Eine endlose Brunnengeschichte
Autor: Petra Malbrich
Pommer, Montag, 25. März 2013
Erst hatte Pommer vier Brunnen, dann einen, dann keinen. Seit fünf Jahren sprudelt wieder Wasser im Igensdorfer Ortsteil. Und an Ostern wird geschmückt.
Obwohl man in Pommer, im Volksmund als Wummer bekannt, vier gleichmäßig im Ort verteilte Brunnen hatte, musste man gerade in den Sommermonaten sparsam mit Wasser umgehen. Aber kilometerlange Fußmärsche, um Wasser nach Hause zu transportieren, kannte man in Pommer nicht.
Auch die Tiere labten sich am kostbaren Nass. So versorgte der Presserbrunnen die von der Bergweide zurück kehrenden Kühe und am Deinleinsbrunnen konnten die Schafe ihren Durst löschen. Im Ort gab es noch den Glaber/Zeißlersbrunnen und den Sporabrunnen. Doch auch in der kleinen, seit der Gebietsreform zur Gemeinde Igensdorf gehörenden dörflichen Enklave Pommer wurde ein Kanal gebaut. Nach und nach wurden daher die Brunnen aufgelöst.
Und damit ein altes Brauchtum verdrängt, bis im Ort Widerstand aufkeimte.
Enkel packt mit an
Kurzerhand modellierte er mit seinem Nachbarn Paul Scharrer aus einem alten steinernen Schweinefuttertrog einen neuen Brunnen. "Diesen verschönerten wir mit Feldsteinen vom Wummier Berg", erzählt Backer. Mit seinem jüngsten Enkel Lucas legte der gelernte Schmied Alfred Backer anschließend eine Leitung ohne Pumpe in den Rindlas, so der Name des Bachs: "Damit der Brunnen immer genügend Wasser hat und plätschert."
Kosten entstanden der Gemeinde kaum, der Brunnenbau war nur für die beiden Initiatoren Scharrer und Backer zeitintensiv. Der Brunnen wurde im April 2004 unter Altbürgermeister Erwin Zeiß eingeweiht und erhielt die Bronzeauszeichnung beim Naturschutzpreis Agenda 21 der Raiffeisenbanken. Das Motto lautete "aktive Brunnen wie vor 30 Jahren".
Als Draufgabe erhielt das Dorf einen Nussbaum, der neben dem Brunnen zum attraktiven Blickfang wurde. Bis 2007 der große Schock für die Dorfbewohner folgte. "Mit der Dorferneuerung musste der Brunnen abgerissen werden, denn es sollte ein kleiner Weg mit Springsteinen über den Rindlas gebaut werden", sagt Backer. Sowohl der ausgezeichnete Brunnen als auch der Nussbaum störten, wurden entfernt. Die einzelnen Teile lagen verstreut auf einer Wiese, ein Steinhaufen "zierte" den Dorfplatz.
2008, nach unzähligen Beschwerden bei der Gemeinde, bekamen die "Wummier" einen runden und funktionierenden Brunnen. Ostern wird er geschmückt. Viele Bewohner erinnert der geschmückte Brunnen auch an die spezielle Geschichte des Wummier Brunnens.