Eggolsheimer Schleuse löst Glücksgefühle aus
Autor: Elisabeth Görner
Eggolsheim, Sonntag, 09. Juli 2017
Eggolsheim feiert die sanierte Schleuse 94 des alten Ludwig-Donau-Main- Kanals.
"Das ist Heimat!", sagte ein Eggolsheimer, auch Mitglied des Schleusenvereins, während er glücklich und voller Bewunderung auf die sanierte und in Wert gesetzte Schleuse 94 des (alten) Ludwig-Donau-Main- Kanals schaute.
Aber letztlich weist dieses Alleinstellungsmerkmal von Eggolsheim weit über den Raum Eggolsheim-Neuses hinaus; plante doch schon Ludwig I durch den Kanal mit seinem Schiffsverkehr eine Verbindung zwischen Nordsee (durch den den Main auffangenden Rhein) und dem Schwarzen Meer - das heißt zwischen den Niederlanden, Deutschland, Österreich und mehreren osteuropäischen Ländern - herzustellen. "Und all diese Schiffe sind einmal vor unserer Haustür vorbeigefahren", so der Eggolsheimer Bürgermeister Claus Schwarzmann in seiner Begrüßungsrede. "Schon lange vor dem Internet waren wir mit der Welt verbunden!"
Gründe, dankbar zu sein
Dass es während der Bauzeit und auch bis jetzt nicht zu Unfällen gekommen ist, dafür gebe es Grund genug zu danken, was besonders durch den ökumenischen Segen - samt zugleich (in Bezug auf Umwelt) mahnendem wie bittendem Gebet - durch Pfarrerin Renate Topf und Pfarrer Matthias Steffel geschah. Tatsächlich mit Herzblut, wie es schien, sprach die Regierungspäsidentin Heidrun Piwernetz (die gleichzeitig auch die Vorsitzende des Stiftungsrates der das Projekt auch finanziell unterstützenden Oberfrankenstiftung ist) die Worte ihrer Festrede: Dass zur Bauzeit des Kanals bis zu 9000 Männer gleichzeitig an der Wasserstraße gearbeitet haben und sie in einer (heute) "rekordverdächtigen Zeit" von zehn Jahren fertiggestellt worden sei. Aber das geradezu Tragische war, das fast gleichzeitig die Ludwig-Süd-Nord-Bahn eingerichtet wurde, so dass der Kanal spätestens seit 1860 gegenüber den "dampfenden und zischenden Zügen" an Bedeutung verlor.
Dreiklang
Auch die Schleuse 94 wäre beinahe sang- und klanglos verschwunden, wenn nicht Claus Schwarzmann und der Schleusenverein sich die Erhaltung auf die Fahne - und auf die Brust (Anspielung auf entsprechende T-Shirts!) geschrieben hätten. Ein wunderbarer und einmaliger Dreiklang sei entstanden aus: Industriedenkmal, Kulturtreff mit schon stattgefundenen Führungen, Musikveranstaltungen und der Erhaltung von Trockenrasengebiet samt typischen Pflanzen und Tieren wie etwa Eidechsen und Hummeln.Obwohl es um eine Schleuse ohne Wasser geht, haben sich auch das Wasserwirtschaftsamt, die bayerische Landesstiftung, noch andere Institutionen, vor allem der Eggolsheimer Schleusenverein verdient gemacht.
Letzterer mit nur scheinbar geringen 25 000 Euro, die aber Bedingung für viele andere Gelder von den Banken und den übrigen Unterstützern waren, die sich im Rahmen von 800 000 bis 1,5 Millionen Euro belaufen.
Besonders hervorgehoben werden muss noch der Architekt Jürgen Schönfelder, der zum ersten Mal mit so einem Projekt konfrontiert worden war, sich aber mit Leib und Seele hineingekniet hat. Mangels eines Schlosses, für das die Schleuse nichts bot, übergab er Bürgermeister Schwarzmann statt eines Schlüssels ein Gebäck mit einem so genannten Poller, der den Weg zur Schleuse aufweist und begrenzt.
Im Dunkeln schien später der volle Mond - nach einer kleinen Theateraufführung in der Schleusenkammer mit Sketchen, mit einem Interview mit einem ehemaligen Schleusenmeister und während des Konzerts der Gruppe "Lauschrausch" zu all dem zu lächeln.