DLRG Forchheim: Wasserrettung in Corona-Zeiten
Autor: Lucie Homann
Forchheim, Mittwoch, 27. Mai 2020
Die Deutsche- Lebens-Rettung-Gesellschaft befürchtet einen Ansturm auf Freigewässer und somit mehr Badetote. Mitglieder des DLRG Forchheim erzählen, wie Hygienemaßnahmen und Mund-zu-Mund-Beatmung zusammenpassen.
Forchheim Umgeben vom Regnitzarm und dem Rhein-Main-Donau-Kanal, direkt auf der idyllischen Schleuseninsel liegt das Einsatzzentrum der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Ortsverband Forchheim. Vor einem unscheinbaren Schuppen präsentiert der technische Leiter Mario Großkopf mit zwei Kollegen, den Fuhrpark des Rettungsdienstes. Schlauchboot, Rettungsboot und mehrere Einsatzfahrzeuge stehen frisch geputzt auf dem kleinen Hof. Doch seit Anfang März wurde keines der Boote mehr zu Wasser gelassen.
Der Grund, einerseits war es in den vergangenen Monaten sehr ruhig auf den Gewässern rund um Forchheim, andererseits kam es beim DLRG zu Trainingsausfälle aufgrund des neuartigen Coronavirus.
Training muss entfallen
"Im Schwimmausbildungsbereich mussten alle Kurse ausfallen," so der 29-jährige Ehrenamtliche, der in seiner Freizeit Mensch und Tier aus Gewässern rettet. Die Schwimmkurse für alle Altersklassen finden normalerweise im Forchheimer Königsbad statt. Durch die coronabedingte Schließung des Bades, mussten die Kurse seit März gestrichen werden. "Das bedeutet große finanzielle Einbußen für uns. Unsere Einnahmen bekommen wir durch die Schwimm- und Erste-Hilfe-Kurse, sowie über die Rettungsschwimmerausbildung," erklärt Matthias Kestler, Schatzmeister und Einsatztaucher des DLRG Forchheim.
"Das Einzige, was jetzt erst langsam wieder hochgefahren wird, ist die Ausbildung und das Training der Schnellen-Einsatz-Gruppe SEG. Denn für den Rettungseinsatzbereich wird in Realgewässern geübt, also im Kanal oder Baggersee. Mit dem gebührenden Abstand natürlich," so Großkopf. Das SEG ist eben jene Gruppe von Einsatzkräften, die bei einem Notfall alarmiert wird. Ihr Einsatzgebiet sind die Gewässer im Landkreis Forchheim. "Aber wir werden im Bedarfsfall auch überregional angefordert," erzählt Großkopf weiter. Auch bei der südbayerischen Schneekatastrophe 2019 oder der Schiffshavarie in Erlangen im September 2016 waren die ehrenamtlichen Helfer des DLRG Forchheim Vorort.
Mehr Badetote befürchtet
Nun bereiten sich Großkopf und seine Kollegen auf die kommenden Wochen vor. Denn die Pfingstferien stehen vor der Tür und das Wetter verspricht den Beginn der Badesaison. Erst am 8. Juni, in der zweiten Ferienwoche, dürfen die bayerischen Freibäder öffnen. Allerdings nur unter strengeren Sicherheitsbestimmungen. Da scheint es für Badebegeisterte einfacher zu sein, Abkühlung in der Wiesent oder in einem der vielen Baggerseen im Landkreis zu suchen.
Während im Königsbad ein Schwimmmeister aufpasst, gibt es an den meisten Badeseen keine Aufsichtsperson, die im Notfall eingreifen könnte. "Der DLRG Forchheim wacht am Wochenende in den Sommermonaten an der Schleuseninsel. Schließlich haben wir den Rhein-Main-Donau-Kanal direkt vor der Nase, aber ansonsten bewachen wir keine Gewässer," erklärt Ralf Gügel. Der Forchheimer ist seit 40 Jahren Mitglied der DLRG und Vorsitzender des Ortsverbandes Forchheim.
"Erst, wenn bei einem Notruf Wasser im Spiel ist, werden wir und die Wasserwacht mit alarmiert." Doch Gügel hat die Erfahrung gemacht, dass es dann bereits zu spät sein kann: "Oft beginnt ein Einsatz damit, dass eine Person schon vermisst wird. Irgendwo liegen nur noch ein Paar Schuhe am Kanal. Es kann längerer Zeit dauern, bis man die vermisste Person findet. Tagelang. Dann ist die Wahrscheinlichkeit allerdings groß, dass die Person leider nur tot geborgen werden kann."