Eine Gedenktafel soll in Forchheim an die Schicksale jüdischer Mitbürger erinnern
Autor: Franziska Rieger
Forchheim, Montag, 12. Februar 2018
Die jüdische Geschichte Forchheims soll auf einer Gedenk- und Informationstafel in Erinnerung bleiben. Wie genau soll diese aussehen und wo soll sie stehen?
Die Schicksale der jüdischen Mitbürger Forchheims sollen nicht in Vergessenheit geraten - darin sind sich die Stadträte des Haupt-, Personal- und Kulturausschusses einig. "Niemand von uns trägt eine Schuld, aber wir alle tragen die Verantwortung, dass so etwas nicht mehr passiert", betont CSU-Stadtrat Udo Schönfelder. In der vergangenen Sitzung haben die Fraktionen über einen geeigneten Ort und eine würdige Gestaltung einer Gedenk- und Informationstafel zur jüdischen Geschichte Forchheims diskutiert.
Dafür hatte die SPD-Fraktion einen Antrag eingereicht. Als Standort sei die Fläche neben dem Synagogengedenkstein in der Wiesentstraße, oder alternativ die Fläche des ehemaligen Synagogengrundstücks denkbar. "Die Erinnerungskultur ist so noch nicht entsprechend gewürdigt", erläutert SPD-Stadträtin Lisa Hoffmann den Antrag ihrer Partei.
Förderung über Leader-Projekt
Zu Beginn der Sitzung informierte Katja Browarzik, die Kulturbeauftragte der Stadt, die Stadträte über eine Möglichkeit die Tafel zu finanzieren: Im Rahmen des Leader-Projekts "Wanderleitsystem Fränkische Schweiz" sei es möglich, mehrere Kulturinventar-Tafeln im Stadtgebiet aufzustellen. Forchheim müsste nur die Kosten für die Aufstellung stemmen. Vor der Kaiserpfalz stehen bereits zwei Tafeln, die über das Leader-Projekt gefördert wurden. Deshalb müssten die neuen Tafeln nach einem einheitlichen Muster gestaltet sein . Ein weiterer Haken an der Sache: Die Themen und die Anzahl der Tafeln müssten bis März 2018 festgelegt werden. "Es ist zeitlich etwas schwierig das bis März hinzukriegen", gibt Stadträtin Hoffmann zu Bedenken.
"Rundweg wäre makaber"
Ein zweite Variante wäre, eine Gedenktafel unabhängig vom Leader-Projekt zu entwerfen und diese beispielsweise in kulturhistorische Rundwege einzubinden, erläutert Browarzik. Das stößt bei CSU-Stadtrat Udo Schönfelder auf Widerstand: "Ein Rundweg wäre makabar. Da stellen sich mir die Nackenhaare auf", sagt er nach Browarziks Vortrag. Statt der farbigen Leader-Tafeln wäre es würdiger, die Tafel in Bronze zu gestalten, ähnlich der an der Gereonskapelle.Wohin die Tafel kommen soll, darüber hat sich der CSU-Stadtrat bereits Gedanken gemacht: "An der Seite am Fluss ist zu viel gestellt", sagt er. Dort noch etwas hinzustellen, sei nicht gelungen. Er könne sich stattdessen vorstellen, die Tafel an einer Hausmauer gegenüber des Flusses anzubringen.
Wie Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) berichtet, stehe der Hauseigentümer dem Vorhaben positiv gegenüber. Ob der Bereich der ehemaligen Synagoge der richtige Ort ist, ist für FW-Stadtrat Manfred Hümmer fraglich. Wegen des Flusses sei die Luft dort zu feucht, schnell würde Moos auf der Tafel wuchern. Nach seiner Ansicht sollte sich die Stadt für ein eigenes Design entscheiden und auf das Leader-Projekt verzichten. Für die Gestaltung könne man Forchheimer Künstler beteiligen, unter denen es "so viele kreative Köpfe" gebe.
Denkmal oder Infotafel?
Regionale Künstler einzubeziehen, könnte sich auch Ulrich Schürr (JB) gut vorstellen. Ihm schwebt jedoch eher ein Denkmal, beispielsweise ein Gedenkstein, vor, um "diese Erinnerung individuell zu gestalten und nicht in ein allgemeines Konzept einzubinden."Nur ein Denkmal zu errichten, stimmt die SPD-Fraktion jedoch nicht zufrieden. "Eine Skulptur wäre toll, aber eigentlich zu wenig", sagt Lisa Hoffmann. Von Paul Nerb (FBF) kommt daher der Vorschlag, sowohl eine Infotafel als auch ein Kunstwerk zu errichten. "Warum nicht beides beantragen", forderte auch FDP-Stadtrat Stefan Schick.