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Egloffstein setzt auf Mountainbike-Wege


Autor: Reinhard Löwisch

Egloffstein, Mittwoch, 05. August 2015

Die Räte unterstützen einstimmig das Konzept des Initiators Michel Giesche. Bis zum Frühjahr 2016 soll das Netz fertig sein.
Mountainbiker im Leinleitertal. Um Heiligenstadt herum entstand das erste Mountainbikenetz mit drei Touren. Foto: Reinhard Löwisch


Obertrubach hat schon einen offiziellen, Egloffstein und Gräfenberg noch nicht. Im digitalen Netz, also inoffiziell, gibt es schon eine ganze Menge erprobter Mountainbikewege. Auf diesen Trend-Zug will auch die Gemeinde Egloffstein aufspringen, um zusätzliche Gäste zu gewinnen.
Weil ihn das Thema selber interessiert, hat Michel Giesche (44) vor zwei Jahren angefangen, ein Mountainbike-Wegenetz zu erstellen, das ursprünglich rund um Egloffstein verlaufen sollte und bisher im Internet bestehende Wege verbindet. Schon bald merkte er, dass Gemeindegrenzen die Attraktivität der Routen beinträchtigen können und so baute Giesche die Strecken nach und nach immer weiter aus, bis er in Gräfenberg und Obertrubach gelandet war, wo es ebenfalls einige schöne Landschafts-Trails gibt.

Suche nach neuen Partnern

Nachdem der Widerstand bei Jägern, Grundstückbesitzern und Naturschützern im Raum Egloffstein zu groß wurde, nahm Giesche, unterstützt von Egloffsteins Bürgermeister Stefan Förtsch, von der Insellösung Abstand und ging auf die Suche nach neuen Partnern, die bei der Umsetzung helfen können. Das Wirtschaftsband A 9 sprang auf den fahrenden Zug und ernannte Giesche flugs zum ehrenamtlichen Projektmanager in Sachen Mountainbike-Strecken. Damit wurde das Gebiet wieder um einige Gemeinden größer und so kam Giesche auf die Idee, neben dem Bahnhof in Gräfenberg, auch die Bahnhöfe in Ebermannstadt, Pegnitz, und Neuhaus/Pegnitz im Nürnberger Land mit Mountainbike-Strecken zu verbinden. Damit wuchs das geplante Routen-Netz auf sieben Wirtschaftsband-A9-Gemeinden an und es kamen (wegen der Bahnhöfe) vier zusätzliche, nicht dem Wirtschaftsband angehörige Gemeinden mit in das Montainbike-Netz-Konzept.
Das ist die Ausgangsbasis für seine "Bikeschaukel": vier Bahnhöfe die mit Mountainbikestrecken kreuz und quer verbunden, insgesamt 190 Kilometern Weglänge ergeben. Dazu kommen noch einige Rundwege; insgesamt rund 400 Kilometer Wegstrecken. Die Ausgangspunkte der Strecken sind also mit dem öffentlichen Nahverkehr gekoppelt, was die Attraktivität der Strecken steigern und vor allem Gäste aus dem Großraum Nürnberg anlocken soll.

"Eine Art Kanalisierung"

Man will bei Umsetzung, es werden rund 4000 Schilder gebraucht, auf die Wegeinfrastruktur der bestehenden Wanderwege zurückgreifen. Ziel sei es, mit eigens eingerichteten Strecken eine Art Kanalisierung der Trendsportart, um neben der Lenkungsfunktion für Mountainbikern auch Wanderern, Jägern, Naturschützern und dem Forstbetrieb gerecht zu werden. Miteinander gestalten ist das Motto und nicht gegeneinander arbeiten.

Suche nach Sponsoren

Zur Finanzierung wurde nicht viel gesagt. Man sucht Haupt- und Nebensponsoren und will Fördermöglichkeiten durch den Staat ausloten. Allein schon für die 4000 Schilder sind rund 30 000 Euro notwendig, schätzt Giesche. Die Ausschilderung könnten die Wanderwegewarte des Fränkische-Schweiz-Vereins übernehmen und auch der Naturparkverein und eventuell die zahlreichen Radverleiher in der Region sowie ambitionierte Mountainbiker, die Patenschaften für Streckenabschnitte übernehmen.
Bis zum Frühjahr 2016, so das ehrgeizige Ziel, soll das geplante Wegenetz installiert sein. Als Beispiel für ein funktionierendes neu konzipiertes und prosperierendes Mountainbike-Wegenetz wurde der "Stoneman Miriquide" im Erzgebirge genannt. Die Strecke dort ist 162 Kilometer lang, überwindet 4400 Höhenmeter und neun Berggipfel und wer ein Starterpaket kauft, kann seine sportliche Leistung in Medaillen darstellen: Wer die Strecke an einem Tag schafft, bekommt eine Goldmedaille, an zwei Tagen ein Silbermedaille und an drei Tagen ein Bronzemedaille und man wird auf einer Siegerliste im Internet eingetragen.
Auf der Strecke sind im zweiten Jahr des Bestehens bis Anfang Juni schon knapp 1000 Fahrten registriert worden, meinte Giesche. Der damit erzielte Umsatz soll bis Ende des Jahres bei über zwei Millionen Euro liegen. Um die Aktion zu unterstützen, die bisher von Michel Giesche ehrenamtlich geleistet wurde, beschloss der Gemeinderat einstimmig seine Befürwortung des Konzeptes.