Dirk Eickels will für die Linke in den Landtag
Autor: Ekkehard Roepert
Pautzfeld, Donnerstag, 12. Sept. 2013
Dirk Eickels, Linker Direktkandidat für den Landtag, ist es gewohnt, als Kommunist beschimpft zu werden. Dabei hat er sogar gute Kontakte zu den Freien Wählern.
Ein Linker mit Rauschebart - da war doch was. Ob er den wohl zu Ehren von Karl Marx trägt? Dirk Eickels streicht sich durch den Bart und lächelt vergnügt. Einige Analysen von Marx seien durchaus auf die Gegenwart übertragbar. "Doch die meisten seiner Lösungsansätze sind heute unpassend", meint Eickels. Der Marxismus interessiere ihn daher nur wenig. "Außerdem hab' ich was gegen Ismen, da wird schnell das eigene Denken ausgeschaltet."
Beschimpfung
Eickels ist kein Politiker der routinierten Antworten. Er sitzt am Küchentisch des alten Bauernhauses, das er seit 20 Jahren bewohnt, und gönnt sich die Zeit, Fragen nicht sofort zu beantworten. Er dreht eine Zigarette zu Ende oder nimmt einen Schluck aus der Kaffee-Tasse.
Seine "Hauptthemen" sind der Mindestlohn und die "Wiederherstellung der sozialen Marktwirtschaft". Wobei es Eickels nie zu drängen scheint, nur einfach seine Meinung loszuwerden. Er will ins Gespräch kommen.
Das ist für einen Vertreter der Linken im Straßen-Wahlkampf oft nicht leicht. Da werde man schon schnell mal "als Kommunist beschimpft", erzählt Dirk Eickels. Doch der 50-jährige Direktkandidat für den Landtag wirkt nicht so, als könnte man ihn leicht aus der Ruhe bringen. Wenn der in Kleve geborene Eickels von seinen politischen Ideen spricht, erklärt er auch, wie sie aus seinen persönlichen Erfahrungen entstanden sind.
Es sind die Erfahrungen vom Arbeitsmarkt. Den kennt Eickels aus der Perspektive des Angestellten, des Unternehmers und der des Freiberuflers. Als junger Mann erlernte er den Beruf des Foto-Laboranten. Dann betrieb er mit seinem Vater 15 Jahre lang eine Firma für elektrische Messgeräte. Später ließ er sich zum Fach-Informatiker ausbilden und arbeitete als Dozent (für EDV) in der Erwachsenenbildung. Und genau in jener Zeit erlebte Dirk Eickels sein politisches Coming-out.
Es war 2009, das Jahr der Quelle-Pleite. In seinen EDV-Kursen wurde der Dozent Eickels reihenweise mit "schlimmen Schicksalen" konfrontiert. Die Kursteilnehmer erzählten von den "menschenverachtenden Äußerungen", die sie sich bei der Agentur für Arbeit (Arge) anhören mussten; von den Vorwürfen, dass sie an ihrer Lage selbst schuld seien.
"Such dir eine Partei"
"Diese Äußerungen aus der Arge haben mich politisiert", erinnert sich Dirk Eickels. Anfangs habe er seinem Frust über die Agenda 2010 in privaten Gesprächen Luft gemacht. Bis ihm irgendwann seine Frau aufforderte: "Halt endlich die Klappe und such dir eine Partei." Ende 2011 entdeckte der zweifache Familienvater dann seine politische Heimat bei der Linken.
Doch als ihn der Kreisverband Bamberg/Forchheim bei den Landtagswahlen auf Platz 2 der Oberfranken-Liste platzieren wollte, erlaubte sich Eickels auch in dieser Frage eine Portion Nachdenklichkeit. "Für mich ging das zu schnell."
Nun sammelt er als Direktkandidat auf Platz 12 der Oberfrankenliste seine Erfahrungen. Am liebsten macht er das in der Forchheimer Innenstadt: "Hier sind die Menschen viel offener für linke Themen als beispielsweise in Bamberg." Wobei sich der Landtagskandidat auch über sehr zurückhaltende Sympathiebekundungen freuen kann. "Wenn du bei den Linken bist, kann es dort so schlimm nicht sein", hat ihm ein Mitbürger in Pautzfeld gesagt.
Ähnlich vorsichtig sind die Annäherungsversuche anderer Parteien: Zu den Freien Wählern gebe es "gute Kontakte", seit man gemeinsam gegen die Studiengebühren vorging. Und ein Grüner aus dem Kreis-Vorstand hat Eickels nach einem Gedankenaustausch gesagt: "Wir würden uns gut ergänzen."
Steuer-Krieg in Europa
Gäbe es mehr Ergänzung, ließe sich das "Hauptproblem der Politik" lösen, meint Eickels: "Die Politik hat sich das Heft des Handelns aus der Hand nehmen lassen." Der Einführung des Euro sei keine europäische Fiskalpolitik gefolgt. Mit "katastrophalen Konsequenzen", wie Dirk Eickels beobachtet: Eine Firma wie Apple zahle 1,9 Prozent Steuern. Andere Konzerne erzielten Milliarden-Umsätze und zahlten gar keine Steuern. "Es gibt einen regelrechten Steuer-Krieg in Europa."
Daher wundert sich der Linke-Politiker aus Pautzfeld über den Widerstand gegen die Transaktionssteuern. Um sie zu unterstützen, müsse eine Partei nicht so radikal sein, wie es den Linken oft nachgesagt werde.