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Ein Haus in Forchheim sucht seine Betreiber


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Donnerstag, 26. Februar 2015

Architekten werden zeigen, wie eine Kulturhalle für "bis zu 800 Besucher" im Kolpinghaus aussehen könnte. Das beschloss der Stadtrat, ohne zu sagen, wie eine Nutzung dieser "Stadthalle" aussehen soll.
Der Ideen-Wettbewerb für das Kolpinghaus ist beschlossene Sache. Doch auf eine genaue Nutzung des künftigen Kulturzentrums konnte sich die Lokalpolitik bislang nicht einigen. Foto: Roepert


30 Redebeiträge zählte Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO), als am Mittwoch die aufgewühlte Debatte über das Kolpinghaus beendet war. Aber worüber sollte Stumpf den Stadtrat nun abstimmen lassen? Dass das künftige Kulturzentrum "zirka 800 Plätze" haben sollte? Oder "mindestens 800 Plätze"? Oder "bis zu 800 Plätze"?

Der Oberbürgermeister entschied sich für den "weitreichensten Antrag" und ließ über die Formulierung "bis zu" abstimmen. Der Rat billigte den Antrag mit 23 zu 10 Stimmen (die Grünen, die Freien Wähler und die FDP lehnten ab).

Im Detail umfasst der Beschluss vom Mittwoch folgendes: Die Stadt wird einen Ideenwettbewerb über das Kolpinghaus ausschreiben; sie ist aber nicht an den Vorschlag des Wettbewerbsiegers gebunden. Die Architekten sollen in diesem Wettbewerb ein Modell aufzeigen, das im Kolpinghaus einen großen, teilbaren Saal ("bis zu 800 Besucher"), einen kleinen Saal (150 Besucher), Proberäume und eine Gastronomie unter ein Dach bringt.
Karl-Heinz Fleckenstein (CSU) wollte die Architekten zwar auch über die "Nutzung des Hauses" nachdenken lassen, doch genau das lehnte die Ratsmehrheit ab. Wobei Franz Stumpf einräumte, dass der Beschluss in der jetzigen Form für die Planer viel zu vage ist: "Wir werden viel engere Vorgaben machen müssen."

Mit anderen Worten: Die Diskussion vom Mittwoch brachte nichts ganz Neues. Der Stadtrat blieb restlos zerstritten in der Frage, ob am Kolpingsplatz nun eher eine Stadthalle als modernes Nachfolge-Modell der Jahnhalle stehen soll; oder ob, wie es vor allem die Grünen und die Freien Wähler favorisieren, ein Kulturzentrum gebaut wird, das einer möglichst breiten Basis von Kulturschaffenden Raum bietet.

Verkehrschaos befürchtet

Fraktionschef Reinhold Otzelberger zeigte sich "erfreut": Die von der SPD "seit zehn Jahren geforderte Stadthalle" entstehe nun in einem umgebauten Kolpinghaus.

FW-Fraktionsführer Manfred Hümmer wies wie FBF-Rat Heinz Endres auf die möglicherweise "chaotische" Park- und Verkehrssituation hin. Vor allem aber warnte Hümmer vor einem finanzpolitischen Desaster: Eine Halle für 800 Besucher könne pro Jahr "vielleicht acht Mal gefüllt werden". Und dafür "einen zweistelligen Millionenbetrag" investieren? 650 Plätze seien ausreichend, sagte Hümmer, "weil sich dann auch andere Kulturschaffende dauerhaft im Kolpinghaus niederlassen können".

OB Stumpf kritisierte Hümmer wegen des nicht greifbaren Begriffes "Kulturschaffende". Heike Schade (FGL) versuchte den gemeinsamen Nenner zu finden. Der bestand ihrer Meinung darin, "die Ideen sprudeln zu lassen". Doch während die FGL darauf drängte, die Entscheidung zwischen Kulturzentrum (nach dem Vorbild eines Erlanger E-Werkes) und Stadthalle offen zu halten und erst durch den Wettbewerb zu klären, war die Mehrheit auf eine Halle mit etwa 800 Sitzplätzen fixiert. Udo Schönfelder (CSU) etwa, weil er davon ausgeht, dass "Forchheim wächst und eine repräsentative Halle benötigt".

FDP will den Unterschied sehen

Die FDP forderte "einen offenen Wettbewerb, um den Unterschied zwischen dem 400er und dem 800er-Modell zu sehen", wie Sebastian Platzek sagte. Persönlich betrachte er die von CSU und SPD geforderte große Stadthalle als "bloßes Prestigeobjekt" und als "untragbare Geldverschwendung".

Platzeks Parteifreund Sebastian Körber brachte sein Fachwissen als Architekt ins Spiel: "Ein Saal für 800 Personen - da benötigen wir 1200 Quadratmeter. Da sind wir insgesamt bei einem Projekt, das zwischen zehn und zwanzig Millionen kosten wird." Daher forderte Sebastian Körber: "Wir sollten die Stadthallen-Idee streichen."
Ulrich Schürr (JB) stellte dem eine Kulturpolitik entgegen, die "nicht ausschließlich wirtschaftlichen Prämissen" folgen könne. Schürr: "Ein Kulturauftrag ist mehr, als das Durchrechnen von Bauplänen."

Eine wieder andere Kulturpolitik wollen die Günen im Kolpinghaus umsetzen: Sabine Dittrich (FGL) pochte darauf, die "grundsätzliche Frage nach dem Betrieb" zu klären. Auch müsse deutlich werden, wie ein künftiger Kulturbeauftragter (Dieter George geht noch heuer in den Ruhestand) "die Aktivität der Kulturschaffenden bündeln will". Wenn diese Fragen nicht beantwortet seien und zugleich eine Halle für 800 Besucher geplant werde, "dann verbauen wir uns was", meinte Sabine Dittrich.