Ein Haus für süße Früchtchen in Hiltpoltstein eröffnet
Autor: Petra Malbrich
Hiltpoltstein, Montag, 28. April 2014
Einweihung In Hiltpoltstein wurde das neue Obstanbauinformationszentrum eröffnet. Hier finden die Landwirte in Theorie und Praxis Rat rund um den Anbau der Kirsche und anderer Obstsorten.
Was haben Heinz Michels und Oliver Kuck und der erste Kirschkernweitspuckwettbewerb im Berliner Stadtteil Wilmersdorf mit dem Landkreis Forchheim gemeinsam? Den Bezug über die Kirschen zum neuen Obstanbauinformationszentrum in Hiltpoltstein. Während die ersten beiden Herren den Weltrekord aufgestellt haben, sei das Obstversuchszentrum zumindest deutschlandweit und international in vielen Munden, wie Wilhelm Wenning, Regierungspräsident von Oberfranken, bei der vom Posaunenchor Hiltpoltstein feierlich umrahmten Einweihungs- und Eröffnungsfeier einleitete.
Ratgeber für 5000 Betriebe
Als Werbung für die Region war vor zehn Jahren der erste Wilmersdorfer Kirschkernweitspuckwettbewerb mit den mitgebrachten fränkischen Kirschen gedacht, wie Landrat Reinhardt Glauber erinnerte. Eine Werbung für das größte zusammenhängende Kirschanbaugebiet ist in dieser Form wohl nicht mehr nötig. Viele Tausend Touristen reisen in die Fränkische Schweiz, deren Kirsch- und Obstbäume gerade jetzt in voller Blüte stehen und ein einzigartiges Naturschauspiel liefern. "Wenn die Bäume nicht wären, würde die Landschaft ihren Charakter verlieren", betonte Glauber und verwies damit auf die 5000 Obstbaubetriebe der Region, darunter viele kleinere Betriebe. "Sie brauchen unsere Unterstützung wegen der Veränderungen in den Anforderungen", sagt Glauber und nennt hier nicht nur die Erziehung der Bäume, sondern auch den Pflanzenschutz und die Gefahren, die das Kirschenernten früher barg. Schon alleine, um dieser Entwicklung gerecht zu werden, sei die Obstversuchsanlage notwendig.
Mussten die Obstbauern früher wie Artisten auf 20 Meter hohe Bäume klettern, was so manches Mal mit einem Sturz und mit Knochenbrüchen endete, erforschte und entwickelte man Bäume, die kleiner, aber deren Früchte dennoch ertragreich und auch qualitativ in Aussehen und Geschmack sind.
1974 wurde der erste Baum in Hiltpoltstein gepflanzt. Ein kleines Jubiläum am Tag der Eröffnung der Anlage, deren Vater Tobias Vogel ist und die nun von dessen Sohn Christoph Vogel weitergeführt wird, wie Landrat Glauber hervorhob.
Die Aufgabe des Obstbaukompetenzzentrums kann man laut Regierungspräsident mit einem Satz umschreiben: Die Umstellung vom lebensgefährlichen Hochstamm zum Niederstamm mit ernte- und pflegeleichten Bäumen auf schwachwachsender Unterlagen.
Der Segen, den Pfarrer Werner Wolf und die Hiltpoltsteiner Pfarrerin Cornelia Meinhard spendeten, soll das Zentrum zu einem reichen Ort des Bebauens werden lassen. Einen Ort der Praxis, wo geforscht wird und Ideen probiert und verwirklicht werden, wie Markus Zeiß vom Erwerbsobstbauverband anfügt.
Sterile Arbeitsplatten finden sich in den Laboren des Schulungszentrums, die im Keller untergebracht sind, neben den Büroräumen. Schulungen finden auch in der Gerätehalle statt. Denn das richtige Spritzen will gelernt sein, und diese Halle bietet die Möglichkeit, bei schlechtem Wetter zu trainieren. Für die Vermittlung des theoretischen Wissens steht ein Schulungsraum für 50 Personen in der oberen Etage zur Verfügung.
Küche für VHS-Kurse
Von hier aus gelangt man in eine Küche, die vier Kochmöglichkeiten bietet. In VHS-Kursen lernen hier Interessierte alles wie das Einwecken oder das Herstellen von Dörrobst bis hin zum traditionellen Küchlabacken. Gerade die Veranstaltungen des ersten Seminars der VHS sind gut gebucht, wie Toni Eckert, der Beauftragte des Landkreises für die Leaderprojekte, betonte.
Grußworte sprach auch Rudolf Landmann von der Leaderförderstelle der Regierung. Neben dem Landkreis und der Oberfrankenstiftung gewährte auch die Leaderentwicklung die finanzielle Umsetzung des 900.000-Euro-Projektes. Dass Hiltpoltstein der perfekte Standort des Zentrums ist, erfüllt gerade Bürgermeisterin Gisela Bauer mit Stolz. Alle Beteiligten waren sich in ihren Grußworten einig, dass das Obstanbauinformationszentrum des Landkreises eine notwendige und wertvolle Investition war. Architekt Ralf Bahl überreichte den symbolischen Schlüssel an den Hausherrn, Landrat Reinhard Glauber. In dem Schulungszentrum sind alle Räume mit Fachkräften besetzt, wie Herbert Hubmann, Geschäftsführer der Obstgenossenschaft Igensdorf und der Franken Obst AG hervorhob. Nicht zuletzt wurde die sehr erfolgreiche Kirschsorte Regina, die Tobias Vogels Handschrift trägt, in Hiltpoltstein entwickelt.