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Ebermannstadt hat ein Konzept für die Energiewende


Autor: Josef Hofbauer

Ebermannstadt, Sonntag, 27. Oktober 2013

Es sind nur scheinbar Cent-Beträge, die der Verbraucher spart, wenn er die Standby-Schaltung ausmacht, das Licht nicht unnütz brennen lässt oder die Heizung um ein, zwei Grad zurückdreht. "In der Summe kommen pro Jahr aber schnell ein paar hundert Euro zusammen", rechnet Josef Pauli vor.
Strom kostet Geld - oftmals mehr, als nötig wäre. Foto: Josef Hofbauer


Der Diplomingenieur von der Fachhochschule Deggendorf stellte unlängst in der Aula der Grund- und Mittelschule Ebermannstadt die Grundzüge des von der Stadt gewünschten Energiekonzeptes vor. "Die Energiewende geht uns alle an", betont Bürgermeister Franz Josef Kraus (CSU), der darauf verweist, dass die Kosten von 28.000 Euro zu drei Viertel erstattet würden. "Ebermannstadt ist eine von nur elf Kommunen in ganz Oberfranken, die diese Förderung in Anspruch nehmen", erklärt Franz Josef Eichhorn vom Amt für Landwirtschaft. Dominik Bigge, der Klimaschutzbeauftragte für den Landkreis Forchheim, erhofft sich Erkenntnisse, in welchen Bereichen die erneuerbaren Energien ausgebaut werden können. Dabei seien die Ideen der Bürger gefragt, unterstreicht der Mitarbeiter der Fachhochschule Deggendorf.



Am Anfang steht die Analyse

Am Technologiecampus für angewandte Energieforschung würden die Ideen auf ihre Praxis-Relevanz überprüft. "Nur was Sinn macht, wird auch weiter verfolgt", verspricht Josef Pauli. So entstehe ein bürgerbasiertes Energiespar-Konzept mit Spezialveranstaltungen zu Aspekten wie Dämmung, Heizung oder Sanierung.

Der Diplomingenieur propagierte Energiesparen durch bewusstes Handeln. Vorgeschaltet sei aber eine Bestandsanalyse. Wichtig dabei sei der Selbstversorgungsgrad mit Energie durch Holz oder andere regenerative Energieformen. Und natürlich der Energieverbrauch. "Ist beispielsweise der Wärmeverbrauch in Gebäuden bekannt, kann man sich Gedanken machen, in welchen Bereichen gespart werden kann", erklärt Pauli. Ergänzend dazu sei die Effizienz-Steigerung zu prüfen.

400 Euro sparen

Am nachhaltigsten könne durch ein verändertes Konsumverhalten gespart werden, erklärt Pauli. Nach seinen bisherigen Erfahrungen seien dies zwischen 400 und 500 Euro pro Jahr, die jeder einzelne durch bewusste Energienutzung sparen könne. Dieses Geld komme dann nicht mehr den Energiekonzernen, sondern der heimischen Wirtschaft zugute.

Der bewusste Umgang mit Energie führe zu vernetztem Handeln. Pauli: "Die Menschen sollen sich Gedanken machen, wie die Infrastruktur ihres Lebensraumes aussehen soll, wie viel Platz für Gewerbe, Industrie oder Energieerzeugung verwendet werden soll und welche Flächen als attraktiver Lebensraum eingestuft und touristisch genutzt werden können."

Deshalb rät Josef Pauli zu vorausschauenden "strategischen Flächennutzungsplänen." Sei die nachhaltige Wirtschaftsförderung erfolgreich, gelinge es, regionale Geldströme zu binden, führe das zu regionaler Unabhängigkeit mit dem Ergebnis, dass junge Menschen am Ort blieben und der demografische Wandel gebremst werde.

Zunächst keine Investionen nötig

Das Einsparpotenzial sei gigantisch, betont Pauli. Allein in den privaten Haushalten lasse sich durch bewusstes Handeln der Stromverbrauch um 20 Prozent senken. Bei der Wärme sei ein Einsparpotenzial von acht Prozent möglich, ohne einen Cent zu investieren.

Durch den Austausch von Kühl- und Gefriergeräten, Pumpen oder der Beleuchtung unter Verwendung von Energiesparlampen könne der Verbrauch um weitere 18 Prozent gesenkt werden. Das Augenmerk der Hausbesitzer müsse auch den Fensterflächen gelten, denn auf diesem Wege gingen acht Prozent der Energie verloren. Bei geschlossenen Rollläden entspreche die Einsparung in einer Nacht bei einer Außentemperatur von Minus zehn Grad pro Quadratmeter zwischen 2,1 Cent bei einer Holz-, elf Cent bei einer Strom- und zwölf Cent bei einer Ölheizung.

Die Korrektur der Heinz-Kennlinie, die Absenkung der Brauchwassertemperatur, den Verzicht auf Zirkulationspumpen oder eine Reduzierung der Heizkessel-Temperatur nennt Pauli als praktische Beispiele, wie jeder bei sich zu Hause Energie sparen kann. Wer noch mehr sparen wolle, müsse messen, notieren und handeln, erklärt Pauli. Dabei listet er detailliert auf, wie viel Strom Stereoanlagen, Touch-Leuchten, Bildschirme, Drucker, Scanner und andere Geräte verbrauchen, auch wenn sie nur im Standby-Modus sind.

So spart der Experte

In seinem eigenen Haushalt kam Pauli nur durch Standby auf einen Stromverbrauch von 155,6 Watt am Tag, was hoch gerechnet auf das Jahr eine Energieverschwendung von 1363 Kilowattstunden bedeutet. Bei 27 Cent pro Kilowattsunde sind das immerhin 295 Euro im Jahr.