Die Weißenoher und ihr Geheimnis vom "Eischbär"
Autor: Petra Malbrich
Weißenohe, Dienstag, 28. Januar 2014
Der HTV Edelweiß Weißenohe und Umgebung hat es sich zur Aufgabe gemacht, "Reingeschmeckte" über die Traditionen und Redensarten des Ortes aufzuklären. Selbst der Vereinsvorsitzende versteht manchmal nur Bahnhof.
Es kann manchmal allein am Namen liegen, dass sich ein Zugereister in seinem Heimatort reichlich fremd fühlt. Den "Scherers Wastl" sollte HTV-Vorsitzendenr Michael Stumpf vor etlichen Jahren etwas fragen. Er fand den Mann allerdings nicht so schnell, weil der mit bürgerlichem Namen Schwarz heißt.
Schlimmer wurde es, als er mit dem Ehrenvorsitzenden Helmuth Braun "den Eischbär nauf auf Lilling sollte". Stumpf verstand nichts und wurde selbst nicht so recht verstanden. Aus diesem Gefühl heraus, schlug er eine Art Heimatkunde für Zugereiste, Weißenoher und alle, die es noch werden wollen, vor. "Das Lustige daran ist, dass dieser Vorschlag von einem Zugereisten kommen musste, aber Einheimische begeistert", sagt Stumpf, der ursprünglich aus Würzburg kommt.
Ein roter Schuh
So waren es auch vor allem Einheimische, die später in die Edelweißhütte kamen, um den heimatkundlichen Exkursen von Helmuth Braun zu lauschen.
Dort lüftete Braun auch das Geheimnis des "Eischbärs", der in Wirklichkeit gar kein wildes Tier ist.
Auf dem dortigen Weg wurde einst mit einem Fuhrwerk das Heu ins Tal gebracht. In das Fuhrwerk wurde ein roter Schuh als Bremsschuh eingesperrt. "Sperr den Schuh hinten ei" lautete wohl die dazugehörige Anweisung und der Ort ist wohl der Einsperrberg gewesen.
Aber auch Hausnamen wurden früher verballhornt, was bedeutet, dass Namen so verändert werden, dass ein Fremder sie nicht mehr versteht.
Wie eben den "Eischbär", der nur mehr wenig an den eingesperrten Schuh erinnert als eher an einen schwäbisch ausgesprochenen Eisbären. Wie der Name im Dialekt geschrieben wird, das wissen sie in Weißenohe selbst nicht so recht.
Bei den bislang drei informativen, lustigen und vor allem geselligen Unterrichtsstunden erfuhren die Besucher unter anderem auch, dass der "Sousbiraboum" der Süßbirnenbaum ist und warum der Schintersweg, ein Teil des berühmten 5-Seidla- Steigs, so genannt wird. Der Weg verläuft oberhalb des HTV-3 Vereinsheims und ist quasi eine Umgehungsstraße der Ortschaften.
Diesen Weg musste der Schinter gehen. So wurde die Person genannt, die die toten Tiere aus den Orten holte.
Bei einem dieser Treffen hatte Erich Schiffer ein altes Foto dabei. Das Motiv: der Gemeinderat aus der Periode zwischen 1920 und 1925.
Erich Schiffer und Hans Polster waren die Einzigen, die die abgebildeten Personen noch kannten. Da war Stumpf klar, dass noch mehr Zeit investiert werden musste, um eine Art Fotogalerie zu erstellen. "Wer hat noch Fotos und wer sind die Leute?", fragte Stumpf.
Bewahren und weitergeben
Denn nun müsse am die Zeit nutzten, damit die wenigen, die über das Wissen noch verfügen, es an die anderen Generationen weitergeben könnten.
"Als Heimatverein wollen wir die Traditionen erhalten und auch das Historische aufarbeiten und aufbewahren", erklärt der Vereinsvorsitzende.
Irgendwann soll das geballte Wissen um die Vergangenheit und Traditionen in Weißenohe auch in einer Chronik veröffentlicht werden.