Egloffstein: Energiekonzept mit Fragezeichen
Autor: Reinhard Löwisch
Egloffstein, Freitag, 05. Juni 2015
Auf drei Säulen fußt das "Energiekonzept Trubachtal", das jetzt ein Regionalmanager aus Lauf den Egloffsteinern vorgestellt hat. Bürgermeister Förtsch vermisst darin allerdings klare Empfehlungen.
Nach mehrjähriger Vorarbeit steht nun das "Energiekonzept Trubachtal". Stephan Tralau, Chef des Laufer Instituts für Nachhaltigkeit, Effizienz und Regionalmanagement hat es der Öffentlichkeit und den Gemeinderäten aus Obertrubach und Egloffstein vorgestellt.
Der Festsaal im Gasthof Post war gut gefüllt, als Tralau zur Sache sprach. Zahlreiche Bürger, darunter Mitglieder der "Bürgerwerkstatt Egloffstein", hörten sich das Konzept, das in einem Leitbild zusammengefasst ist, an, um anschließend darüber auch zu diskutieren.
Demnach fußt das Konzept auf drei Energiesäulen: Wasserkraft, Photovoltaik und Nahwärmeinseln, die mit Blockheizkraftwerken und Kraft-Wärmekopplungsanlagen betrieben sind.
Die Wasserkraft ist vor allem im Egloffsteiner Bereich ein interessantes Thema, weil hier das Bachgefälle stimmt und auch die Wassermenge so groß ist, dass zumindest ein Ausgleich der Anschaffungskosten nach bis zu zehn Jahren Betrieb möglich ist. Ein weiterer Vorteil ist laut Tralau, dass die Wasserkraft das ganze Jahr verfügbar und darüber hinaus noch kostenlos ist. Das gilt auch für die Photovoltaik, die Tralau durch die stark gesunkenen Produktionskosten als interessante Alternative darstellte.
Großes Potenzial
Schließlich setzt Tralau auf Nahwärmeinseln, die mit Blockheizkraftwerken heißes Wasser für Großverbraucher und im Falle Egloffsteins auch Strom fürs eigene Stromnetz liefern kann.
Die Wasserkraft könnte im Bereich Egloffstein vor allem durch Wasserräder oder sogenannten Wasserschnecken zur Stromerzeugung genutzt werden. Von 20 getesteten Standorten kämen vier bis sechs in die engere Auswahl, die von allen an der Genehmigung beteiligten Behörden auch für gut befunden wurden. Bei der Photovoltaik sieht Tralau noch großes Potenzial, wenn man den Eigenbedarf mit einrechnet und nur den Überschuss ins Netz abgibt. Hier wären auch Großanlagen denkbar, an denen sich die Bürger zum Beispiel in Form einer Genossenschaft beteiligen könnten.
Wie bei der Wasserkraft wäre auch hier nach zirka zehn Jahren eine Amortisierung der Investitionskosten und ein kleiner Gewinn in den Folgejahren möglich. Bei einer Nahwärmeinsel, wie sie seit Jahren zum Beispiel schon für Egloffstein diskutiert wird, sieht Tralau dann das größte Potenzial für betriebswirtschaftlichen Erfolg, wenn man die breite Bevölkerung miteinbeziehen könnte.
Eine "Wärmeinsel" wäre beispielsweise auch für Wolfsberg derzeit eine sehr günstige Gelegenheit, das Energieproblem dort zu lösen, weil im Zuge des Umbaues der Durchgangsstraße gleichzeitig die Rohre für die Hausanschlüsse verlegt werden könnten. Bei einer Investitionssumme von rund 660 000 Euro und einer Kombination aus Voltaik und Blockheizkraftwerk wäre die Anlage nach zehn Jahren komplett abgezahlt, rechnete Tralau vor.
Ähnliches wäre im Ortskern von Obertrubach, rund ums Rathaus und in Egloffstein in der Talstraße möglich. Im Egloffstein gäbe es sogar eine noch günstigere Auslastung, da überschüssige Heizenergie, die im Sommer normalerweise nicht gebraucht wird, vom Freibad für das Aufwärmen des Badewassers genutzt werden kann.
Neben den kommunalen Einrichtungen - angefangen von der Schule bis hin zu Kindergarten, Feuerwehrhaus und Bauhof - könnten auch private Anlieger von dem Fernwärmenetz profitieren und nebenbei auch die CO2 -Belastung deutlich senken.
Die anschließende Diskussion konzentrierte sich anfänglich auf die Wasserkraft, die nach Meinung einiger zu wenig Energie liefere, um wirtschaftlich damit arbeiten und Gewinne erzielen zu können.
Gespaltenes Urteil
Andere hielten dagegen, dass Wasserkraft immer vorhanden sei und derzeit schon mit dem einen vorhandenen Wasserrad genau so viel Strom erzeugt wird, wie mit allen in Egloffstein betriebenen Photovoltaikanlagen zusammen.
Obertrubachs Bürgermeister Markus Grüner (CSU) erkannte "handwerkliche Schwächen" im vorgelegten Konzept". Er könne sich aber trotzdem vorstellen, "das eine oder andere in Angriff zu nehmen".Egloffsteins Bürgermeister Stefan Förtsch (CSU) ist mit dem Ergebnis ebenfalls nicht "zu 100 Prozent zufrieden". Er vermisste "konkrete Empfehlungen" und will daher erst mit dem Gemeinderat beraten, wie es weiter gehen soll.