isolation und Prävention durch Absolution. Und sie setzen sich mit Salutogenese auseinander, den Fragen des Gesundbleibens. Wichtig dabei: Rinderschnitzel, denn Ulrich Munz outet sich als Sekundär-Vegetarier.
Er isst nur Fleisch von Tieren, die sich ausschließlich vegan ernährt haben.
An der Lerntheke ertränken
Kongenial erklären sie den Begriff der Lerntheke, an der die Schüler mit Wissen ertränkt werden sollen. Sie zeigen Verständnis für Eltern, die ihre Torbens und Jaquelines mit den SUV zur Schule bringen, vor deren Hausaufgaben aber kapitulieren müssen. Ganz heimlich fänden es die verbeamteten Komiker auch nett, diesen Schüler n "in die Fresse zu schlagen."
Ohne zwischendurch Luft zu holen nehmen die schauspielerisch äußerst wandlungsfähigen Munz und Ruppendahl die Zuhörer mit auf eine Klassenfahrt, schlüpfen in die Rolle von einer Handvoll Schülern und zeigen in einem beispiellosen Redeschwall, wie es sich anfühlt, wenn alle gleichzeitig etwas von ihrem Lehrer wollen.
Fächerwahl kann
sich rächen
Deutschlehrer Munz ereifert sich über unzulässige Satzverkürzungen wie "Sind noch Fragen?", "in 2010", gestische Anführungszeichen und die falsche "Denke". Darüber entspinnt sich ein Disput, wer als Lehrer das bessere Los gezogen hat. Denn: "Die Facherwahl kann sich später mal rächen."
Als Erfinder des "Move-Boards" demonstriert Martin Ruppendahl die Handhabung der beweglichen Tafel. Ganz wichtig: die Schüler immer im Blick behalten und mit der anderen Hand schreiben. Wichtig: Die Fang-Hand muss stets frei sein, um eventuell durch den Raum fliegende Geschosse abwehren zu können.
Den Elternabend vergleichen die Kabarettisten mit einem Adventskalender: "Hinter jedem Türchen sitzt ein Lehrer." Dabei ist es den Eltern egal, bei wem sie ihren Unmut über das Minus hinter der 4 loswerden, das der Lehrer aus reiner Böswilligkeit dahintergesetzt hat .
Nicht kognitiv
Da muss statt des Mathelehrers schon mal der Kunstpädagoge herhalten. Und wenn ein Lehrer denkt, er hätte diesen Abend überstanden, trifft ihn auf dem Parkplatz ganz zufällig Torbens Vater, was zu einem weiteren gleichzeitigen Rededuell führt. Auslöser ist eine Bemerkung des Pädagogen, Torben seit kognitiv..., was der Vater auf das Heftigste bestreitet. Wichtig für die Kollegen: Die Württemberger geben auch Fortbildungskurse, nicht nur für Gymnasiallehrer. Äußerst beliebt ist dabei das Seminar: "Mein sicherer Heimweg", das besonders nach der Herausgabe einer Klassenarbeit zu empfehlen ist. Aber auch Eltern können von den Erfahrungen der Pädagogen profitieren. Hier lautet das Thema des Seminars: "Nein sagen, Schmerz ertragen."