Ein Restrisiko fährt immer mit
Autor: Petra Malbrich
Forchheim, Dienstag, 04. Juli 2017
Nach dem schrecklichen Unfall auf der A 9 zeigen sich Busunternehmer im Landkreis betroffen. Hundertprozentige Sicherheit durch die Technik gebe es nicht.
Wie schnell nach einem Unglück der Ruf einer Firma zerstört werden kann, weiß man beim Busunternehmen Polster am besten. Vor Jahren verunglückte eines seiner Fahrzeuge. Und beim Busunternehmen Gumann aus Igensdorf erlebte man erst kürzlich durch Unachtsamkeit anderer Verkehrsteilnehmer eine gefährliche Situation.
Tief empfundenes Mitgefühl angesichts der gestrigen Tragödie fühlen die Busunternehmer im Landkreis, die selbst Reisen anbieten. "Vorurteile sind schnell da, gerade durch die sozialen Medien", sagt Rainer Polster von gleichnamigen Unternehmen in Gößweinstein. Vor Jahren ist sein Unternehmen noch vom Nordkap bis Sizilien, nach Asien und durch sämtliche europäische Länder gefahren. Heute hat er sich stärker auf den Linienverkehr spezialisiert.
Das sicherste Verkehrsmitteil
Rainer Polster kann sich sehr gut hineinfühlen, war doch sein Busunternehmen vor Jahren selbst von einem Unglück im Ausland betroffen. Auch sein Bus brannte damals aus. Wie schnell der Ruf einer Firma zerstört werden kann, weiß er deshalb sehr gut. Aber er möchte nicht mehr darüber reden und bleibt wie auch Martha Dorn vom Busunternehmen Gumann aus Igensdorf davon überzeugt, dass der Bus das sicherste Verkehrsmittel ist. "Man kann keine hundertprozentige Sicherheit durch die Technik herstellen. Der menschliche Faktor ist das schwächste Glied", sagt Polster. Selbst wenn ein Fahrer gerade aus dem Sicherheitstraining kommt, könne etwas passieren. Das kann es überall. Und hier müsse sich jeder Verkehrsteilnehmer an der eigenen Nase packen. "Jeder trägt zur Sicherheit auf der Straße bei. Jeder sorgt mit seinem Verhalten dafür, dass die Sicherheit auf der Straße hoch ist", betont Polster. Immer hellwach sein, ist deshalb gefordert und er kann sehr gut beschreiben, wie viel Verantwortung ein Busfahrer trägt. "Selbst in der Schülerbeförderung muss man höchste Sorgfalt walten lassen", betont Polster.
Wie schnell ein unvorsichtiges rücksichtsloses Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer für einen Busfahrer gefährlich werden kann, weiß Martha Dorn, Firmenchefin von Gumann Reisen aus Igensdorf. Erst kürzlich ist einer ihrer Busfahrer mit dem Reisebus auf den engen kurvenreichen Straßen in den Dolomiten unterwegs gewesen, als ihm Motorräder frontal entgegenkamen. Ein Rennen sei dort veranstaltet worden und die Fahrer schnitten einfach die Kurve. Wenn der Bus dann ausweichen muss, könne es schon gefährlich werden. Erfahrung, Können, Reaktion, all das müsse der Busfahrer zeigen und immer hellwach sein. Ein Unglück habe die Firma Gumann noch nicht erlebt, doch mit der Fahrt in den Dolomiten sei man Zeuge einer gefährlichen Verkehrssituation geworden.
Rückgang befürchtet
Martha Dorn rechnet durch die Buskatastrophe auf der A 9 schon mit Rückläufigkeit im Reisegeschäft. "Weniger dass die Leute stornieren, sondern weil sich weniger anmelden", sagt Dorn. Aber auch das sei nach jeder Katastrophe so. Die meisten ihrer Kunden seien aber Stammkunden und kennen das Unternehmen sehr gut. Bis heute gab es noch keine negativen Reaktionen. Auch in Hausen nicht. "Wir haben gestern ganz normal gebucht", sagt Bianca Scholz von Stöcklein Reisen aus Hausen. Das Unternehmen veranstaltet europaweit Busreisen und hat glücklicherweise noch kein Unglück erlebt. Weder selbst noch als Zeuge. Und auch bei den Reiserouten gebe es inzwischen Vereinfachungen. Die Routen seien mittlerweise nicht mehr mit Schwierigkeiten verbunden im Gegensatz zu früher, als es beispielsweise noch auf der Landstraße über den Brenner ging.