Druckartikel: Die Warteliste im ASB-Wohnheim Forchheim ist sehr lang

Die Warteliste im ASB-Wohnheim Forchheim ist sehr lang


Autor: Carmen Schwind

Forchheim, Dienstag, 17. März 2015

So eine Begrüßung erlebt auch ein Bezirkstagspräsident nicht alle Tage. Bei seinem Besuch beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) in Forchheim hießen Günther Denzler die Hunde Joy und Ully, begleitet von Petra Scholl und Gerhard Roth, willkommen.
Was aussieht wie ein Trike, ist ein altes Fortbewegungsmittel für Behinderte. Günther Denzler lässt es sich von Wolfgang Caps erklären. Foto: Carmen Schwind


Die Vierbeiner des ehrenamtlichen Besuchshundedienstes waren denn auch die Stars bei der Führung des Gastes durch den Fuhrpark und das Wohnheim des ASB.

Geschäftsführer Wolfgang Caps erläuterte die vielfältigen Aufgaben seiner Institution. Der Bezirk Oberfranken sei überörtlicher Träger der Sozialhilfe und zuständig für die Gewährung von Leistungen für Menschen mit psychischer, geistiger und körperlicher Behinderung. "Ich möchte mir vor Ort ein Bild machen, deshalb besuche ich fünf bis sechs Einrichtungen im Jahr", erzählte der Bezirkstagspräsident.


Zuhause für 52 Behinderte


Gemeinsam mit Angela Trautmann-Janovsky, Leiterin der Sozialverwaltung, und Sozialplaner Robert Stiefler kam er nach Forchheim, um sich ein Bild von der Arbeit des ASB zu machen. Dieser bietet aktuell 52 Menschen mit Behinderung ein Zuhause. "Wir haben aber eine Warteliste von 30 Personen", erklärte Sebastian Beetz, und das, obwohl im März 2013 ein Erweiterungsbau mit zwölf Wohnplätzen in Betrieb genommen worden war.

Günther Denzler zeigte sich vom Fuhrpark sichtlich begeistert, ebenso von der technischen Ausstattung, an deren Entwicklung der ASB beteiligt war. Wolfgang Caps informierte den Gast, dass derzeit 120 Mitarbeiter des Fahrdienstes mit 77 Fahrzeugen ihren Dienst tun.


"Wir wollen Mitarbeiter langfristig halten"


"Wir wollen unsere Mitarbeiter langfristig halten und sie auch gerecht bezahlen", erklärte Geschäftsführer Wolfgang Caps und ging damit auf das Thema des gesetzlichen Mindestlohns und dessen Auswirkungen ein. Hier habe es Probleme gegeben, einige Verfahren liefen noch. "Rechtlich sind wir auf der sicheren Seite", so Caps.

Man habe sogar erwogen, den Fahrdienst einzustellen. Der Bezirk und auch der Landkreis Forchheim hätten sich aber bereiterklärt, etwas dazuzuzahlen. "Die Politik muss gewahr werden, dass ein Arbeitgeber zusätzlich zum Mindestlohn noch Nebenkosten tragen muss", sagte Caps. Er habe auch viele Mitarbeiter auf 450-Euro-Basis, die nicht mehr verdienen dürfen, aber dann weniger arbeiten. Dadurch würden weitere Mitarbeiter benötigt.


Problem Mindestlohn


Zudem seien mehr Verwaltungskräfte für die Dokumentation nötig. "Im Wohnheim stellt sich dann noch die Frage, wie man mit der Rufbereitschaft umgehen soll", zeigte der Geschäftsführer seinen Gästen auf. Zudem stünden zwei große Ausschreibungen an - hier wolle man mit der Konkurrenz mithalten. Caps fasste zusammen: "Wir sprechen hier über mögliche 200 000 Euro Mehrkosten im Fahrdienst, die wir nicht über Mitgliedsbeiträge oder Spenden leisten können."

Das zweite Thema, das der Geschäftsführer vortrug, war das zunehmende Alter von Menschen mit Behinderung. Die demografische Entwicklung der Gesellschaft sei ihm klar, doch habe er bemerkt, dass diese im Behindertenbereich noch größer sei. 2009 waren 50 Prozent der Behinderten älter als 50 Jahre, 2014 sogar 70 Prozent. "Für 2019 rechnen wir sogar mit 80 Prozent", erläuterte Wolfgang Caps seine Statistik.


Bewohner werden immer älter


Früher habe man diese Menschen in ein Altenpflegeheim gegeben. Sie seien dann aber nach durchschnittlich einem halben Jahr verstorben. "Wir stoßen in der Pflege solcher Fälle an unsere Grenzen - bei der Ausstattung und beim Personal", erklärte Caps.


Objekt in der Fränkischen Schweiz


Deshalb wolle der ASB in der Fränkischen Schweiz ein Objekt für eine Million Euro erwerben, in dem Tagespflege und Wohnappartements angeboten werden können. Die Pflege könne über andere Dienstleister laufen. Damit Behinderte nicht in ein anderes Heim abgegeben werden, sondern innerhalb eines Hauses in eine andere Gruppe und damit bei den Freunden bleiben könnten, müssten Änderungen in der Politik stattfinden.

Da der Bezirk Oberfranken ebenfalls an diese Regelungen gebunden ist, empfahl Günther Denzler, dieses Thema gemeinsam mit den Spitzen der Verbände in die Politik zu tragen.

Der Bezirk Oberfranken müsse die gewachsenen Trägerphilosophien in seine Konzepte einbeziehen, er wolle aber gemeinsam mit allen Wohlfahrtsverbänden Lösungen finden, erklärte Denzler. Wichtig seien ihm aber die Bedürftigen. "Diese Menschen sollten ein selbstbestimmtes Leben führen können und sich wohl fühlen, wie hier im Wohnheim des ASB."