Ein Land für Genießer
Autor: Franz Galster
Mittelehrenbach, Montag, 22. Oktober 2018
13 Brennereien und drei Brauereien öffneten zum 16. Mal ihre Tore. Es kamen zahlreiche Besucher ins Genießerland zwischen Gosberg, Thuisbrunn und Pretzfeld.
Als vor 15 Jahren Ernst Jürgen Dahlmann als Vorsitzender des Tourismusvereins "Rund ums Walberla" die geniale Idee hatte, einen "Tag der offenen Brennereien" zu etablieren, ahnte er vermutlich selbst noch nicht, welche Dimensionen daraus erwachsen.
Der Tag fand jetzt zum 16. Mal statt. 13 Brennereien und drei Brauereien machten dem Genießerland zwischen Gosberg, Thuisbrunn und Pretzfeld alle Ehre. Längst haben die Veranstalter gelernt, die ganze Vielfalt der lokalen Produkte zu präsentieren, den Tag zu einem Event ganz besonderer Art werden zu lassen, wie ein kleiner, beispielhafter Rundgang zeigt.
So wie im sonst ruhigen Bergdorf Ortspitz, wo sich schon am frühen Tag die Wanderer auf dem Peterhof einfinden. Aus der Nachbarschaft wird am Eingang frisches, herzhaftes Bauernbrot angeboten. Daneben wird frischer Apfelsaft gepresst. Ein Feriengast aus Bielefeld, Freund des Hauses, legt mit Hand an. "Weil es einfach Spaßmacht", wie er sagt. Hofbesitzer Gerhard Reichold erklärt im Innenbereich die Funktion und Feinheiten der Brennerei. Im Hof lassen sich die Besucher nieder, die mit Auto, welche vor dem Ort bleiben müssen, und Fahrrad anreisen.
Andere nutzen den herrlichen Herbsttag, um von Mittelehrenbach aus den Berg zu Fuß zu erklimmen und dabei die malerische Landschaft zu genießen. Mittelehrenbach selbst hat sich mit drei Brennerein zu einem Zentrum dieses Brennereitages entwickelt. Dort drängen sich in Anwesen wie der Brennerei Reinhard Singer die Gäste, lassen sich nieder zur Verpflegung. Ein Highlight ist der Whisky. Er ist hier noch nicht so alt wie im Mutterland Schottland, wie Manfred Singer erklärt, aber nach drei Jahren Lagerung schon ein interessantes Produkt.
Brände aus alten Obstsorten
Neues Probieren bis hin zum Gin - der Besucher findet hier eine breite Palette heimischer Geister und Liköre. Letztlich, so Manfred Singer hinter dem Tresen, ist alles eine lange, interessante Philosophie. Breit ist die Palette auf dem benachbarten Bioland-Hof Willibald Schmidt. Sortenreine Brände aus alten Apfel- und Birnensorten, Biosekt und fruchtige Liköre warten auf das Verkosten und Liebhaber. Daneben finden sich Nüsse, Kartoffel und Äpfel. Eine Frau aus Burgthann testet die Äpfel. Sie ist zum dritten Mal hier mit ihrer Freundin aus Düsseldorf. Von hier wollen sie weiterwandern nach Dietzhof und Leutenbach.
Der Apfelsekt ist ein Klassiker
Zahlreiche Wanderer finden sich auf dem Weg über den Hoch nach Weingarts, wo die Fränkische Brennerei Geistreich und die Obst- und Edelbrennerei Feesenhof ihre Pforten geöffnet haben. Im Feesenhof drängen sich die Menschen, belagern den Hof. Neben dem Apfelsekt Charlemagner, ein klassisches Produkt der Region, dominieren zahlreiche Brände.
Georg Beutner wird nicht müde, die Herausforderung beim Brennen zu erklären, das gilt für Qualität und Bürokratie gleichermaßen. An der Probiertheke herrscht reger Betrieb. Ein Besucher aus Erlangen in Begleitung fällt auf. Vor 22 Jahren kam er aus dem Senegal, ist längst integriert und schätzt die lokalen Spezialitäten. Die Apfeltheke ist unübersehbar und lädt zum Probieren ein.