Eine Forchheimerin erzählt: Wie Schwangere die Corona-Krise erleben
Autor: Franziska Rieger
Forchheim, Dienstag, 07. April 2020
Als wäre eine Schwangerschaft nicht schon aufregend genug, müssen sich Schwangere wie Natalie Kugler nun noch mit Corona beschäftigen. Denn wegen des Virus ist die Geburtshilfe am Klinikum Forchheim geschlossen, Hebammen schlagen Alarm.
Ein bisschen anders hatte Natalie Kugler sich ihre erste Schwangerschaft schon vorgestellt. Jetzt, seit sie im Mutterschutz ist, wäre sie gerne noch in Babygeschäfte gegangen, hätte noch ein paar Strampler oder Lätzchen gekauft.
Doch die Corona-Pandemie hat viele ihrer Pläne über den Haufen geworfen. Anfang Mai hat die Forchheimerin Entbindungstermin. So lange versucht sie noch das beste aus der Situation zu machen: die freie Zeit genießen, viel Bewegung an der frischen Luft, Ruhe. "Ich versuche, die Zeit möglichst entspannt zu verbringen. Ich mache mich nicht verrückt", sagt Kugler. Das Wichtigste: "Ich bin dankbar, dass unsere Maus gesund ist."
Entbinden möchte Kugler im Klinikum Forchheim. Sie wohnt in der Nähe, hat sich bei einem Infoabend bereits mit den Räumlichkeiten für die Geburt vertraut gemacht, schätzt die familiäre Atmosphäre vor Ort. Als vor rund einer Woche dann bekannt wurde, dass die Geburtshilfe des Forchheimer Klinikums wegen eines Verdachtsfalles vorübergehend geschlossen ist, musste Kugler auch hier über Alternativen nachdenken - falls sich ihre Tochter eher auf den Weg macht oder die Schließung andauert. Notfalls würde sie auf das Erlanger oder Bamberger Klinikum ausweichen.
Vater soll bei Geburt dabei sein
Am meisten Angst hat Kugler davor, dass der künftige Vater nicht bei der Geburt dabei sein darf. Das ist in der Corona-Zeit in manchen Krankenhäusern schließlich bereits vorgekommen. In Forchheim hat man bisher davon nichts gehört. "Dem Vater dieses Ereignis zu verwehren, wäre sehr schade", sagt sie. Kurzfristig hatte die 24-Jährige an eine Hausgeburt gedacht, das aber wieder verworfen.
Viel Unterstützung und Hilfe bekommt Kugler in dieser Zeit von ihrer Hebamme. In der Hebammenpraxis in Ebermannstadt hat sie bereits einen Geburtsvorbereitungskurs besucht. Der musste wegen des Coronavirus früher als geplant beendet werden. Sabine Lindenberger, Kuglers Hebamme, war dann noch einmal bei ihr Zuhause, hat alle Fragen geklärt und Tipps gegeben.
Doch manche Hebammen, vor allem freiberufliche, fühlen sich im Stich gelassen, sagt Sabine Lindenberger, die in der Hebammenpraxis Ebermannstadt arbeitet. "Wir betreuen täglich rund 40 Schwangere oder Wöchnerinnen im persönlichen Kontakt, auch in der Pandemie", sagt sie. Gerade in den ersten zwei Wochen nach der Geburt sei es wichtig, dass die Hebamme zur Wöchnerin nach Hause kommt, ihr persönlich zur Seite steht.
Hebammen schlagen Alarm
Doch es mangelt an Schutzkleidung, die Hebammen fühlen sich nicht genügend informiert. "Unser Beruf taucht ja nirgendwo auf", sagt Lindenberger. Vom Klinikum und der Notfallpraxis habe die Hebammenpraxis zwischenzeitlich drei Sets Schutzausrüstung und einige Schutzmasken bekommen. Ein Tropfen auf den heißen Stein, sagt Lindenberger.