Ein wohltätiges Duo aus Pautzfeld
Autor: Ekkehard Roepert
Pautzfeld, Samstag, 22. Dezember 2012
Seit 28 Jahren treten sie auf. Einmal im Jahr. Am Vorabend des vierten Advent schlägt die Stunde von Waldemar Kolb und Hans Dörfler.
Waldemar Kolb greift für sein Leben gern in die Tasten. Der 78-Jährige spielt Orgel, Akkordeon, Klavier, aber auch Zither, Hackbrett und "a bissl Bass". Sein z ehn Jahre älterer Freund Hans Dörfler ist Hobbymaler und dichte t fränkische Mundart. "Dichten ist zu viel gesagt, ich bin kein Dichter, sondern ein Reimer."
Was die beiden Pautzfelder seit 28 Jahren verbindet: Einmal im Jahr veranstalten sie ein Benefizkonzert. "Weihnachten für alle" nennt sich das Programm - volkstümliche Musik und Gesang. Am Vorabend des vierten Advents lädt das Duo in die Pfarrkirche Pautzfeld ein.
Einzug mit Bläsern
Am heutigen Samstag, 22. Dezember, 18.30 Uhr, ist es wieder so weit: Zum Einzug in die Kirche spielen die Bläser. Dann wird gesungen, hinterher werden Plätzchen und Glühwein verkauft.
"Es ging so an mit dem Singen", erinnert sich Kolb, der seit Jahrzehnten die volks- und kirchenmusikalische Szene im Ort prägt. Jeder, der bei der Vorabendmesse des vierten Advents mitsingt oder ein Instrument anstimmt, ist ein Schüler von Waldemar Kolb. Der 78-Jährige hat seine kirchenmusikalische Ausbildung in Münnerstadt mit Bestnoten abgeschlossen. Das war 1953.
Seitdem spielt er in der Pfarrkirche hauptamtlich die Orgel. Er gründete und dirigierte Chöre und Bläsergruppen, er bildet Musiker aus, er gründete eine Gruppe für Stubenmusik, eine für Dreigesang und eine für Viergesang. "So ging es weiter, so ging es fort", sagt Waldemar Kolb, während er vor der Wand seines Musikzimmers steht, an der sich die Urkunden, Auszeichnungen und Erinnerungsfotos drängen.
Darunter auch ein gerahmter Spruch von Nietzsche: "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum."
Nachts kommt die Melodie
Wenn Kolb nachts eine Melodie durch den Kopf geht, steht er auf, geht hinauf in sein Musikzimmer und notiert die Noten. Am nächsten Tag ruft er seinen Freund an: "Hans, wir brauchen einen Text."
Dann kommt Hans Dörfler ins Musikzimmer: "Wir probieren einfach aus", erzählt Dörfler. "Bis die Silben auf die Noten draufpassen", ergänzt Waldemar Kolb, "das muss man im Gefühl haben".
So sind viele gemeinsame Lieder entstanden. Das über den Brunnen, das über Pautzfeld, das über die "Staabrecher" und das besonders schöne Weihnachtslied "Leis, leis, leiser ganz leis." Waldemar Kolb setzt sich ans Klavier und intoniert die Melodie. Dörfler steht daneben und singt seinen Text. Ein bisschen Klavier hat auch er gelernt. Aber er habe erst mit 80 Jahren zu üben begonnen. Daher bevorzugt der 88-Jährige weiter das Malen und das Reimen.
"Zä Besinnung kummst erscht, wenn die Adventszeit giet rum", heißt es in Dörflers aktuellem Advent-Gedicht. Die Zeichnung für das Programm vom 22. Dezember hat er längst fertig. Waldemar Kolb hebt das Blatt hoch - und nickt zufrieden: "Der Dörfler ist ein Künstler."