Eine moderne Form des Trampens
Autor: Petra Malbrich
Forchheim, Montag, 11. Sept. 2017
Sogenannte Mitfahrbänke können Jugendlichen und Senioren dort mobiler machen, wo der öffentliche Nahverkehr schon ausgedünnt ist.
Auf den ersten Blick sieht die Bank vor dem Feuerwehrhaus in Bräuningshof aus wie eine ganz gewöhnliche Bank. Auf den zweiten Blick aber unterscheidet sie sich von anderen. "Mitfahrbank" steht auf dem Schild, das an der Bank angebracht ist.
Am Rand der Bank befindet sich eine Art Straßenschild. "Bubenreuth" oder "Hauptbahnhof Erlangen" steht dort zum Beispiel geschrieben. Sie geben Auskunft von dem Ziel der Menschen, die dort auf der Bank sitzen. Auf diese ganz besondere Bank setzen kann sich jeder, der keine Fahrgelegenheit hat oder selbst nicht mehr fahren möchte. Im Grunde ermöglicht eine Mitfahrbank eine moderne Form des Trampens.
Die Idee dazu hatte die Gemeinderätin Heike Mühlbauer (FW). "In einer Präsentation hat sie die Mitfahrbank vorgestellt. Die Leute haben applaudiert", erinnert sich Bernd Meierhöfer. Er ist Geschäftsleiter der Gemeinde Langensendelbach. Das war vor zwei Jahren.
Bis zur endgültige Umsetzung dauerte es noch. Der Platz sollte ein zentraler sein, die Bank spendierte die Gemeinde. Anfangs gab es schon ein wenig Gelächter. Doch inzwischen ist das anders. "Die Bank wird gut angenommen", sagt Meierhöfer. Vor allem ist die Bank eine echte Alternative zu den öffentlichen Verkehrsmitteln, die den Ort nicht so häufig frequentieren. "Wir müssen nicht trommeln, dass ein Bus kommt, aber es könnte besser sein", sagt Meierhöfer.
Bereicherung für den Ort
Vor allem ist die Bank zeitunabhängig und manchmal vereinbaren Fahrer und Mitfahrer auch den Rückweg. Ansonsten kann man sich in Bubenreuth oder in Erlangen auf die Mitfahrbank setzen und so seine Heimfahrt sichern. "Die Mitfahrbank ist eine Bereicherung für den Ort", bekräftigt Meierhöfer. Mit der Bank wollte die Kommune auch ein Zeichen setzen, dass sie ihre Bürger nicht im Stich lässt. Viele Gemeinden haben bereits eine Mitfahrbank und in der tiefen Fränkischen Schweiz, wo viele kleine Ortsteile sind, Aussiedlerhöfe und Weiher, würde eine Mitfahrbank durchaus auf Zuspruch treffen.
Auch Kirchehrenbach wird eine Mitfahrbank aufstellen. Nachbarschaftshilfe. Vor allem in kleineren Orte sind die Busverbindungen oft schon ausgedünnt. Vor allem Kinder, Jugendliche und Senioren sind davon negativ betroffen.
Die Idee der Mitfahrbank kennt Gößweinsteins Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG). Er begrüßt sie grundsätzlich, hat aber trotzdem noch Klärungsbedarf: "Wie stellen wir sicher, dass bei Kindern kein Unheil passiert?" Eine Idee für dieses Problem hat Zimmermann auch schon. "Über das Rathaus könnte man eine Plakette rausgeben. Bei allen, die diese Plakette haben, dürften Kinder einsteigen", sagt Zimmermann.
Rechtliche Bedenken
Für eine Plakette könnten sich die Fahrer registrieren lassen. Denkbar, dass die Erwachsenen dafür ihr Führungszeugnis einreichen müssen. Dass Kinder ihren Eltern dagegen eine SMS senden, in welchem Auto sie gerade mitfahren, sei eine nette Idee - allerdings nicht umsetzbar. "Wir haben nicht überall Funkempfang. Dann sind wieder Ortschaften ausgeschlossen. "Wir brauchen ein System, das den Eltern und den Kindern Sicherheit gibt", sagt Zimmermann. Einen anderen potenziell problematischen Aspekt zeigt das Landratsamt zu dieser Art der Mitfahrgelegenheit auf. "So leicht ist es nicht. Es müsste die Haftung geprüft werden", sagt Frithjof Dier. Er ist der Leiter des Geschäftsbereichs Kommunale und soziale Aufgaben im Landratsamt.
Man mache sich nicht so viele Gedanken, wenn man jemanden mitnimmt. Deshalb müsse schon geklärt sein, ob es beispielsweise ein Insassenunfallversicherung brauche. Die Mitfahrbank betrachtet er als Idee, die überdacht werden kann und muss.