Ehemaliges Arbeitsdienstlager bei Ebermannstadt wird Begegnungsstätte
Autor: Manfred Franze
Ebermannstadt, Montag, 13. Mai 2019
Am 19. Mai eröffnet Ebermannstadt im Familienzentrum Hasenberg eine neue Begegnungsstätte - der Gemeindeanger im Spiegel der Zeitgeschichte der Stadt.
Den Saal der neuen Begegnungsstätte im Familienzentrum Hasenberg hatte zuletzt die Landkreis-Schreinerei als Werkstatt genutzt. Er wurde aufwendig renoviert und kehrt nun wieder in seine alte Funktion als "Gesellschaftsraum" zurück. Die bauliche Anlage an der Feuersteinstraße spiegelt wie kein anderes Gebäude in Ebermannstadt die Zeitgeschichte seit 1933.
Am 18. Mai 1933 hatte der Bezirkstag (entspricht dem heutigen Kreistag) einstimmig beschlossen, sich um die "Errichtung eines Arbeitsdienstlagers in der leerstehenden Fabrik des Fritz Barthelmeß in Muggendorf" zu bewerben. Der Bezirksbaumeister veranschlagte für den Umbau 13 000 Reichsmark (RM), die der Bezirk voll übernehmen wollte. Doch Ebermannstadt unterlief die Bewerbung, nahm mit der Würzburger Arbeitsdienstgau-Führung eigenständige Verhandlungen auf und stellte den Gemeindeanger oberhalb des Bezirkskrankenhauses für die Errichtung eines "Stammlagers" mit 216 Mann Belegung zur Verfügung.
"Ertragsteigerung"
Der NSDAP-Kreisleiter Karl Schmidt unterstützte die Ebermannstädter Bewerbung als einzigartige Möglichkeit "zur Ertragsteigerung der gesamten Bodenbewirtschaftung für die Fränkische Schweiz" und fertigte selbst als Baumeister die Pläne für einen Steinbau zur Unterbringung des Stammlagers an.
Über die Finanzierung des gesamten Vorhabens machten sich Bürgermeister und Stadtrat zunächst keine großen Gedanken, weil sie auf Zuschüsse und günstige Kredite hofften. Allerdings überstiegen dann die konkret vorgelegten Kosten alles, was die Stadt bis dahin in ihrem Haushalt finanziell verkraftet hatte: Die Kultivierung des Gemeindeangers wurde mit 98 000 RM und die Baukosten für das Stammlager mit 158 000 RM veranschlagt.
Am 26. September 1933 wies Bezirksoberamtmann Ferdinand Waller den Ebermannstädter Bürgermeister darauf hin, dass die Stadt "im Verhältnis zu anderen vordringlicheren Anträgen" keine Aussicht auf Gewährung von Darlehen habe. Zudem warnte die Regierung, "zur Zeit für derartige Einrichtungen" größere Schulden aufzunehmen. Dem hielt Georg Wagner entgegen: "Die Stadt will das Projekt (...) durchführen und glaubt die Angelegenheit finanzieren zu können."
Am 2. Oktober 1933 begannen die Arbeitsdienstler mit den Erdarbeiten. Bevor es überhaupt mit dem Hausbau am 28. November losging, mussten über 25 000 cbm Erde ausgehoben und das Gelände mit 758 cbm Gestein aus dem städtischen Steinbruch befestigt werden. Beim Richtfest im März 1934 feierte die Gau-Arbeitsdienstführung den Bau wegen "seiner landschaftlich idealen Lage wohl [als] eines der schönsten, wenn nicht das schönste Arbeitslager Deutschlands".
Zu diesem Zeitpunkt aber kämpfte Ebermannstadt schon mit der Finanzierung. Im Juli, als der Bau bezogen wurde, hatte die Stadt über 50 000 RM Schulden, musste einen Kredit zu Lasten seines E-Werks aufnehmen und weigerte sich, den zweiten Bauabschnitt auszuführen. Ihr fehle sowohl für den zweiten Bauabschnitt als auch für die vom Arbeitsdienst geforderte Turnhalle das notwendige Geld.