Druckartikel: Ehrenbürg-Gymnasium Forchheim steht im Schwarzbuch

Ehrenbürg-Gymnasium Forchheim steht im Schwarzbuch


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Donnerstag, 05. Oktober 2017

Der Bund der Steuerzahler wirft dem Landkreis Forchheim vor, bei der Sanierung des Ehrenbürg-Gymnasiums Geld verschwendet zu haben.
Dieses  Graffiti war im November 2015   auf der Mauer des  Ehrenbürg-Gymnasiums   zu lesen, als   sich herausstellte, dass die Baukosten  um  700 000 Euro  gestiegen waren    Foto: Archiv/Ekkehard Roepert


Von "offensichtlichen Fehleinschätzungen" spricht der Verein Bund der Steuerzahler in Bayern. Bei der Sanierung des Ehrenbürg-Gymnasiums seien unter anderem durch "Mängel" bei der Projekt-Entwicklung Gesamtkosten von 14,7 Millionen Euro entstanden. Im Jahr 2008 waren nach der ersten Berechnung 5,38 Millionen Euro für die energetische Sanierung des Schulgebäudes prognostiziert worden.


"Massenfehler"

Die Sanierungsgeschichte des Gymnasiums, die sich dann anschloss, liest sich aus Sicht des Bundes der Steuerzahler wie folgt:
"Im Jahr 2013 wurden nach Anpassung der Marktpreise, Berücksichtigung des Brandschutzkonzepts und der Integration von Lüftungsanlagen bereits Gesamtkosten in Höhe von 9,05 Millionen Euro berechnet. Entsprechend dem Standard bei anderen Schulgebäuden im Landkreis Forchheim sollten aufgrund einer erweiterten Planung neben einer globalen Bodensanierung, HPL-Wandverkleidungen in den Fluren und Akustiklösungen im Deckenbereich auch der Fachklassentrakt saniert und interaktive Tafelsysteme installiert werden. All dies verteuerte die Sanierungsmaßnahme auf rund 11,56 Millionen Euro. "

Wegen der fehlerhaften "Bestandsuntersuchung", so die Kritiker des Vereins, "musste das Schulgebäude wider Erwarten auf Rohbauniveau zurückgebaut werden". Zudem seien "gravierende Mängel" entdeckt worden, etwa marode Stahlbetonteile und Stahlstützen, mangelnder Brandschutz oder "Massenfehler bei der Ausschreibung diverser Gewerke".

Der Bund der Steuerzahler kommt zu dem Schluss, dass die Gesamtkosten (rund 14,7 Millionen) Euro viel niedriger ausgefallen wären, wenn es keinen "mehrfachen Wechsel im Architekten- und Planungsteam" gegeben hätte.

Doch der Bauherr, der Landkreis Forchheim, widerspricht dem Vorwurf, unnötige Mehrkosten erzeugt zu haben. Wie Kathrin Schürr, Pressesprecherin des Landratsamtes am Donnerstag betonte, sei ursprünglich am Ehrenbürg-Gymnasium nur eine "kleinere energetische Sanierung geplant gewesen". Dann habe der Kreistag das Schulsanierungspaket beschlossen, dass dann natürlich auch auf das Ehrenbürg-Gymnasium "angewendet wurde". Folglich sei eine Generalsanierung beschlossen, die die Kostensteigerung erkläre: "Man hat für die Mehrkosten auch einen Mehrwert", sagt Kathrin Schürr. Beispielsweise sind die Klassenzimmer mit modernen Medien ausgestattet worden." Fazit der Pressesprecherin: "Es sind nicht die Kosten für die gleiche Leistung explodiert, es sind ganz andere Kosten."

Michael Stocker (beim Bund der Steuerzahler in der Abteilung Haushalt und Kommunales aktiv) weist darauf hin, dass sich die Informationen im Bericht über das Ehrenbürg-Gymnasium aus verschiedenen Quellen zusammensetzen. Zum einen werde der Verein von "Informanten aus der Region" in Kenntnis gesetzt. Und dann folgten Recherchen bei den Behörden vor Ort.

Bei diesen Recherchen hat sich der Landkreis Forchheim gegenüber dem Bund der Steuerzahler dahingehend geäußert, "dass die Mehrkosten zum weitaus größten Teil aus sogenannten Sowieso-Kosten resultierten". Sie seien unvermeidbar und die Wirtschaftlichkeit der Sanierung sei "nach wie vorgegeben".

Der Bund der Steuerzahler erinnert daran, dass der Landkreis Forchheim zwar "juristisch prüfen lässt, welche Regressansprüche an welches Planungsbüro gestellt werden können". Dennoch hätten "zunächst die Steuerzahler die enorme Kostensteigerung zu schultern. Sie dürfen gespannt sein, ob es tatsächlich zu einer Regressnahme kommen wird."

In Summe hat sich der Bund der Steuerzahler folgende Meinung zum Fall Ehrenbürg-Gymnasium gebildet: "Wären die zusätzlichen äußerst hohen Kosten der Sanierungsmaßnahme bereits zum Zeitpunkt der Entscheidungsfindung im zuständigen Bauausschuss des Landkreises Forchheim bekannt gewesen, hätten auf jeden Fall klarere Verhältnisse bestanden, und der Landkreis hätte sich von vornherein auf die hohe Ausgabenbelastung einstellen können. Zu hoffen bleibt, dass bis zum Ende der Sanierung des Schulgebäudes im April 2018 nicht noch weitere Überraschungen in Form von Kostensteigerungen auftauchen werden."