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Eduard Nöth in Forchheim "von 180 auf Null"


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Mittwoch, 02. Oktober 2013

Drei Ministerpräsidenten und vier Fraktionsvorsitzende hat er erlebt. 15 Jahre saß Eduard Nöth als Forchheimer Stimmkreisabgeordneter für die CSU im Landtag. Am 7. Oktober ist sein Mandat beendet.
Der scheidende CSU-Abgeordnete Eduard Nöth im Interview.Fotos: Barbara Herbst


Am Montag endet Ihre Zeit als Stimmkreisabgeordneter. Sind Sie erleichtert?
Eduard Nöth: Jede Entscheidung hat zwei Seiten. Ich war auf fünf weitere Jahre vorbereitet. Die Vorteile, dass es nicht so gekommen ist, werden sich vielleicht erst ergeben. Aber von 180 auf Null eingebremst zu werden, das ist nicht angenehm.

Eingebremst?
Als Politiker ist man Zeit seines Lebens aktiv und denkt laufend, wie und wo man was anpacken kann. Ich hatte mich angeschickt, weiter aus dem Vollen zu schöpfen - und dann diese Abstufung...

Sie meinen die Verwicklung in die sogenannte Familienaffäre...
Ich war in keine Affäre verwickelt. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass ich mich korrekt verhalten habe. Ich hätte auch selbstverständlich weitermachen können. Wenn ich heute unterwegs bin, sagen mir neun von zehn Leuten: "Du bist verrückt, dass du aufgehört hast."

Warum haben Sie dann nicht weitergemacht?
Es war eine sehr emotionale Stimmung. Und meine Entscheidung war auch ein emotionaler Schnellschuss, aber jetzt stehe ich dazu.

Ein betrübter Abschied also?
Ein bisschen Melancholie will ich nicht leugnen. Und es ist auch ein Stück Belastung, dass mein Abschied aus der Politik mit diesem Thema verbunden ist. Doch insgesamt bin ich zufrieden, ich mache mir keine Vorwürfe wegen dieser sogenannten Affäre.

Ist es nicht auch ein Gewinn, aufhören zu können?
Der große Gewinn liegt darin, dass der Generationenwechsel innerhalb der CSU gelungen ist. Als es Michael Hofmann geschafft hatte, das Direktmandat zu gewinnen, da ist mir ein Riesenstein vom Herzen gefallen. Und dass wir mit Hermann Ulm einen jungen und aussichtsreichen Landratskandidaten haben, zeigt, dass die CSU insgesamt auf einem guten Weg ist. Dass wir Ulm gewinnen konnten, geht auf meine Initiative zurück, darüber bin ich froh.
Am Montag konstituiert sich ein neuer Landtag. Welche Leistungen würden Sie im Rückblick auf ihre Landtagszeit hervorheben?
Das Projekt Bildungsregion. Das Landratsamt war in dieser Sache anfangs nicht sehr beweglich. Jetzt ist sogar das Qualitätssiegel da. Für mich ist das eine tolle Sache. Aber rückblickend freue ich mich auch darüber, 2005 die Landesausstellung nach Forchheim gebracht zu haben. Oder darüber, mit OB Stumpf und MdB Silberhorn die West-Spange der Forchheimer Südumgehung erreicht zu haben.

Was ist nicht gut gelaufen in den letzten 15 Jahren?
Die Hoppla-Hopp-Aktion von Stoiber beim G8 gehört gewiss dazu.

Und in der Region?
Da ist beispielsweise die Krankenhaus-Frage offen geblieben. Bei der Kooperation könnten wir schon viel weiter sein. Da haben wird ständig über Kleinigkeiten geredet.

Hat die Betonung der Gegensätze zwischen Freien Wählern und CSU in den letzten 18 Jahren nicht auch viele Möglichkeiten zunichte gemacht?
Ja, man hätte mehr erreichen können, wenn sich die politischen Kräfte öfter zusammengesetzt und an einem Strang gezogen hätten.

Wären Sie als Abgeordneter gern mehr gefordert worden?
Eine stärkere Einbindung der Kommunen habe ich mir oft gewünscht. Viele haben es gemacht, etliche Gemeinden aber nicht.

Welche Botschaft haben Sie für ihre jungen Kollegen im neuen Landtag, speziell für Michael Hofmann?
Konzentration auf das Wesentliche. Dazu gehört, sich in München möglichst schnell zu vernetzten. Das ist das A und O. Sich nicht nur mit Kollegen vernetzen, sondern in den Ministerien persönliche Beziehungen aufbauen.

Und was ist mit der Muse?
Rückblickend denke ich schon, dass ich manche sonnigen Sonntage nicht beim politischen Frühschoppen, im Festzelt und beim Festzug hätte verbringen sollen, sondern mehr mit der Familie. Die Familie bleibt leicht auf der Strecke. Es ist klug, sich nicht nur vom Terminkalender leiten zu lassen. Diesen Fehler habe ich zu oft gemacht.

Und jetzt?
Ich möchte neue Strukturen in mein Leben bekommen. Gegen eine neuerliche Kandidatur im Forchheimer Stadtrat habe ich mich schon entschieden. Das mit dem Kreistag ist noch in der Schwebe. Auf jeden Fall werde ich mich als stellvertretender Kreisvorsitzender des BRK mehr einklinken, werde mich weiter als Vorsitzender der Chorakademie Kloster Weißenohe engagieren... - Aufgaben gibt es genug.

Wollen Sie die Zeit auch für Dinge nutzen, die Sie in den vergangenen Jahren versäumt haben?
Wir haben drei Enkelkinder. Ich habe meiner Frau vorgeschlagen, dass wir uns mehr der Enkel annehmen. Außerdem habe ich meiner Frau fest versprochen, dass wir an einem Tag pro Woche etwas gemeinsam unternehmen. In der näheren Umgebung gibt es viel zu entdecken, Museen, Innenstädte... Aber insgesamt habe ich nicht das Gefühl, etwas versäumt zu haben, was ich nachholen müsste.