Druckartikel: Ein letzter Sprung ins Kirchehrenbacher Bad

Ein letzter Sprung ins Kirchehrenbacher Bad


Autor: Franz Galster

, Sonntag, 23. Sept. 2012

Aus finanziellen Gründen hat die Gemeinde Kirchehrenbach den Betrieb des Hallenbades eingestellt. Ein allerletztes Mal konnten sich die Bürger am Wochenende in die Fluten stürzen. Die Bürgermeisterin ging übrigens auch baden.
Da schaut Bürgermeisterin Anja Gebhardt (SPD) noch ganz entspannt. Aber  nicht mehr lange ...   Fotos: Franz Galster


Wehmut und Bedauern war zu spüren bei den Mitgliedern der Interessengruppe Hallenbad Kirchehrenbach. Am Samstag gaben sie nach einem großen, bunten Familientag den Schlüssel an Bürgermeisterin Anja Gebhardt (SPD) zurück, das Bad bleibt künftig geschlossen. Der Vorsitzende der Gruppe, Klemens Sponsel blickte nochmals zurück auf die Anfänge ihrer Aktivitäten vor 27 Jahren. "Gesucht werden Mitbürger, die ehrenamtlich die Badeaufsicht im Hallenbad Kirchehrenbach übernehmen", so veröffentlichte im Frühjahr 1985 der damalige Bürgermeister und heutiges Ehrenmitglied Franz Pleyer einen Aufruf im Gemeindeblatt. Wegen der hohen Unterhaltkosten von rund 100 000 Mark im Jahr war das Bad bereits vier Jahre geschlossen. Mit niedrigeren Kosten sollte das Bad wieder aufgemacht werden. 20 Personen meldeten sich und waren bereit, die notwendige Ausbildung zum Rettungsschwimmer zu absolvieren.

Mit Unterstützung der Wasserwacht Forchheim entstand so in Kirchehrenbach die "Interessengruppe Hallenbad Kirchehrenbach" als Stützpunkt der Wasserwacht Forchheim. Weil die ehrenamtlichen Bademeister den öffentlichen Badebetrieb übernahmen, konnten die Personalkosten erheblich gesenkt werden.

25 Jahre Badespaß


Sogar der Bayerische Rundfunk stellte die Idee der Kirchehrenbacher in Blickpunkt Sport als beispielhaft vor, erinnert sich Klemens Sponsel. Mittlerweile stiegen die Energiekosten empfindlich, das Bad könnte nur nach teuren Renovierungsarbeiten weiter betrieben werden. "Mir bricht das Herz, aber wir müssen der Realität ins Auge sehen", meinte Sponsel. "Ganz ehrlich, die Zahl der Badegäste ging ständig zurück. Schauen Sie, selbst heute sind nur 15, maximal 20 Badegäste aus Kirchehrenbach da." Viele würden ein offenes Bad fordern, kämen aber selbst nicht und legten nicht Hand an. Altbürgermeister Pleyer schaut auf die Anlage und findet noch bewundernde Worte. "Hätte jemand gedacht, dass die Interessengruppe so lange durchhält. Das Bad, 1978 gebaut, ist halt auch älter geworden." Freilich tue es ihm leid - für ganz Kirchehrenbach. Jugendleiter Herbert Rödel, in dieser Funktion etwa 20 Jahre im Amt, sah es als besondere Aufgabe an, die jungen Leute an den Schwimmsport heranzuführen, sie in der Interessengruppe zu integrieren. Rund 200 Jugendliche seien ausgebildet worden. "Fünf sind noch Mitglieder", stellt er mit einem Achselzucken fest. Am Schwimmbecken, in dem noch Jugendliche nach sportlichen Wettkämpfen paddeln, im Kajak fahren und die letzten Minuten des Bades genießen, treffen wir Otto Leypold, früher Schulleiter in Wiesenthau. "Ich könnte heulen", sagt er mit zitternder, fast gebrochener Stimme. "25 Jahre erlebte ich hier Schwimmunterricht für meine Schüler."
Auch Bürgermeisterin Anja Gebhardt sagt: "Ein trauriger Anlass, ich war den ganzen Tag wehmütig dabei. Wir haben die letzten vier Wochen gesehen, es geht nicht mehr. Die technischen Mängel sind unübersehbar. Das Bad ist eine alte Dame, die in Rente geht. Ein großer Verlust. Aber die Nachfrage war auch nicht sehr stark", fasst sie ihr Resümee zusammen.
Ein letztes Mal treffen sich alle anwesenden Gründungsmitglieder am Beckenrand zum abschließenden Bild. Altbürgermeister Pleyer und Klemens Sponsel nutzen die Gelegenheit, Anja Gebhardt mit Schwung in voller Kleidung ins Becken zu schmeißen. So darf auch nochmals gelacht werden.